• 17.11.2013 02:28

  • von Pete Fink

Nationwide-Krimi: Keselowski siegt - Dillon Meister

Austin Dillon und Sam Hornish Jr. bieten ein tolles Titelduell mit dem besseren Ende für den Childress-Enkel - Brad Keselowski siegt mit der Johnson-Startnummer

(Motorsport-Total.com) - Team Penske gewinnt zweimal - und verliert doch. Brad Keselowski siegt im EcoBoost 300 auf dem Homestead/Miami Speedway, aber Sam Hornish Jr. (8.) schlittert denkbar knapp am Nationwide-Fahrertitel vorbei. Der neue Champion 2013 ist Childress-Enkel Austin Dillon (12.), der viele Runden lang mit Handlingsproblemen kämpfte. Am Ende hatte der 23-Jährige die Nase um winzige drei Punkte vor Hornish Jr. Nach seinem Truck-Titel 2011 war es bereits die zweite NASCAR-Meisterschaft für den designierten Sprint-Cup-Piloten, der 2014 aller Wahrscheinlichkeit nach in der legendären Startnummer 3 von Dale Earnhardt Sr. Platz nehmen wird.

Titel-Bild zur News: Austin Dillon

Childress-Enkel Austin Dillon ist der neue Nationwide-Champion 2013 Zoom

Es war ein Titel, der lange, lange Zeit am seidenen Faden hing. "Wir hatten heute sicher kein optimales Auto", gestand der neue Champion der zweiten NASCAR-Liga. "Aber wir haben nie aufgegeben und uns zurückgekämpft. Dann sah ich Sam's Heck und habe beim letzten Restart einfach alles gegeben. Es war ein Wahnsinnsrennen und ich hatte mit Sam einen tollen Konkurrenten." In der Tat waren die 200 Nationwide-Runden von Südflorida von Beginn an ein NASCAR-Thriller, in dem sich das Schicksal einige Male drehte.

Denn für Dillon, der mit einem Vorsprung von acht Punkten ins Saisonfinale gegangen war, lautete die Losung, Platz drei zu holen. In diesem Fall war der Childress-Enkel der neue Nationwide-Champion, egal was Konkurrent Hornish machen würde. Doch der frühe Rennverlauf spülte die virtuelle Tabellenführung sofort in Richtung des Penske-Piloten. Hornish kontrollierte von der Pole-Position aus das Geschehen, während sich Dillon mit stark übersteuerndem Childress-Chevy um einen Top-10-Platz abmühte.

Trotz mehrerer Gelbphasen (insgesamt waren es deren zehn) zu Rennmitte gab es bis ins letzte Renndrittel hinein das gleiche Bild: Hornish geigte munter vorne mit, Dillon kämpfte um die Top 10. Allerdings bekam die Childress-Crew die Balanceprobleme langsam in den Griff. 30 Runden vor dem Ende herrschte plötzlich virtueller Gleichstand: Hornish war Dritter, Dillon Neunter. In diesem Fall hätte Hornish die Nase vorne gehabt, denn sein Las-Vegas-Sieg zählte nun schwer - Dillon sollte den Titel ohne einen einzigen Saisonerfolg gewinnen.


Fotos: NASCAR-Finale in Homestead


Keselowski auf Johnsons Spuren?

Zu diesem Zeitpunkt war auch klar, dass die beiden Titelkonkurrenten nichts mit dem Kampf um den Homestead-Sieg zu tun hatten. Darum balgten sich Kyle Larson (Turner/Scott-Chevy) und Kyle Busch (Gibbs-Toyota), während das starke Penske-Duo Brad Keselowski und Joey Logano auf eine aggressivere Reifenstrategie setzte und spät im Rennen noch einmal vier frische Reifen fasste. Dies wiederum spülte Dillon in direkte Schlagdistanz zu Hornish. Das virtuelle Klassement war nun zu Gunsten des Childress-Piloten gekippt.

Brad Keselowski

Brad Keselowski gewinnt mit der 48 sein siebtes Nationwide-Saisonrennen Zoom

Allerdings lagen nun einige superschnelle - weil frisch bereifte - Nationwide-Boliden hinter der Spitzengruppe. Unter diesen befand sich auch Regan Smith (JR-Chevrolet; 29.), der in Runde 183 den einzigen größeren Unfall des Abends auslöste. Es folgte eine extrem lange Säuberungsaktion, die natürlich Dillon in die Karten spielte, der als Fünfter beim Restart direkt hinter Hornish (zu diesem Zeitpunkt Dritter) lag. Erst fünf Runden vor dem Ende konnte dieser letzte Restart erfolgen.

Brad Keselowski fuhr in Homestead einen dritten Penske-Ford mit der Startnummer 48 (!), der vom Penske-Testteam unter der Anleitung seines Sprint-Cup-Crewchiefs Paul Wolfe betreut wurde. Der entthronte NASCAR-Champion schoss von Platz 11 aus binnen zwei Runden wie eine Rakete ganz nach vorne und fuhr unwiderstehlich zum Sieg. "Keine Ahnung, vielleicht lag es an der Startnummer", grinste Keselowski in Anspielung auf "Noch-Five-Time" Jimmie Johnson. Larson und Kyle Busch hatten das Nachsehen und holten sich die Plätze zwei und drei.

Hornish hauchdünn geschlagen

Auch Joey Logano, in der ebenfalls frisch bereiften Penske-Startnummer 22, kam im Schlussspurt noch weit nach vorne und klassierte sich hinter Matt Kenseth (Gibbs-Toyota; 4.) und Trevor Bayne (Roush-Ford; 5.) auf Position sechs. Damit gewann das Penske-Team mit der Startnummer 22 die Nationwide-Ownerwertung 2013. Der Vorsprung auf den von Kyle Busch gefahrenen Gibbs-Toyota mit der Startnummer 54 beträgt gerade einmal einen einzigen Punkt!

Sam Hornish Jun.

Hauchdünn geschlagen: Sam Hornish Jr. ist nur der Vizemeister Zoom

Im Finale um die Fahrerwertung kam es, wie es kommen musste. Auf ihren alten Reifen fielen Hornish und Dillon sukzessive zurück - mit dem besseren Ende für die Childress-Fraktion. "Die lange Gelbphase hat uns nicht gerade geholfen", schilderte Vizemeister Hornish, der noch ohne Vertrag für 2014 dasteht und ein IndyCar-Angebot von Chip Ganassi als Franchitti-Nachfolger bereits abgelehnt hat. Hornish will auf Biegen und Brechen in der NASCAR bleiben und muss hoffen, dass Roger Penske im Winter einen Sponsor finden kann.

Seine bärenstarke Homestead-Vorstellung sollte ihr Scherflein dazu beitragen können. Es war ein denkbar knappes Nationwide-Finale, das erst ganz zum Schluss zu Ungunsten von Hornish kippte. Seine Schilderung lautet: "Auf meinen alten Reifen habe ich es beim Restart nicht geschafft, genug Boden zwischen mich und die von hinten heranstürmende Konkurrenz zu bringen." Lamentieren wollte er jedoch nicht: "Wir gewinnen als Team und wir verlieren als Team."

Die Top 10 aus Homestead:

01. Brad Keselowski (Penske-Ford)
02. Kyle Larson (Turner/Scott-Chevrolet)
03. Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
04. Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
05. Trevor Bayne (Roush-Ford)
06. Joey Logano (Penske-Ford)
07. Parker Kligerman (Kyle-Busch-Toyota)
08. Sam Hornish Jr. (Penske-Ford)
09. Cole Whitt (Tristar-Toyota)
10. Nelson Piquet Jr. (Turner/Scott-Chevrolet)
+++
12. Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
18. Travis Pastrana (Roush-Ford)
29. Regan Smith (JR-Chevrolet)

Der Nationwide-Endstand 2013:

01. Austin Dillon - 1.180 Punkte
02. Sam Hornish Jr. - 1.177 (-3)
03. Regan Smith - 1.108 (-72)
04. Justin Allgaier - 1.090 (-90)
05. Elliott Sadler - 1.090 (-90)
06. Trevor Bayne - 1.086 (-94)
07. Brian Scott - 1.053 (-127)
08. Kyle Larson - 1.001 (-179)
09. Parker Kligerman - 993 (-187)
10. Brian Vickers - 970 (-210)