Was macht eigentlich Max Papis?

Max Papis unternimmt bei Richard Childress Racing viel mehr als nur einige Einsätze in der Nationwide-Serie: Was hat der Italiener in diesem Jahr alles vor?

(Motorsport-Total.com) - Max Papis ist mittlerweile eng mit dem Team von Richard Childress Racing verknüpft. Natürlich fährt der 43-jährige Italiener nach wie vor einige Renneinsätze in der Nationwide-Serie, aber vor allem ist er der Fahrer-Coach für die Brüder Austin und Ty Dillon, denen er beibringt, wie auf einer Rundstrecke gefahren wird. Die jungen Dillon-Brüder (Austin 22 Jahre, Ty seit kurzem 21 Jahre alt) sind die beiden Enkelsöhne von Richard Childress, die in absehbarer Zeit wohl beide im Sprint-Cup fahren werden.

Titel-Bild zur News: Max Papis

Ein gut gelaunter Max Papis in Daytona beim MST-Interview Zoom

Doch der Schwiegersohn von Emerson Fittipaldi ist mehr als nur das: Er ist auch nach wie vor stark darin involviert, die NASCAR so intensiv wie möglich nach Europa zu bringen. Was in diesem Jahr alles passieren soll, welche Pläne "Mad Max" Papis langfristig verfolgt und wie genau die Business-Kontakte zwischen NASCAR und Europa laufen, verriet er gegenüber 'Motorsport-Total.com' in Daytona in einem ausführlichen Interview.

Frage: "Max, du bist der Driver-Coach für Austin und Ty Dillon. Kurz und knapp gefragt - wer ist der Bessere?"
Max Papis: "Das ist eine gute Frage, die ich mir selber schon gestellt habe. Ty hat jede Menge naturgegebenes Talent, Austin arbeitet viel härter an sich. Sie haben beide völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Austin denkt viel nach, spricht viel und Ty ist der Ruhigere der beiden. Wenn du beide siehst, dann würdest du nie auf die Idee kommen, dass sie Brüder sind."

Fahrlehrer für die Dillon-Brüder

Frage: "Sind die Dillon-Brüder die Zukunft von Richard Childress Racing?"
Papis: "Ich würde es so sagen: Sie haben die Möglichkeit dazu, aber genau das ist es, was ich sie nicht spüren lassen möchte. Sie sollen wissen, dass sie gute Rennfahrer sind und eine Chance in der NASCAR verdient haben. Wenn das im Childress-Team funktioniert, dann umso besser. Aber ich sage ihnen immer, dass sie so hart an sich arbeiten sollten, dass auch ein Roger Penske einmal ihren Großvater anrufen könnte und ihn fragen könnte, ob einer der beiden Jungs verfügbar ist. Vielleicht werden sie in ihrer Karriere nirgendwo anders fahren als bei Richard Childress Racing, aber das Ziel muss es sein, auch über die familieneigene Mannschaft hinaus zu blicken."

Austin Dillon

Austin Dillon wird bald die legendäre 3 in den Sprint-Cup zurückbringen Zoom

Frage: "Du fährst in diesem Jahr drei eigene Nationwide-Rennen, die beiden Rundstrecken in Mid-Ohio und Road America und dazu den Shorttrack von Iowa ...
Papis: "Und darauf freue ich mich sehr. Vielleicht werden es sogar noch mehr. Zum Beispiel Watkins Glen und noch ein zweites Oval. Die Leute wissen, dass ich auf den Rundkursen schnell bin und einen guten Job machen kann. Was mich aber freut und was mir zeigt, wie weit ich es in der NASCAR geschafft habe, ist die Tatsache, dass ich ein Childress-Auto auf einem Oval fahren kann. Immerhin ist die Startnummer 33 das Auto, mit dem Childress um die Ownerwertung fahren wird und die nur von Top-Piloten bewegt wird."

"Natürlich traue ich mir das auch zu, aber wie du weisst, gehört in der NASCAR ein bisschen mehr dazu. Um eine solche Chance zu bekommen, musst du wirklich akzeptiert sein und daher ist dies eines der Dinge, auf die ich in meiner bisherigen Karriere am meisten stolz bin. Normalerweise musst du bezahlen, um so eine Chance zu bekommen und ich werde dafür bezahlt. Das macht mich sehr stolz, obwohl ich weiß, dass es sich nur um ein Rennen handelt. Aber ich weiß auch, dass sich da tausend andere Leute die Finger danach abschlecken würden, dieses eine Rennen zu fahren."

Der mit Abstand erfahrenste NASCAR-Pilot aus Europa

Frage: "Weisst du eigentlich, dass du derjenige Europäer bist, der über alle drei nationalen NASCAR-Serien gerechnet, mit Abstand die meisten Rennen auf dem Buckel hat?" (insgesamt bisher 90 Einsätze - 35 im Sprint-Cup, 11 in der Nationwide-Serie und 44 bei den Trucks; Anm. d. Red.)
Papis: "(überlegt lange) Das ist großartig. Ich achte zwar nicht besonders auf Statistiken und Resultate, das kann ich machen, wenn ich einmal alt bin. Mein Ziel ist es, der erste Europäer zu sein, der auf einem Oval und auf einem Rundkurs gewinnt. Und ich weiß, dass wir das in diesem Jahr schaffen können."

Max Papis

Max Papis fuhr im Sprint-Cup unter anderem die 13 von Germain Racing Zoom

Frage: "Was hältst du von der Art und Weise, wie ein Nelson Piquet seine NASCAR-Karriere angeht? Immerhin bist du ja ein Mitglied der Fittipaldi-Familie und damit quasi ein Landsmann der Piquets ..."
Papis: "In unserer Familie mögen wir es sehr, wenn sich ausländische oder brasilianische Piloten in der NASCAR versuchen. Ich persönlich bin zwar enger mit Miguel Paludo befreundet, aber es freut mich, wenn sich zwei Fahrer wie Nelson oder Miguel genau ansehen, wie es hier in der NASCAR funktionieren kann. Das ist ein Zeichen dafür, dass dies ein guter und gesunder Sport ist, der Spaß macht. Natürlich dauert es unglaublich lange, bis man sich von einem simplen Teilnehmer hochgearbeitet hat zu jemand, der ein Sprint-Cup-Cockpit verdient, aber sie nehmen beide die richtigen Schritte."

Frage: "Mich erinnert die sehr langsame Herangehensweise von Nelson an dich, als du damals deine ersten Sporen in der NASCAR damit verdient hast, die Hendrick-Autos zu testen ..."
Papis: "Ja, nur mit dem Unterschied, dass ich damals viel weniger Sponsoren hinter mir hatte als er. Aber er macht es richtig, er geht die Sache sehr bescheiden an. Meiner Meinung nach ist er vielleicht sogar ein wenig zu früh in die Nationwide-Serie gewechselt. Vielleicht hätte er sogar noch ein Jahr bei den Trucks fahren sollen, um dort den Titel zu gewinnen. Denn in diesem Sport ist es die absolute Nummer eins auf deiner Visitenkarte, wenn du Siege vorweisen kannst.

Teamchef bei Richard Childress

Frage:"Wie sehen deine persönlichen Ziele aus?"
Papis: "Mein persönliches Ziel ist es, und das habe ich Richard auch schon gesagt, eines Tages der Teamchef bei Richard Childress Racing zu sein. Ich mag die Familie, sie besitzen dieselben Werte wie ich. Die Chance, für sie zu fahren, ist toll, aber ich glaube, dass es da noch viel mehr gibt, was ich für sie tun kann. Das ist also mein langfristiges Ziel, sagen wir in einem Zeitraum der nächsten fünf bis acht Jahre."

Richard Childress

Richard Childress weiß bereits von den ehrgeizigen Papis-Plänen Zoom

Frage: "Das klingt danach, als würdest du dich Schritt für Schritt von Europa entfernen. Gibt es irgendwann wieder die Chance, dass du ein echtes NASCAR nach Monza bringst und ein paar Runden im alten Oval von Monza fahren wirst?"
Papis: "Das werden wir schon in diesem Jahr wieder machen und zwar mit einem Zweisitzer von Richard Childress Racing. Es wird in der Woche nach dem Homestead-Rennen passieren. Aber weil du gesagt hast, dass ich mich von Europa entferne - das Gegenteil ist der Fall. Meine Beziehung zu Europa ist größer denn je. Wir arbeiten eng mit NASCAR zusammen und haben bereits eine große italienische Firma, Mokarabia Coffee, als Sponsor begeistert, die in Amerika Business machen möchte."

"Zwei andere Konzerne, eine aus dem Bereich Lebensmittel und eine aus dem Bereich Reinigung, haben ebenfalls ihr Interesse geäußert. Mein Team und ich haben durch unsere NASCAR-Verbindungen zum Beispiel dafür gesorgt, dass die Reinigungsfirma ihre Waren im Sortiment von Menards verkaufen kann. Und wenn es klappt, dass ihr Geschäft in den USA wächst, dann würden wir es natürlich gerne sehen, wenn sie in den Sport reinvestieren würden."

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