• 30.10.2007 23:41

Carpentier: "Du musst im Auto leben"

Patrick Carpentier nahm bei den Atlanta-Tests im Rahmen einer PK Stellung zu Themen wie Juan Pablo Montoya, den Ovalen und den Sorgen der Amerikaner

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Patrick, das ist dein erster richtiger Car-of-Tomorrow-Test. Was hast du in den ersten eineinhalb Tagen alles gelernt?"
Patrick Carpentier: "Für mich ist das der erste CoT-Test auf einem Oval. Wir waren bereits in Kentucky, aber das war mit dem Car of Yesterday und das war ganz gut. Hier ist es aber etwas anderes, denn die Strecke ist richtig herausfordernd, und sie ist für mich auch neu."

Titel-Bild zur News: Patrick Carpentier

Für Patrick Carpentier hat das NASCAR-Leben diese Woche begonnen

"Sie ist auch schnell. Die Autos kommen mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit aus den Kurven heraus. Sie haben keinen Abtrieb und wiegen über eine Tonne. Das ist schon hart. Es schiebt andauernd auf die Seite und du hast alle Hände voll zu tun, das Auto in der richtigen Spur zu halten. Das ist schon eine Herausforderung."#w1#

"Als ich gestern Morgen ins Auto gestiegen bin, habe ich mich den ganzen Vormittag lang gefragt, ob ich das überhaupt alles eines Tages herausfinden können würde, aber am Nachmittag ging es schon ein wenig besser und heute Morgen dann noch mal ein Stück."

"Ich habe Kasey Kahne und Elliott Sadler, die zu mir ans Auto kommen und mir erklären, wie ich mit dem Gaspedal arbeiten müsse. Sie erzählen mir auch andere Dinge und das hilft mir sehr. Von daher war es heute Morgen schon ganz komfortabel. Nicht gänzlich, aber viel besser als gestern."

Carpentier war noch nie der Schurke

"In diesem Jahr kamen nur einige zur gleichen Zeit." Patrick Carpentier

Frage: "Wie denkst du, wird dich der harte Fan-Kern der NASCAR aufnehmen? Wird dich die Rolle des Bösewichts motivieren?"
Carpentier: "Ich war noch nie der Bösewicht, das wird das erste Mal werden. Ich habe einen Teil meines Lebens in den USA gelebt. Meine Kinder sind Amerikaner, wir leben in Las Vegas und ich bin US-Bürger. Als ich klein war, waren wir immer in Lake Placid im Winter."

"Ich denke vor allem wegen dem Car of Tomorrow nehmen die Teams ein wenig mehr Risiko auf sich. Soweit mir erklärt wurde, war mit dem alten Auto Erfahrung alles. Es wäre also beinahe unmöglich gewesen, hierher zu kommen und mit der Erfahrung der Jungs und ihrem technischen Background mitzuhalten. Das ist mit dem CoT anders."

"Deswegen sieht man so viele neue Jungs ankommen. Das ist ja auch nicht das erste Mal. Tony Stewart, Casey Mears, Robbie Gordon kommen alle aus den Formelserien. Kasey Kahne und Jeff Gordon sind lange Formelautos gefahren. In diesem Jahr kamen nur einige zur gleichen Zeit."

"Der Grund dafür ist für mich das CoT, denn das ist jetzt die Gelegenheit für die Jungs zu lernen, und später mit den Kollegen mitzuhalten. Ohne das CoT wäre das sehr schwierig geworden."

Alles eine Frage des Timings

Patrick Carpentier

Patrick Carpentier hatte in Montréal und Watkins Glen gutes Timing Zoom

Frage: "Wie siehst du die Sache mit den ganzen Dirt-Track-Racern, die zwar das Talent hätten, um in der Serie zu fahren, die aber keinen reichen Onkel oder Papa haben, die auch Probleme haben einen Sponsor zu finden. Es gibt kein perfektes Verdienen eines Cockpits. Denkst du, die NASCAR-Fans werden dir das später verübeln?"
Carpentier: "Die Wege sind heute anders. Jimmie Johnson kam vom Moto Cross, glaube ich. Das ist wieder ganz anders. Ich weiß nicht, warum es manchmal funktioniert und manchmal nicht. Wir haben hart gearbeitet und sind ins Busch-Rennen von Montréal gekommen. Das lief sehr gut und ich habe den Oval-Test bekommen. Der lief auch sehr gut."

"Dann haben Ray Evernham und Mr. Gillett beschlossen, es mit mir zu versuchen. Natürlich gibt es da Jungs, die Dirt-Track-Rennen fahren und das schon ihr Leben lang versuchen. Aber manchmal ist es einfach eine Frage des Timings. Jeder bekommt unterschiedliche Gelegenheiten. Für mich war das Montréal."

"Ich bin auch schon oft auf Ovalen gefahren. Eigentlich seit ich fünf Jahre alt war. Daher habe ich mich auch bei den IndyCars sofort zuhause gefühlt. Jeder geht also seinen eigenen Weg. Mein Spotter hat mir gesagt, sobald dein Name auf dem Auto steht, ist ein großer Teil des Weges geschafft. Das ist doch fantastisch, oder?"

Montoya war der Vorbereiter

"Nun weiß ich, was da auf mich zukommen wird." Patrick Carpentier

Frage: "Wie sahst du die Rookie-Saison von Juan Pablo Montoya? Hat er dir eine hohe Meßlatte gelegt?"
Carpentier: "Im Prinzip ist er der Grund, warum wir alle hier sind. Er fuhr dieses Jahr einfach gut."

Frage: "Sam Hornish hat es bislang noch nicht in ein Cup-Rennen geschafft. Wie schwer ist die psychologische Feinjustierung an die NASCAR von dort, wo du herkommst. Wo du Rennen und Titel gewonnen hast. Wie schwer ist das?"
Carpentier: "Wenn du im Auto sitzt und um die Strecke fährst, dann bekommst du eine Idee davon, wie schwer es wird, und wie viel Zeit du brauchen wirst, um dich daran zu gewöhnen. Für mich wird es zum Beispiel in Phoenix sehr schwer werden. Wir müssen das Auto qualifizieren und nun weiß ich, was da auf mich zukommen wird."

"Wir haben in Kentucky getestet und ich dachte, so schlecht war das gar nicht. Aber hier auf dieser Strecke sieht das schon wieder ganz anders aus. Jede Woche wird anders. Bei mir kommt die schnelle Runde zum Beispiel nach vier oder fünf Runden. Aber das in der ersten oder zweiten zu schaffen, wird wieder ein ganz anderes Spiel."

Frage: "Wieviele deiner Fans werden dir in die NASCAR folgen?"
Carpentier: "Ich hoffe, dass ich mir hier auch ein paar Fans erarbeiten kann. Als wir in Montréal waren, waren die Tribünen voll mit Menschen und sie fanden es toll. Sie wollten das Rennen sehen und wenn ich zum Beispiel an New Hampshire denke, dann ist die Strecke nahe an der Grenze. Auch in Watkins Glen sollten viele kommen."

Die Welt wird global

Patrick Carpentier

Alles rückt immer näher zusammen, auch NASCAR wird global werden Zoom

Frage: "Wie steht es mit der Umstellung in Zeitdingen? 38 Rennen im Jahr und all den anderen Dingen, die von einem Cup-Piloten erwartet werden?"
Carpentier: "Ja, das wird ziemlich stressig. Aber ich habe die Ovale immer gemocht und ich will das tun. NASCAR ist der Ort, an dem man sein muss. Ich bin 2005 in der IRL gefahren, aber ich habe aufgehört, weil ich das nicht mehr tun wollte. Jetzt habe ich eine Weile daran gearbeitet und für mich ist das eine unglaubliche Gelegenheit."

Frage: "Wie wirst du dich in der Off-Season auf 2008 vorbereiten?"
Carpentier: "Testen. Bevor ich kam, habe ich lange mit Joe Nemechek gesprochen. Du musst quasi im Auto sitzen und leben soviel du nur kannst. Und natürlich werde ich mir einen großen Bus kaufen. Das ist auch sehr wichtig."

Frage: "Viele glauben, dass wenn mehr und mehr nicht-amerikanische Fahrer in die Serie kommen, dann würde das der Serie genau so schaden, wie den IndyCars. Denn die Serie ist rein amerikanisch und ein Mangel an amerikanischen Fahrern würde nicht gut sein. Wie stehst du dazu?"
Carpentier: "Ich habe in der Zeitung gelesen, und habe erfahren, dass man im Amercian Football für ein oder zwei Spiele nach London geht. Das passiert als nicht nur hier. Nimm Coca-Cola oder jeden anderen Sponsor, alles wird global. Und in der heutigen Zeit wird sich jeder Sport mit dem Internet arrangieren müssen. Jeder ist vernetzt und ich denke, das ist ein guter Weg."

"Aber ich glaube auch, dass es gut wäre, wenn das Feld so bleiben würde, wie es jetzt ist. Doch in der Zukunft wird jeder Sport den Weg gehen müssen, den die Sponsoren, die Produkte und viele andere Dinge vorgeben. Alles wird mit jedem mehr und mehr verknüpft sein."

"NASCAR im Fernsehen zu sehen ist eine Sache. Aber wenn du NASCAR live siehst, dann ist das noch einmal etwas ganz anderes. So haben sie in Montréal im Sommer gewonnen. Sie waren ausverkauft und ich denke, dass die Leute in der ganzen Welt anfangen werden, diesen Sport zu lieben. Das ist doch toll."