Countdown to Daytona: Carl Edwards und Roush Fenway
Am 17. Februar 2008 beginnt die neue NASCAR-Saison - 'Motorsport-Total.com' stellt die wichtigsten Fahrer und Teams für 2008 vor
(Motorsport-Total.com) - In genau vier Tagen startet die NASCAR, die populärste Motorsportserie Nordamerikas, in ihre neue Saison - und gleich zum Auftakt gibt es in den USA allen Grund zum Feiern. Denn die NASCAR-Saison 2008 beginnt mit einem wahren Paukenschlag, dem "Great American Race", den Daytona 500 am 17. Februar 2008.

© Ford
Roush-Pilot Carl Edwards geht 2008 in seine vierte Sprint-Cup-Saison
Doch nicht nur das: Es ist eine Jubiläumsausgabe, denn das Daytona 500 anno 2008 findet an diesem Tag zum insgesamt 50. Mal statt - Grund genug, damit 'Motorsport-Total.com' bis zum 17. Februar 2008 an jedem Tag ein anderes Team der Saison 2008 vorstellen kann. Heute die Startnummer 99 von Roush-Fenway-Racing, deren Fahrer Carl Edwards nach Siegen immer kopfüber aus seinem Auto steigt#w1#
Roush Racing wurde 1988 in Livonia, Michigan gegründet. Der Racing-Ableger von Roush Industries sollte die Leistungen der beschäftigten Ingenieure an die Rennstrecke bringen. Heute beschäftigt Roush Industries 1.800 Angestellte und versorgt Automobil- und Rennindustrie mit innovativen technischen Konzepten rund um den Fahrzeug- und Flugzeugbau.
Neben schnellen Fahrzeugen sind Flugzeuge überhaupt Jack Roushs zweite große Leidenschaft. Er sammelt Jagdflugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg, restauriert sie, und fliegt sie auch selbst. Darüber hinaus betreibt er mit Roush Aviation eine kleine Fluglinie, die an Renntagen die kompletten Crews aus North Carolina an die Strecken fliegt.
Eigene Nachwuchszüchtung

© Ford
Carl Edwards ist eines der besten Pferde im Stall von Teambesitzer Jack Roush Zoom
Jack Roush ist dafür bekannt in seinem Team gerne unkomplizierte Charaktere zu beschäftigen. Er entwickelt jüngere Fahrer selbst in den niedrigeren NASCAR-Ligen und führt sie dann langsam an den Cup heran. Mark Martin, Jeff Burton oder Matt Kenseth sind solche pflegeleichten Charaktere, die der vordefinierten Erfolgsspur von Roush gerne folgten.
Unangepasstere Persönlichkeiten haben es bei Jack Roush schwerer. 1992 wollte er zwar Jeff Gordon als Fahrer, nicht aber Ray Evernham als seinen Crew-Chief - der Deal kam nicht zustande. Kurt Busch wurde zwar 2004 für Roush Cup-Champion, aber das große Ego von Busch und seine mangelnde Beliebtheit an der Strecke machten es Roush recht einfach, ihn zu Penske ziehen zu lassen. Kurts Bruder Kyle Busch ist zwar eine Entdeckung von Jack Roush, trickste aber so geschickt mit seinen Verträgen, dass Roush das Interesse verlor und Kyle Busch zu Hendrick ziehen ließ.
Jack Roushs Talentsuche selbst ist seit Jahren unter dem Titel "The Gong Show" in Anlehnung an eine frühere US-Fernsehserie analog zu "Deutschland sucht den Superstar" bekannt geworden. Roush Racing sammelt Steckbriefe von Tausenden von Fahrern aus den unterschiedlichsten Rennsportklassen. Die geeigneten Kandidaten werden dann einer Reihe von Tests unterzogen.
Dabei spielt das Fahrkönnen eine Rolle, aber nicht die einzige: Das Talent, sich selbst zu präsentieren, Medienumgang und Persönlichkeit werden ebenfalls getestet. Dann werden die sich bewerbenden Fahrer nochmals auf eine kleine Anzahl von Piloten reduziert, die dann meist in einem Roush-Truck ihr Fahrkönnen und ihre Schnelligkeit beweisen müssen. Die geeignetsten Fahrer erhalten dann einen Entwicklungsvertrag und einen Einstiegsplan in die NASCAR.
Der Cousin von Kenny Schrader

© Ford
Carl Edwards ist 2008 einer der Piloten, auf die Jimmie Johnson ein Auge hat Zoom
Auf genau diesem Weg kam Carl Michael Edwards II zu Roush Racing. Er wurde am 15. August 1979 in Columbia, Missouri geboren und ist ein Cousin von seinem Rennfahrerkollegen und BAM-Piloten Ken Schrader. Seine Leidenschaft fürs Rennfahren folgte seinem Vater, der in Missouri viele hundert Rennen in unteren NASCAR-Ligen gewonnen hatte.
Einem Rat seines Onkels Ken Schrader folgend startete Edwards 1997 seine Dirt-Track-Karriere, sprich er wechselte von den Juniorklassen auf losen Untergrund. Durch das hier praktizierte ständige Driften der motorstarken Gefährte wird die Fahrzeugbeherrschung perfektioniert, was heute Fahrern wie Tony Stewart und Ryan Newman im Cup hilft.
Ab 2002 versuchte sich Edwards dann in der NASCAR Craftsman Truck Series für MB Motorsports und empfahl sich für 2003 bei Jack Roush. Der setzte ihn als Vollzeitpiloten in der Truck-Serie ein, Edwards holte sich den "Rookie-of-the-year"-Titel, drei Rennsiege und den achten Rang in der Truck-Meisterschaft.
Mitte 2004, schneller als vorgesehen, stieg Carl Edwards dann in den NASCAR-Cup auf. Er ersetzte den zu Richard Childress abwandernden Jeff Burton im Ford mit der Startnummer 99. In seiner ersten Saison bestritt Edwards 13 Rennen, was ihn nie in die Position brachte um den "Rookie-of-the-year"-Titel im Cup zu fahren.
2005 der Edwards-Durchbruch

© Ford
Bob Osbourne ist bei Roush-Fenway der Crew-Chief von Carl Edwards Zoom
Sein erstes gesamtes Jahr im Cup fuhr Edwards dann in 2005 und es wurde zum riesigen Erfolg des Mannes aus Missouri: Er gewann vier Rennen - darunter beide Atlanta-Läufe - und wurde in der Gesamtwertung sensationell Dritter. Die Wiederholung dieses aufsehenerregenden Anfangserfolges gelang Edwards 2006 nicht: Ohne Sieg verpasste er den Chase und wurde in der Gesamtwertung Zwölfter.
Aber er kehrte 2007 zurück: Nach einer Serie von 52 sieglosen Rennen im Cup kehrte Carl Edwards am 17.Juni 2007 in die Victory Lane zurück - in Michigan. "Für mich wäre heute der zweite Platz so gewesen, als hätte ich mir meinen Arm abgeschnitten", so Edwards nach dem Sieg in Brooklyn. "Ich habe viel durch Versuchen und noch mehr durch Scheitern gelernt. Eine wichtige Lektion dabei war: Du kannst Dinge nicht schneller machen, manchmal braucht alles seine Zeit. Du kannst nur den besten Job machen, der eben geht."
Ein Grund, der gegen einen Erfolg von Edwards 2006 gesprochen haben könnte, war Crew-Chief Bobby Osbourne. Der wurde im April 2006 Jamie McMurray zugeordnet. Erst als Osbourne 2007 wieder dem Team mit der Startnummer 99 zugeordnet wurde ging es aufwärts. "Bob hat ein Gespür dafür, was passiert. Er kann mir genau sagen, warum ich verrückt werde und mich beruhigen, wenn ich davor bin zu explodieren", so Edwards. "Wir kennen uns gut genug - das hilft mir. Es ist wichtig, dass du nicht in ein Loch fällst und dich dort immer tiefer herein gräbst."
Zwei weitere Cup-Siege folgten für Edwards im Jahr 2007 - was ihn zu einem der Titelaspiranten für 2008 macht. Am 3. November 2007 konnte Carl Edwards einen weiteren Triumph seiner Arbeit ernten. Er legte zu Beginn der letzten Busch-Serie einen furiosen Start vor, der in einem zeitweilig riesigen Vorsprung auf das restliche Feld gipfelte. Edwards konnte aber die Busch-Serie nicht vor Anfang November gewinnen, dann allerdings war er am Ziel seiner Busch-Träume: NASCAR-Titel Nummer eins war Realität für den Roush-Piloten Edwards.
Fitness-Freak Edwards

© Ford
Was kann Carl Edwards 2008 gegen Earnhardt und Co. ausrichten? Zoom
Neben seinen sportlichen Erfolgen auf der Rennstrecke legt Edwards besonderen Wert auf seine physische Fitness. Er ist wahrscheinlich der am besten durchtrainierte NASCAR-Pilot, selbst nach physisch anstrengenden Rennen wirkt er ausgeruht. Nach Siegen verlässt Edwards sein Renngefährt übrigens immer auf dieselbe Art: mit dem mittlerweile berühmten "Backflip", also einem Rückwärtssalto. Amanda Beard, seine Ex-Freundin und mehrfache US-Goldmedaillengewinnerin im Schwimmen, half ihm seinen mittlerweile als Markenzeichen bekannten Rückwärtssalto zu vervollkommnen.
Doch Jack Roush muss trotz eines erfolgreichen Carl Edwards im nächsten Jahr ein Auge auf den erfolgreichen Piloten halten: Nach dem Rennen in Martinsville kam es vor laufenden Kameras zwischen den Roush Piloten Kenseth und Edwards zu ganz offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten. Zwar entschuldigte sich Edwards am nächsten Tag bei Matt Kenseth, aber ein Defizit an Kommunikation räumten beide Piloten ein. Vielleicht ist Joe Gibbs nicht der einzige Teambesitzer, der auf die Emotionen seiner Fahrer in der kommenden Saison achten muss.
"Es war heute sehr schwierig meine Emotionen zu kontrollieren", so Edwards nach seinem Michigan-Sieg. "Ich wollte gewinnen. Es ist hart sich zu kontrollieren, wenn du das fühlst, ich wollte gewinnen. Ich habe 52 Rennen hintereinander verloren, es war genug. Es ist die härteste Lektion, die du als Rennfahrer lernen musst. Vielleicht habe ich es gelernt, besser damit umzugehen."
Startnummer: 99
Team: Roush Fenway Racing; Huntersville, North Carolina
Internetadresse: www.roushfenway.com
Fahrer 2008: Carl Edwards
Fahrzeug: Ford Fusion
Crewchief 2008: Bob Osbourne

