• 05.03.2007 17:55

  • von Pete Fink

Montoya: Grandiose Aufholjagd ohne ruhmreiches Ende

Juan Pablo Montoya brachte sich mit einer unnötigen Aktion gegen Teamkollege Scott Pruett selbst um den Ruhm einer grandiosen Aufholjagd

(Motorsport-Total.com) - Das Wunderbare am Rennfahrer Juan Pablo Montoya ist, dass der Gesprächsstoff niemals ausgehen wird. Egal ob in der Formel 1 oder in Amerika, der Kolumbianer wird immer für Schlagzeilen gut sein, selbst dann, wenn eigentlich keine wirkliche Notwendigkeit vorliegt. Das beste Beispiel dafür geschah gestern Abend, denn Montoya beherrschte die Szenerie im Autodromo Hermanos Rodriguez nach Belieben und bei einem normalen Rennverlauf wäre die 2007er-Ausgabe des Telcel Motorola 200 von Mexiko City wohl niemandem großartig in Erinnerung geblieben. Doch es kam anders.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya jubelt nach dem Busch-Rennen in Mexiko City

Bei seinem zweiten Stopp kurz nach Halbzeit des Rennens brach ein Überlaufschlauch an der Tankanlage seines Ganassi-Dodge-Chargers und aufgrund dessen floss zu wenig Sprit. Ein weiterer außerplanmäßiger Stopp war nicht zu vermeiden, der Kolumbianer kehrte bei ungefähr 30 noch zu fahrenden Runden auf Platz 21 liegend auf die Strecke zurück. Eigentlich eine aussichtslose Position, doch was folgte, war eine große Show des Kolumbianers, die am Ende - wie so häufig - mit einem kräftigen Makel belegt war.#w1#

Montoya wie ein Slalomläufer

Montoya umkurvte die vor ihm liegenden Autos wie ein Slalomläufer die Torstangen, innerhalb von nur neun Runden zog der Kolumbianer an 14 Autos vorbei und rangierte zwölf Runden vor Schluss bereits wieder auf Platz fünf. Die vor ihm liegenden Carl Edwards und Boris Said kassierte er gleich im Doppelpack in Kurve eins, eine halbe Runde später überholte er Denny Hamlin innen in der Peralta-Zielkurve und acht Runden vor Rennende war er wieder auf Platz zwei hinter seinem Teamkollegen Scott Pruett.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre niemand auf die Idee gekommen, dass der Sieger des Rennens nicht auf den Namen Montoya hören würde. Auch im Ganassi-Lager waren die Fronten klar; der Kolumbianer sprach während einer Gelbphase am Boxenfunk davon, das Auto heil nach Hause zu bringen. Teamchef Chip Ganassi erzählte in aller Ruhe, es gäbe nur eine Teamorder, und die laute, man solle sich nicht gegenseitig von der Strecke rempeln.

Rennende vorhersehbar?

Und dann kam es acht Runden vor Ende doch so, wie es wohl kommen musste: Die grüne Flagge wurde geschwenkt, Pruett stach eine Wagenlänge vor Montoya liegend in die erste Kurve - das Wort Sicherheitsabstand existiert im Wortschatz des Kolumbianers auch dann nicht, wenn der Vordermann sein Teamkollege ist - und eine kleine Berührung am Kotflügel rechts hinten reichte aus, um Pruett in einen Dreher zu schicken.

Was bleibt übrig? Montoya brachte sich selbst mit dieser unnötigen Aktion um den eigentlich verdienten Ruhm einer grandiosen Aufholjagd und sein Team um einen ungefährdeten Doppelsieg. Über drei Stunden lang zeigte der Kolumbianer einen wahren Klassenunterschied zum Rest des Feldes, für ein Überholmanöver gegen den Teamkollegen wäre noch genügend Zeit geblieben. Denn angesichts der drückenden Überlegenheit Montoyas wäre Pruett wohl der Letzte gewesen, der mit dem Messer zwischen den Zähnen seine Platzierung verteidigt hätte.