• 23.01.2008 08:08

  • von Pete Fink

Countdown to Daytona: Villeneuve und Bill Davis Racing

Am 17. Februar 2008 beginnt die neue NASCAR-Saison - 'Motorsport-Total.com' stellt die wichtigsten Fahrer und Teams für 2008 vor

(Motorsport-Total.com) - In genau 25 Tagen startet die NASCAR, die populärste Motorsportserie Nordamerikas, in ihre neue Saison - und gleich zum Auftakt gibt es in den USA allen Grund zu Feiern. Denn die NASCAR-Saison 2008 beginnt mit einem wahren Paukenschlag, dem "Great American Race", den Daytona 500 am 17. Februar 2008.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve tritt in der NASCAR mit der Startnummer 27 an

Doch nicht nur das: Es ist eine Jubiläumsausgabe, denn das Daytona 500 anno 2008 findet an diesem Tag zum insgesamt 50. Mal statt - Grund genug, damit 'Motorsport-Total.com' bis zum 17. Februar 2008 an jedem Tag ein anderes Team der Saison 2008 vorstellen kann. Heute Jacques Villeneuve, der in einem Toyota Camry von Bill Davis Racing mit der Startnummer 27 antreten wird.#w1#

Für Motorsportpuristen ist die Startnummer 27 an einem Fahrzeug, das ein Mitglied der Villeneuve-Familie steuert, immer mit etwas Gänsehaut verbunden, war es doch just die Zahl, die Gilles Villeneuve zu seinen Formel-1-Zeiten bei der Scuderia Ferrari benutzte.

Es ist natürlich die Frage, inwieweit dies die US-amerikanischen NASCAR-Fans berühren mag, in jedem Falle ist es für Sohn Jacques nicht neues, mit dieser Startnummer anzutreten, denn diese benutzte er bereits in seiner zweiten IndyCar-Saison 1995.

Indy-Sieg, dann CART-Titel und Formel-1-Weltmeister

Zunächst fuhr er 1994 für das Forsythe-Green-Team und holte sich in seinem Rookie-Jahr seinen ersten Rennsieg in Road Atlanta. Ein Jahr später - nun unter dem Banner von Team Green - ließ er vier Saisonsiege folgen und sicherte sich den CART-Titel. Unter seinen vier Erfolgen befand sich auch das legendäre 500 Meilenrennen von Indianapolis.

Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve 1995 als frischgebackener Sieger beim Indy 500 Zoom

Sein Mut, sein Speed, aber sicher auch sein Nachname ließen Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone auf den damals 24-Jährigen aufmerksam werden und Ende 1995 gab der Kanadier seinen Wechsel zu Frank Williams bekannt. Der Rest ist Geschichte: Eine Pole Position gleich in seinem ersten Formel-1-Rennen in Melbourne 1996, elf Siege in zwei Jahren, eine Weltmeisterschaft im Jahr 1997, eine lange Leidenszeit bei BAR und Honda, ein kurzes Intermezzo bei Renault und am Ende noch zwei Jahre bei Sauber und dem BMW Sauber F1 Team.

Nach 162 Formel-1-Rennen nahm Villeneuve endgültig seinen Formel-1-Hut und erklärte, im Motorsport nun "ganz andere Dinge" machen zu wollen. Ein großes Ziel war eine Teilnahme beim 24 Stundenrennen von Le Mans, was er 2007 mit Peugeot umsetzen konnte. Phasenweise lag sein 908 HDi sogar an zweiter Stelle, doch schlussendlich kam für das Auto mit der Startnummer sieben wegen eines Motorenproblems in der Schlussphase das vorzeitige Aus.

Gerüchte über einen NASCAR-Wechsel des Kanadiers gab es schon einige Monate lang. Villeneuve-Manager Craig Pollock sprach mit vielen Teamchefs, doch nachdem das erste Busch-Rennen auf kanadischem Boden in Montréal Anfang August 2007 ohne Beteiligung Villeneuves über die Bühne ging, zog eine große Skepsis in Bezug auf die Ernsthaftigkeit seiner NASCAR-Pläne ein.

In Bristol platzte die Bombe

Umso größer war die Wirkung der Bombe, die dann am 24. August 2007 platzte, als Bill Davis Racing im Pressezentrum des Bristols Motor Speedways mit einem simplen Aushang eine eilig einberufene Medienkonferenz einberief, im Rahmen derer er die Verpflichtung des Kanadiers für die kommende Cup-Saison ankündigte.

Jacques Villeneuve

Auch der ehemalige Formel-1-Weltmeister musste zunächst Truck fahren Zoom

Darüber hinaus wurde bekannt gegeben, dass Villeneuve bereits in der kommenden Woche einen ersten Test in einem Craftsman-Truck von Bill Davis unternehmen werde, denn die notwendige Oval-Lizenzen vergibt NASCAR nur, wenn der jeweilige Kandidat in einigen Rennen unterer Klassen seine Speedway-Reife unter Beweis stellen konnte.

Diesen Umweg musste Juan Pablo Montoya gehen und auch ein Ex-Formel-1-Weltmeister blieb davon nicht verschont. Bereits einen Monat, und einige Testfahrten später saß Villeneuve in Las Vegas zum ersten Mal in einem Truck-Rennen am Steuer und wurde 21.

Es folgten sechs weitere Villeneuve-Auftritte bei den Trucks, doch der Kanadier gab auch bereits im Nextel-Cup Vollgas, denn nach einem sehr erfolgreichen Test in Talladega kündigte er an, am 5. Oktober 2007 beim UAW-Ford 400 sein Cup-Debüt geben zu wollen.

NASCAR-Debüt in Talladega

Es war eine sehr kontrovers diskutierte Entscheidung der NASCAR, Villeneuve für seinen Einsatz grünes Licht zu geben, doch der zweifache Familienvater ließ seine Kritiker verstummen, als er seinen Bill-Davis-Toyota in der Qualifikation auf Position sechs stellte.

Jacques Villeneuve

In Talladega ging Jacques Villeneuve voll konzentriert zu Werke Zoom

Zudem agierte Villeneuve im Rennen selbst extrem vernünftig, was ihm seitens der Kollegen viele Bonuspunkte einbrachte. Noch vor dem eigentlichen Start ließ sich er sich, wie in der Fahrerbesprechung angekündigt, ans Ende des Feldes zurückfallen, um dem Renngeschehen der Chase-Teilnehmer nicht im Wege zu stehen.

Auch dieses Rennen beendete der 35-Jährige auf Platz 21 und es folgte ein zweiter Cup-Einsatz beim vorletzten Saisonrennen in Phoenix. Das Oval in der Wüste von Arizona gilt - im Gegensatz zur Talladega-Qualifikation - eher als Fahrerstrecke und auch hier überzeugte Villeneuve: Er qualifizierte sich auch in seinem zweiten Anlauf

Im Rennen lief es dann weniger gut, denn nach 138 Runden war es für Villeneuve bereits beendet. Der Kanadier übersah auf der Außenseite Kasey Kahne und drehte sich unsanft in die Mauer. Platz 41 bedeutete eine erste Cup-Erfahrung der unangenehmen Art und einen arg zerstörten Bill-Davis-Toyota.

Bill Davis und Mark Martin

Bill Davis stammt aus der Bill-Clinton-Stadt Little Rock, Arkansas, und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit einem eigenen Transportgeschäft, aber seine enge Freundschaft mit der Familie Martin führte dazu, dass Davis die Rennambitionen von NASCAR-Urgestein Mark Martin von Beginn an hautnah verfolgte.

Bill Davis

Bill Davis ist der neue NASCAR-Teamchef von Jacques Villeneuve Zoom

1988 war Mark Martin bereits einige Jahre im Winston-Cup aktiv und als Bill Davis von Jack Roush, Steve Hmiel und Robin Pemberton angeboten wurde, ein eigenes Busch-Team mit Ford-Motoren und dem Backing der Carolina Ford Dealers an den Start zu bringen, konnte er nicht Nein sagen.

Drei Jahre dauerte die Zusammenarbeit zwischen Martin und Davis, aber "am Ende der Saison 1990 kam Mark zu mir und sagte mir, dass ich nach North Carolina umziehen müsse, wenn ich wirklich ernst genommen werden wollte." Es folgte eine Gewissensentscheidung zwischen seinem Transportgeschäft in Arkansas und einem eigenen Rennteam in High Point, North Carolina - der Motorsport siegte.

Während Ehefrau Gail in Arkansas das Transportgeschäft leitete, zog der Ehemann sein Rennteam hoch. Kurze Zeit später klingelte das Telefon und Michael Kranefuss, damals in Diensten vor Ford, machte Bill Davis auf ein neues Talent aufmerksam - Jeff Gordon.

Gordon zu Hendrick - Burton gewinnt

Der Kalifornier war 1991 erst 19 Jahre alt, als er bei Davis einen Vertrag für die Busch-Saison unterschrieb und 1992 - nun zusammen mit Crew-Chief Ray Evernham - holte Gordon drei Saisonsiege. Für 1993 war klar: Jetzt muss der Aufstieg in den Winston Cup geschafft werden.

Dave Blaney

Mit Dave Blaney hat Jacques Villeneuve einen sehr erfahrenen Teamkollegen Zoom

Rick Hendrick versetzte dem Vorhaben beinahe einen Todesstoß, denn er lockte die Kombination Gordon/Evernham von Bill Davis weg. Anstelle dessen sicherte sich das Team die Dienste von Bobby Labonte, der den Bill-Davis-Ford mit der Startnummer 22 zwei Jahre fahren sollte.

Ward Burton übernahm und holte am 22. Oktober 1995 beim AC-Delco 400 in Rockingham den ersten von bislang fünf Cup-Erfolgen für Bill Davis Racing. Bis zur Saison 2003 sollte die Zusammenarbeit mit dem großen Bruder von NASCAR-Pilot Jeff Burton andauern, der Höhepunkt war der Sieg beim Daytona 500 im Jahr 2002.

Seit einigen Jahren setzt die Truppe aus High Point zwei Fahrzeuge ein, die unter anderem von Scott Wimmer, Jeremy Mayfield und dem aktuellen Stammpiloten Dave Blaney gefahren wurden, der auch in der Saison 2008 den zweiten BDR-Toyota pilotieren wird.

Dieser befindet sich übrigens unter den Top 35 der Ownerwertung und hat somit einen garantierten Startplatz, was Jacques Villeneuve und sein Crew-Chief Slugger Labbe natürlich nicht erreichen konnten. Es wird die große Aufgabe des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters werden, seinen zweifellos vorhandenen Speed auf den NASCAR-Ovalen dazu einzusetzen, um seinen Nummer-27-Toyota so schnell wie möglich in die Top 35 zu bringen.

"Das ist das Erste, was wir tun müssen", erklärte der Kanadier. "Wenn wir in den Top 35 stehen und dann mit den schnellen Leuten fahren können, sind wir schon glücklich. Doch bis dahin können wir nicht wissen, was wir erreichen können und was nicht. Erst wenn wir in den Top 35 stehen, können wir versuchen, an die Spitze zu gelangen."

Startnummer: 27
Team: Bill Davis Racing; High Point, North Carolina
Internetadresse: www.billdavisracing.com
Fahrer 2008: Jacques Villeneuve
Fahrzeug: Toyota Camry
Crewchief 2008: Richard "Slugger" Labbe