• 15.12.2007 14:42

  • von Pete Fink

Das Car of Tomorrow - was steckt dahinter?

NASCAR bringt das Car of Tomorrow in der kommenden Saison in allen Rennen zum Einsatz, wo liegen die Hauptunterschiede zum alten Modell?

(Motorsport-Total.com) - Nach sieben Jahren Entwicklungszeit und einer einjährigen Übergangsperiode ist das Car of Tomorrow nicht mehr das Auto von morgen, sondern gezwungenermaßen das Car of Today. 'Motorsport-Total.com' erklärt die wichtigsten Unterschiede des neuen NASCAR-Modells im Vergleich zu seinem langjährigen Vorgänger.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun. Jeff Gordon Tony Stewart

Auch mit dem CoT wird Stoßstange an Stoßstange gefahren - hier in Richmond

Der tödliche Unfall von Dale Earnhardt Sr. beim Daytona 500 im Februar 2001 löste die Entwicklung des Car of Tomorrows aus. Wenn der NASCAR-Tross im kommenden Februar wieder auf den Superspeedway in Florida zieht, dann ist das CoT endgültig Realität, denn ab diesem Zeitpunkt ist das neue Fahrzeug auf absehbare Zeit das Modell, mit dem die NASCAR-Rennen bestritten werden.#w1#

Sicherheit und der Kostenfaktor spielten in dieser überaus langen Entwicklungsphase die Hauptrollen. Das Cockpit der Piloten wurde vergrößert, das gesamte Fahrzeug ist etwa fünf Zentimeter höher und wurde so gebaut, damit die Fahrer im Falle eines Zusammenstoßes das Cockpit schneller verlassen können.

Der gesamte Überrollkäfig wurde komplett neu konstruiert und besteht nun aus einem extrem energieabsorbierenden Material, und der Fahrersitz ist mehr in die Fahrzeugmitte gerückt worden, damit die Piloten mehr Schutz bei einem Crash haben.

Kritik an der Optik - Millimetergenaue Überprüfung

CoT technische Abnahme

Die NASCAR-Schablonen müssen millimetergenau passen Zoom

Optisch gesehen - und dies ist ein Hauptkritikpunkt vor allem seitens der Fans - wirkt das CoT etwas klobiger, dies jedoch nur auf dem Bildschirm, denn sieht man die beiden Fahrzeuge direkt nebeneinander, dann wirken die äußeren Unterschiede, was die Größe betrifft, eher minimal.

Auffällig sind vor allem die beiden aerodynamischen Hilfsmittel, der Frontsplitter und der kleine Heckflügel. Der Heckflügel wird den Teams übrigens erst bei der äußerst umfangreichen technischen Inspektion ausgehändigt, welche vor und nach jedem Einsatz auf der Strecke durchgeführt wird.

Denn alle CoTs, die zumeist in den Shops der Teams entstehen, müssen auf den Millimeter genau den zahlreichen NASCAR-Schablonen entsprechen, was im Infield zu langen Schlangen wartender Teams führt, die dann wohlwollend beobachten, wie die Konkurrenz eventuelle Kritikpunkte der NASCAR-Offiziellen mit diversen Werkzeugen, wie Hammer und Zange zu beheben versuchen.

286 Arbeitsschritte sind zu leisten, bevor ein Car of Tomorrow aus dem Shop heraus auf die Strecke gehen kann und wenn dies geschieht, dann beginnt der Teil, an dem sich viele NASCAR-Piloten reiben, denn das CoT stellt völlig neue Anforderungen an Fahrer, Crew und Techniker.

Piloten müssen sich anfreunden

Tony Stewart

Auch Tony Stewart hat im Cockpit eines CoTs nun um einiges mehr Platz Zoom

So sind die Zeiten vorbei, in denen die Piloten mit ihrer Erfahrung in der Lage waren, ein Fahrzeug über das Wochenende optimal abzustimmen, nun haben Computer Einzug gehalten. Das Zauberwort in Sachen Setup lautet "Seven-Post-Shaker-Rig", ein Gerät, mit dem man an sieben unterschiedlichen Punkten die Dynamik der Aufhängung des Wagens auf der Strecke simulieren kann.

Nur: Alles Gemecker seitens der Piloten ist insofern vergebens, als dass sie sich zwangsläufig mit den Macken des CoT anfreunden müssen. Das CoT-Cockpit ist ab 2008 ihr permanenter Arbeitsplatz und so werden die Kritiker des CoTs immer weniger.

"NASCAR besteht aus einer Gruppe von sehr klugen Köpfen", sagte zum Beispiel ausgerechnet "Bad Boy " Tony Stewart den 'Sportingnews', der ansonsten einer der ersten Piloten ist, die den Offiziellen entgegentreten, wenn Dinge geschehen, die nicht in seinem Sinn abgehandelt werden.

"Wenn man sich die diesjährigen CoT-Rennen ansieht, dann waren sie schon recht aufregend. Ich glaube nicht, dass die Rennen auf den 1,5 Meilen Ovalen und den großen Superspeedways zu außergewöhnlichen Massenkarambolagen ausarten." Nach dem großen Atlanta-Test im Oktober, so Stewart, habe man bereit ein ganz gutes Fahrgefühl entwickeln können.

Ein Thema sind Reifen und Aufhängung

Kevin Harvick

Kevin Harvick sieht noch Potenzial bei Reifen und Aufhängung Zoom

Sein Teamkollege Denny Hamlin und RCR-Pilot Kevin Harvick sehen im Bereich der vorderen Aufhängung und der verwendeten Reifen noch Aufholbedarf. Mehr Federweg und eine andere Reifenkonstruktion würden nach Harvicks Ansicht bereits eine wesentliche Verbesserung herbeiführen.

Jeff Burton, Harvicks Teamkollege bei Richard Childress Racing, gilt als einer der besonnenen Piloten und er bringt das Thema wohl auf den Punkt: "Es gibt gerade viele Diskussionen über das Car of Tomorrow", sagt er. "Es gibt auch viel Kritik, aber ich denke nicht, dass man dieses Fahrzeug bereits jetzt aburteilen sollte."

"Die besten Tage hat es noch vor sich, das Auto wird gut funktionieren und wir werden richtig gute Rennen sehen", glaubt Burton. Auch die NASCAR zeigt sich gesprächsbereit. NASCAR-Chef Brian France hat im November in Homestead angekündigt, dass man jederzeit ein Ohr für die Verbesserungsvorschläge seitens der Fahrer und Teams habe.

Der Kostenfaktor sollte übrigens tatsächlich rasche Wirkung zeigen, denn nach einem Jahr der Hin- und Herwechslerei zwischen dem alten und neuen Modell, können sich die Teams nun auf ein einziges Modell konzentrieren. Es gibt keine Spezialanfertigungen mehr, das Auto, das auf einem Short-Track gefahren wird, ist das Gleiche, das auf einem Superspeedway benutzt wird.