• 20.11.2013 13:10

  • von Pete Fink

Crewchief Knaus: Der kongeniale Partner der Johnson-Ära

Wenn Jimmie Johnson der aktuelle NASCAR-Dominator ist, dann hat auch Crewchief Chad Knaus einen großen Anteil an diesem Kuchen - was ist das Geheimnis?

(Motorsport-Total.com) - Sechs NASCAR-Titel für Jimmie Johnson sind gleichbedeutend mit sechs NASCAR-Meisterschaften für Chad Knaus, den kongenialen Partner des Kaliforniers. Seit der Saison 2002, also seit zwölf Jahren, arbeitet das Duo bei Hendrick Motorsports zusammen. Knaus ist dabei der hauptverantwortliche Crewchief an der Startnummer 48. Die beiden weisen sozusagen eine Erfolgsquote von 50 Prozent auf. Sechs aus zwölf - eine beeindruckende Serie auch für den 42-jährigen Knaus, der im US-Bundesstaat Illinois aufwuchs.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Die Chemie stimmt: Jimmie Johnson und sein kongenialer Crewchief Chad Knaus Zoom

Crewchief-Guru Ray Evernham war es, der den jungen Knaus 1993 ins Jeff-Gordon-Team lockte und sich dort quasi vom einfachen Karosseriearbeiter und Reifenwechsler bis zum Carchief hocharbeitete. Als sich Evernham nach seiner Hendrick-Zeit um den Dodge-Wiedereinstieg in der NASCAR kümmerte, wollte er Knaus als Entwicklungschef des Test-Teams haben. Mit Stacy Compton (Melling-Dodge) kam der Crewchief Knaus 2001 erstmals in den Cup, der Rest ist NASCAR-Geschichte.

Natürlich erlebt die NASCAR in diesen Jahren die Ära Jimmie Johnson. Allerdings ist das alles andere als ein Zufall, sondern vielmehr ein Produkt beinharter Arbeit, wie das folgende Beispiel verdeutlichen kann: Johnson beginnt sein tägliches Training im Normalfall um 5:30 Uhr morgens. Gefragt, ob Crewchief Knaus seinem Piloten denn um diese Uhrzeit nicht ab und zu Gesellschaft leisten könnte, sagt seine Antwort eine Menge aus.

Der frühe Vogel ...

"Mein Arbeitstag beginnt um 5:30 Uhr morgens, wenn Jimmie sein Training beginnt. Wenn ich es mir leisten könnte, um 5:30 Uhr mit ihm zu trainieren und um 8:00 Uhr zur Arbeit zu gehen, dann würde ich mir das vielleicht überlegen. Aber leider geht das nicht, denn ich muss um 5:30 Uhr an meinem Schreibtisch sitzen." Von nichts kommt halt nichts und so zirkuliert in NASCAR-Kreisen auch das geflügelte Bonmot, dass sich Knaus nach einem Titelgewinn selbst einen Tag (!) Urlaub gönnen würde.


Fotostrecke: #se7en: Jimmie Johnsons NASCAR-Karriere

Und wie es um seine mentale Einstellung steht, kann dieses Beispiel gut beschreiben: "Wir haben zusammen mehr Rennen verloren als wir gewonnen haben", sagte Knaus kurz vor Titel Nummer sechs. In der Tat: Nach 432 gemeinsamen Rennen und 66 Siegen bleiben rein rechnerisch 366 Niederlagen übrig. Wobei Knaus in der Saison 2006 zwei Johnson-Siege am Fernseher erlebte, als er für vier Rennen gesperrt war. Sein damaliger Stellvertreter hieß Darian Grubb, der später den NASCAR-Titel 2011 mit Tony Stewart gewann.

Es ist die berühmt-berüchtigte "Work-Ethic", also die schier unglaubliche Arbeitsmoral, die dem Duo Johnson/Knaus eine Alleinstellung bringt. In vielerlei Hinsicht. "Jimmie und ich sind solange zusammen und an jeder Beziehung muss gearbeitet werden", sinniert Knaus. "Wir hatten viele guten Zeiten, aber es gab auch schwierige Zeiten. Es gab Siege und Fehler. Jeder schreibt, dass wir die NASCAR dominieren, aber niemand stellt eine Statistik über unsere Niederlagen auf."

Kommunikation und Respekt als Schlüssel

Das permanente Streben nach Perfektion ist es also, was Knaus antreibt: "Wir versuchen uns, Woche für Woche zu verbessern. Das ist unsere permanente Herausforderung. Ich habe dabei 100 Prozent Vertrauen in Jimmie und ich denke, ihm geht es ganz genauso. Wir arbeiten mit konstruktiver Kritik und jeder Menge Feedbacks und Vorschlägen. Es ist ein tolles Arbeitsumfeld, wenn du weisst, dass man sich gegenseitig zu 100 Prozent unterstützt." Was mindestens noch bis Ende 2015 der Fall sein wird, denn solange laufen die aktuellen Verträge bei Hendrick Motorsports.

Jimmie Johnson

Chad Knaus und Jimmie Johnson: 100 Prozent Vertrauen Zoom

Doch auch eine gewisse Bescheidenheit ziert das Knaus-Team: "Ich glaube nicht, dass ich der beste Crewchief in der Garage bin", sagt der 42-Jährige. "Ich glaube, dass ich das beste Team habe, die besten Ressourcen und den besten Piloten. Die Aufgabe ist es, all diese Teile zusammen zu halten und das ist etwas, was uns glücklicherweise gelungen ist. Es gab immer viele Änderungen bei den Ingenieuren und Mechanikern, aber wir waren immer vorne dabei."

"Was ich verbessern möchte, ist weniger diese Crewchief-Sache, sondern vielmehr das menschliche Element. Also die Kommunikation, der Respekt der Leute, die um dich herum arbeiten und wie in dieser Gruppe kommuniziert wird. Wie man sich einen konstanten Respekt gegenüber jedem verschaffen kann, der in unsere Sache involviert ist." Gemessen an den Erfolgen der letzten zwölf Jahre ist Knaus in dieser Übung ein Meister.