Alle Neune: Erneuter Dover-Sieg für Johnson
Jimmie Johnson gewinnt zum neunten Mal auf der "Monster Mile" in Dover - Brad Keselowski und Matt Kenseth auf den Plätzen - Zweimal Rote Flagge
(Motorsport-Total.com) - Jimmie Johnson ist endgültig wieder da, und wie! Nur eine Woche nach seinem ersten Saisonsieg in Charlotte gewann der sechsmalige und amtierende NASCAR-Champion auch das FedEx 400 in Dover. Auf der betonierten "Monster Mile" lag Johnson während 272 der 400 Runden in Führung und brachte Rekordsieg Nummer neun trotz einer späten Gelbphase (Reifenschaden bei Casey Mears in Runde 394) sicher nach Hause, denn auch bei den Restarts konnte ihm keiner das Wasser reichen.

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Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) ließ in Dover einmal mehr nichts anbrennen Zoom
"Wir hatten heute einfach ein unglaubliches Auto", merkte Johnson im Hinblick auf die Tatsache an, dass in den Hendrick-Hallen in Concord, North Carolina ein komplett neues Chassis aufgebaut und an diesem Wochenende erstmals eingesetzt wurde. "Es ist schon erstaunlich, dass wir auf dieser Strecke immer auf der Höhe des Geschehens geblieben sind - ganz gleich, welches Auto, welche Regeln und welche Reifen gerade aktuell sind. Dieser Kurs passt einfach zu meinem Stil und zu dem von Chad Knaus", analysierte Johnson nach seinem neunten Dover-Triumph.
Johnsons härteste Gegner auf dem Weg zum zweiten Saisonsieg waren je nach Rennphase Kyle Busch (Gibbs-Toyota), Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) und Brad Keselowski (Penske-Ford). Doch alle drei erlebten kein komplett problemloses Rennen: Kyle Busch wurde von Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) abgeräumt, Harvick musste unter Grün zum Reifenwechsel hereinkommen, weil es am rechten Vorderrad ein Problem mit dem Sicherheitsventil gab. Der von der Pole-Position gestartete Keselowski klagte zunächst über Handlingsprobleme und konnte in der Schlussphase nichts mehr ausrichten.
Immerhin reichte es für Keselowski nach 400 Runden noch zu Platz zwei hinter Johnson. "Für uns ging es heute auf und ab. In der ersten Rennhälfte lag mein Auto überhaupt nicht gut. Dank einiger Veränderungen erwachte das Auto etwa bei Halbzeit und ich konnte innerhalb kürzester Zeit von Rang 13 auf zwei nach vorn fahren. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass ich Jimmie ebenbürtig sei, doch dann gingen mir die Runden aus. Am Schluss hat es nicht ganz gereicht", so der Penske-Pilot.
Bowyers doppelte Zusammenkunft mit dem Gibbs-Team
Dritter wurde schließlich Matt Kenseth (Gibbs-Toyota), für den es nach kurzer Führung bei Rennmitte vor allem beim letzten Restart noch einmal brenzlig wurde. Auf der Außenbahn neben Spitzenreiter Johnson liegend, kam Kenseth überhaupt nicht in die Gänge und wurde um ein Haar von Bowyer abgeräumt.

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Die beiden Bowyer-"Opfer": Kyle Busch wollte jagen, Kenseth konnte drüber lachen Zoom
"Er fuhr mir hinten drauf, aber das war kein Problem", so Kenseth. "Er wollte mich anschieben, nachdem ich einen grottenschlechten Restart hatte. Das hätte ich sicherlich besser hinkriegen können. Insgesamt hatten wir heute wieder ein solides Auto. Um es mit den Schnellsten aufzunehmen, hat es aber nicht ganz gelangt", so die Bilanz des amtierenden Vize-Champions, der weiter auf seinen ersten Saisonsieg warten muss.
Bowyers Sichtweise des letzten Restarts: "Wir alle hatten wild durchdrehende Räder. Klar habe ich ihn angeschoben." Mit Platz vier war der Waltrip-Pilot am Ende nicht zufrieden: "Unsere Strategie war auf Spritsparen ausgelegt. Leider gab es dann nochmals eine Gelbphase." Bowyers Zusammenkunft mit Kenseth kurz vor Schluss war aber nicht das einzige Aufeinandertreffen des Waltrip-Piloten mit einem Fahrer aus dem Team von "Coach" Joe Gibbs.
"Insgesamt war es ein frustriererender Tag, vor allem die Situation mit Kyle", so Bowyer in Bezug auf eine Kollision mit Kyle Busch in Runde 125. Was war passiert? Busch, der Polesitter Keselowski schon auf den ersten Metern die Führung abgenommen und bis Runde 81 den Ton angegeben hatte, fiel mit einem zusehends schlechter liegenden Auto sukzessive zurück. Als auch Bowyer vorbeiziehen wollte, kamen sich die beiden Toyota Camry ausgangs Turn 4 etwas zu nahe.
Biffle: Neuer NASCAR-Rekord mit 108 Runden Rückstand
Wie sich schnell herausstellen sollte, war es kein Fahrfehler von Bowyer, sondern ein Fehler seines Spotters. Kyle Busch konnte sich dafür freilich wenig kaufen. Er war über die verpasste Gelegenheit eines erfolgreichen Dover-Triples (Truck-, Nationwide- und Sprint-Cup-Sieg an einem Wochenende) so sauer, dass er Bowyer unter Gelb zunächst jagen wollte. Weil er mit seinem stark beschädigten Gibbs-Toyota aber nicht viel ausrichten konnte, ließ er dann doch davon ab.

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So intakt war der Roush-Ford von Biffle im Ziel nicht mehr, aber er kam ins Ziel Zoom
Nur zehn Runden nach dem Aus für Kyle Busch gab es die erste von zwei Unterbrechungen mit der Roten Flagge: A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet; 21.) hatte bei einem optimistisch vorgetragenen Überholmanöver gegen Ricky Stenhouse Jr. in Turn 2 nicht nur die Front von dessen Roush-Ford erwischt, sondern bei dieser Gelegenheit auch noch das Auto von Stenhouse-Teamkollege Greg Biffle in die Mauer geschickt. Als der Ford Fusion von Biffle zurückgeschleudert wurde, war es ausgerechnet Stenhouse, der nicht mehr ausweichen konnte.
Für Stenhouse, den Youngster in Diensten des Roush-Teams, war auf der Stelle Feierabend. Biffle verschwand für mehr als 100 Runden in der Garage, kam dann aber doch wieder ins Rennen zurück. Schließlich galt es für ihn, einen neuen NASCAR-Rekord hinsichtlich der meisten Zielankünfte in Folge aufzustellen. Dies gelang dann auch in Form von Platz 38.
Mit nun 85 hintereinander beendeten Rennen seit dem Daytona 500 des Jahres 2012 ist Biffle der neue Rekordhalter vor Clint Bowyer, der es zwischen Homestead 2006 und Richmond 2009 auf 84 Rennen in Folge ohne Ausfall gebracht hatte. Im Zuge seines neuen Rekords störten Biffle auch die am Ende notierten 108 Runden Rückstand auf Sieger Johnson nicht...
Rote Flagge, weil sich die "Monster Mile" auflöst
Die zweite Rote Flagge im FedEx 400 auf der "Monster Mile" kam in Runde 161 heraus. Grund war in diesem Fall nur indirekt ein Abflug. Jamie McMurray fand sich mit seinem Ganassi-Chevy an der Außenmauer von Turn 2 wieder, nachdem er ein von Ryan Newman (Childress-Chevrolet; 31.) aus dem Streckenbelag herausgebrochenes Betonstück überfahren hatte.

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Jamie McMurray erwischte einen herausgerissenen Betonbrocken Zoom
"Ich bin mir nicht ganz sicher, was da los war, habe nur gespürt, wie ich etwas Schweres traf. Erst dachte ich, es wäre der Reifen gewesen, weil das Auto direkt in die Mauer abbog", so McMurray, der nach Reparatur weiterfahren konnte und sogar noch Platz 13 an Land zog. Auch die Reparatur des Streckenbelags war erfolgeich. Die insgesamt 400 Runden konnten nach der 22-minütigen Rotphase ohne Probleme über die Bühne gebracht werden.
Die verbliebenen Top-10-Platzierungen beim 13. Saisonlauf wurden belegt von Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 5. trotz einer frühen Durchfahrtsstrafe), Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet; 6. und damit die beste Platzierung in dieser Saison), Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 7.), Joey Logano (Penske-Ford; 8.), Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 9.) und Paul Menard (Childress-Chevrolet; 10.). Etwas weiter hinten zeigte Brett Moffitt (Waltrip-Toyota) mit Platz 22 direkt vor Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 23.) ein starkes Sprint-Cup-Debüt.
In der Punktewertung hat Matt Kenseth dank Platz drei die Führung von Jeff Gordon übernommen, weil der viermalige NASCAR-Champion mit einem in der Schlussphase nicht mehr wunschgemäß liegenden Hendrick-Chevy nur 15. wurde. In der Setzliste für den Chase gibt es ebenfalls einen neuen Spitzenreiter: Dieser heißt nach dem zweiten Sieg in Folge nun Jimmie Johnson, gefolgt von den beiden weiteren Zweifachsiegern der Saison - Joey Logano und Kevin Harvick.
Saisonlauf Nummer 14 und damit der Beginn der zweiten Hälfte der Regular-Season steigt am kommenden Sonntag auf dem 2,5 Meilen langen Tri-Oval in Pocono.

