• 08.01.2009 13:37

  • von Pete Fink

Das große Interview mit Kasey Kahne

Kasey Kahne blickt im Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com' auf seine Saison 2008 zurück, und gibt eine Kampfansage in Richtung NASCAR-Chase

(Motorsport-Total.com) - Kasey Kahne ist in der NASCAR einer der richtig großen Sympathieträger und Publikumslieblinge. 2006 gewann der Evernham-Pilot sage und schreibe sechs Cup-Rennen. Champion Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) kam in diesem Jahr nur auf deren fünf, doch ausgerechnet im Chase hatte der damals 26-jährige Kahne dann großes Pech: Fünf Totalausfälle in den zehn Playoff-Rennen ließen seinen Evernham-Dodge mit der Startnummer neun nur auf Gesamtplatz acht landen.

Titel-Bild zur News:

Kasey Kahne ist einer der großen Publikumslieblinge der NASCAR

Es war damals also in etwa die gleiche Achterbahnfahrt, die Kahne auch 2008 erlebte: Zwei Saisonsiege in Charlotte und Pocono reichten nicht für einen Platz unter den besten zwölf NASCAR-Piloten. Zu unbeständig präsentierte sich der rote Budweiser-Dodge, weshalb Kahne am Saisonende nur als 14. notiert wurde.#w1#

Trotzdem gilt der heute 28-Jährige nach wie vor als einer der kommenden Topstars der NASCAR. 2009 wird Kahne bereits in seine sechste Sprint-Cup-Saison gehen. 'Motorsport-Total.com' unterhielt sich mit einem der letzten verbliebenen Hoffnungsträger der zuletzt so arg gebeutelten Dodge-Armada - nicht nur über Themen, die den Motorsport betreffen.

Frage: "Kasey, dein letzter Werbespot in den USA hat 'Rock you like a Hurricane' von den 'Scorpions' als Soundtrack. In Deutschland kennt dieses Lied jedes Kind. Wie kam es dazu, dass dein Spot ausgerechnet einen deutschen Song als Soundtrack hat?"
Kasey Kahne: "Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, warum sie dieses Lied für den Werbespot genommen haben. Denn als wir mit den Dreharbeiten begonnen haben, hatten sie die Musik dazu schon ausgesucht."

"Rock You like a Hurri-Kahne"

Kasey Kahne

Kasey Kahne ist vor allem ein Liebling der weiblichen NASCAR-Fans Zoom

Frage: "In dem Spot schaut es so aus, als wärst du mit deinen Hip-Hop-Moves ein echter Profi-Tänzer. Hast du jemals darüber nachgedacht, in die Fußstapfen von Helio Castroneves zu treten und bei 'Dancing with the Stars' ein Superstar zu werden?"
Kahne: "Haha (lacht; Anm. d. Red.). Nein, nicht wirklich. Helio hat in der Show einen Superjob gemacht, aber ich persönlich bin kein Tänzer. Der Werbespot war für mich eine einmalige Angelegenheit. Ich hatte die Hilfe eines Choreographen. Nur deswegen sieht es so aus, als wäre ich ein guter Tänzer."

Frage: "In den USA bist du mittlerweile einer der populärsten NASCAR-Piloten. Mein persönlicher Eindruck ist es, dass du vor allem jede Menge weiblicher Fans hast. Wie kommt das? Bist du eine Art Richard Gere der NASCAR?"
Kahne: "Meine Fans sind einfach großartig. NASCAR-Fans sind überhaupt sehr loyal, sie gehören zu den loyalsten Fans der Welt. Und seitdem ich zusammen mit Budweiser unterwegs bin, habe ich auf den Tribünen viel mehr Leute mit den roten Sachen für die Startnummer neun gesehen."

Frage: "Wärst du damit einverstanden, wenn man deine Saison 2008 als eine echte Achterbahnfahrt einordnen würde? Zwei Siege, ein weiterer im All-Star-Rennen, aber trotzdem keine Qualifikation für den Chase. Warum ging es so oft rauf und runter?"
Kahne: " Das ist richtig, die vergangene Saison ging es wirklich rauf und runter. Wir hatten vier Wochen lang wahrscheinlich eines der besten Autos, während wir den Rest des Jahres nirgendwo waren. Das ist schon verrückt. Ich weiß auch nicht, warum so etwas im Rennsport passiert. Aber eines ist sicher: Wir werden auf 2008 zurückblicken, uns am Kopf kratzen und uns fragen, warum es so viele Up and Downs gegeben hat."

Evernham 2009 in jeden Fall mit Dodge-Power

Kasey Kahne Evernham

Kasey Kahne wird auch 2009 den roten Evernham-Dodge fahren Zoom

Frage: "Im Chase war schließlich kein einziger Dodge-Fahrer. War dies ein generelles Problem für alle Dodge-Teams? Lag es am Car of Tomorrow? Oder liegt das Problem nur bei Gillett Evernham?"
Kahne: "Naja, es war eine Kombination von vielen Dingen. Eigentlich waren wir gut genug, um es in den Chase zu schaffen. Aber wir hatten ein paar Wochenenden, an denen wir reines Pech hatten. Das hat uns schließlich den Chase gekostet. Nimm einen Unfall oder einen technischen Defekt weg, und wir hätten den Chase geschafft. Meiner Meinung nach kann man also nicht eine spezielle Sache dafür verantwortlich machen."

Frage: "Nun gibt es gerade viele Spekulationen rund um Evernham. Eine davon ist ein möglicher Wechsel zu Toyota. Was kannst du uns darüber berichten? Werdet ihr 2009 mit Dodge-Motoren fahren oder wechselt ihr zu Toyota?"
Kahne: "Wir werden 2009 mit Dodge unterwegs sein."

Frage: "Wie sieht es mit weiteren Veränderungen bei Gillett Evernham Motorsports aus? Besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass ihr 2009 mit vier Autos an den Start gehen werdet?"
Kahne: "Ich weiß, dass George Gillett gerne auf vier Autos erweitern würde. Aber ich weiß nicht, ob wir das schon 2009 erreichen können. Jeder bei GEM arbeitet sehr hart, um mehr Sponsoren an Land zu ziehen. Aber das ist derzeit wirklich schwierig."

Gerne auch einmal in Deutschland

Kasey Kahne

Dreimal fuhr Kasey Kahne in der Saison 2008 in die Victory-Lane Zoom

Frage: "2009 hat NASCAR alle Testaktivitäten auf NASCAR-Strecken verboten. Welchen Effekt wird das haben?"
Kahne: "Bis zu einem bestimmten Punkt macht das Sinn. Es kostet irrsinnig viel Geld und die Zeiten sind gerade nicht besonders gut. Es macht schon Sinn, dass NASCAR so etwas bringt, um den Teams zu helfen. Für mich persönlich ist es etwas enttäuschend, denn nur so können wir uns verbessern."

Frage: "Was wird Evernham machen? Werdet ihr zum Beispiel auf Strecken wie Rockingham testen?"
Kahne: "Wie genau der Plan aussieht, darüber bin ich mir nicht sicher. Aber wir haben schon die Absicht, in der Offseason in Rockingham und auf einigen anderen Strecken zu testen."

Frage: "Was wäre zum Beispiel mit Tests außerhalb der USA? Zum Beispiel auf dem Lausitzring in Deutschland? Es ist ein Zwei-Meilen-Trioval mit einem Banking von sechs Grad?"
Kahne: "Es wäre schon toll, einmal dort drüben zu testen. Aber ich befürchte, die damit verbundenen Kosten, alle dort hin zu bringen, wären einfach zu hoch."

Immer viel Spaß mit Montoya

Kasey Kahne Juan Pablo Montoya

Die Markenkollegen Kasey Kahne und Juan Pablo Montoya verstehen sich sehr gut Zoom

Frage: "2008 hattest du zuerst Patrick Carpentier und später A.J. Allmendinger als Teamkollege. Wie schätzt du den Übergang ein, wenn sich ein Formelpilot in die NASCAR verändert? Warum haben die Jungs so große Probleme?"
Kahne: "Der Wechsel ist einfach richtig schwer. Dazu sind die Autos einfach viel zu unterschiedlich. Juan Pablo (Montoya; Anm. d. Red.) kam zu uns und hat den Übergang richtig gut hinbekommen. Ich vermute, dass jeder anschließend dachte, dass wir bei den anderen Formelpiloten einen ähnlichen Erfolg sehen würden."

Frage: "Soweit ich weiß, haben Juan Pablo und du euch bei einem Dodge-Werbespot kennengelernt. Wie ist dein Verhältnis zu Juan Pablo?"
Kahne: "Sehr gut. Mit Juan Zeit zu verbringen macht schon Spaß."

Frage: "Glaubst du, dass er nach zwei Jahren NASCAR nun vollständig akzeptiert ist?"
Kahne: "Er ist ein ganz harter Wettbewerber. Ich denke schon, dass er in der NASCAR gut aufgenommen wurde. Und er hat auch schon ziemlich viele Fans."

Lücke zur Spitze nicht besonders groß

Kasey Kahne

Kasey Kahne will die Achterbahnfahrt von 2008 nicht wiederholen Zoom

Frage: "Fahrer wie Montoya oder Jacques Villeneuve haben auch in Deutschland das Interesse an der NASCAR stark zunehmen lassen. Wie siehst du persönlich die Öffnung der NASCAR gegenüber dem Rest der Welt?"
Kahne: "Bei Autogrammstunden habe ich Fans aus allen Ecken der Welt kennengelernt. Für mich ist es absolut klasse, dass NASCAR nun auch weltweit verfolgt wird."

Frage: "Du als Fahrer - was müsste NASCAR machen, um die Serie in Ländern wie Deutschland noch populärer werden zu lassen?"
Kahne: "Da bin ich mir nicht ganz sicher. Wenn wir zum Beispiel in Deutschland einmal ein Rennen fahren könnten, dann wäre das schon cool. Aber bei unserem Kalender gibt es leider nicht viel Raum für noch mehr Rennen."

Frage: "Letzte Frage: Ich vermute, dein großes Ziel für 2009 wird es sein, wieder in den Chase zu kommen. Wie kannst du sicherstellen, dass dir das auch gelingen wird?"
Kahne: "Wir haben eine ganze Menge Arbeit vor uns. Im Vergleich zu vielen anderen Autos sind wir aber nicht allzu weit entfernt. Ich glaube wirklich nicht, dass sie alle so viel schneller als unser Budweiser-Dodge sind. Wir müssen einfach dranbleiben und unser Auto besser und schneller machen."

"Wenn es zum Beispiel uns gelingen sollte, unser Auto im Bereich der Vorderachse zu verbessern, dann denke ich schon, dass wir den entscheidenden Schritt dazu machen können, um die Lücke zu den Teams zu schließen, die um die Meisterschaft kämpfen werden."