• 08.11.2010 06:06

  • von Pete Fink

Cooler Hamlin und die ersten Psychotricks

Der neue Tabellenführer Denny Hamlin zeigt sich zwei Rennen vor Schluss abgeklärt - Crewchief Mike Ford lässt die ersten Spitzen in Richtung Johnson ab

(Motorsport-Total.com) - Kein Zweifel: Sollte es Denny Hamlin wirklich gelingen, den Abonnementsmeister Jimmie Johnson zu entthronen, dann war das AAA Texas 500 am Sonntagabend der entscheidende Wendepunkt. Genau zum richtigen Zeitpunkt spät im Rennen konnte der schwarze Gibbs-Toyota mit der Startnummer elf noch einmal entscheidend zulegen und holte sich seinen achten Saisonsieg.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin ist die neue Nummer eins der NASCAR - zumindest nach Texas

33 Punkte Vorsprung bei noch zwei ausstehenden Wochenenden bedeuten zwar alles andere als eine Vorentscheidung, ein kräftiges Indiz ist der Führungswechsel allemal. Und noch etwas kommt hinzu: Während das Johnson-Team mit seinem plötzlichen Crew-Wechsel ein leichtes Zeichen der Unsicherheit von sich gab, herrschte im Hamlin-Lager nach dem Texas-Sieg eine extrem abgeklärte Stimmung.

"Ich werde in aller Ruhe so weitermachen", erklärte der neue Tabellenführer. "Was mich vor ein paar Jahren noch nervös gemacht hat, etwa späte Restarts, regt mich heute überhaupt nicht mehr auf." Ist der Noch-29-Jährige - Hamlin feiert am Donnerstag vor dem Homestead-Finale seinen 30. Geburtstag - auch mental in der Lage, dem Druck seines ersten Titelkampfes stand zu halten? Er selbst ist davon überzeugt.

"Wir befinden uns auf dem Weg zu meinem ersten großen Titel", glaubt Hamlin. "Solange wir genauso weitermachen wie bisher, werden wir gut aussehen." Und sein deutliches Versprechen für das kommende Wochenende lautet: "Ich werde in Phoenix fahren, als würde ich 33 Punkte zurückliegen. Vor Homestead wird keine Entscheidung fallen. Alles ist möglich."

Hamlin-Crewchief lästert in Richtung Johnson

Denny Hamlin Mike Ford

Crewchief Mike Ford ließ die ersten Attacken in Richtung Johnson vom Stapel Zoom

Phoenix ist eigentlich Johnson-Terrain. Hamlin hat dort zwar gute Resultate holen können, doch gegen den Kalifornier zieht er in der Statistik den Kürzeren. "Ich werde jetzt nicht konservativ werden, wo ich nun die Tabellenführung besitze. Meine Einstellung wird sein, soviel Vorsprung wie möglich zu holen, bevor es dann nach Homestead geht."

In Texas wählte sein Crewchief Mike Ford übrigens den Boxenstall direkt neben dem Johnson-Team, war also ein unmittelbarer Augenzeuge der dortigen Vorkommnisse. Ford hat sich seine Meinung gebildet: "Wir haben direkt neben ihnen gearbeitet und sie haben Fehler gemacht. Sie haben uns intensiv beobachtet und wenn du deinen Fokus darauf ausrichtest, andere zu beäugen, dann machst du Fehler. Dann sind sie in Panik verfallen und mussten reagieren."


Fotos: NASCAR in Texas


Ford bezeichnete den Crew-Wechsel bei Hendrick Motorsports denn auch als "Verzweiflungstat. Sie wollen den Titel und dazu haben sie ihr eigenes Team aus dem Spiel genommen. Ihr Team, das sie soweit gebracht hat. Ihnen geht es also darum, den Titel für die Firma zu holen und nicht für die Mannschaft." Deutliche Worte des Hamlin-Crewchiefs, der damit nichts anderes tat, als einen ersten kleinen psychologischen Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen.

In den vergangenen drei Jahren war Johnson noch nie in der Situation, dass er im direkten Finale solch starken Gegenwind verspüren musste. Hamlin zeigt sich spätestens seit Texas als ganz harte Nuss. Die Frage wird nun sein, welche Antwort der Dauerchampion in Phoenix finden kann. Die NASCAR-Fans wird es freuen, denn die beiden letzten Saisonrennen besitzen alle nötigen Zutaten zu zwei waschechten Thrillern!