Eldora: Austin Dillon gewinnt das Dirt-Track-Comeback

Austin Dillon setzt sich beim nach 43 Jahren ersten NASCAR-Rennen auf einem Dirt-Track gegen Kyle Larson und Ryan Newman durch

(Motorsport-Total.com) - Wenn 18.000 Race-Fans an den Rand eines 200-Seelen-Dorfs pilgern, muss es einen guten Grund geben. Und den gab es auf dem Eldora Speedway in Rossburg (US-Bundesstaat Ohio) gleich in mehrfacher Hinsicht. Erstmals seit September 1970 fand ein NASCAR-Rennen auf einem Dirt-Track und damit auf losem Untergrund statt. Doch das allein war nicht der einzige historische Moment auf dem im Besitz des dreifachen Sprint-Cup-Champions Tony Stewart befindlichen Halbmeilen-Oval, das von den Trucks aus der dritten NASCAR-Liga wild driftend umrundet wurde.

Titel-Bild zur News: Kyle Larson, Austin Dillon

Austin Dillon setzte sich gegen Kyle Larson durch und errang einen historischen Sieg Zoom

Im Einzelzeitfahren zum Mudsummer Classic war es "Oldtimer" Ken Schrader, der sich am Steuer seines privat eingesetzten Toyota Tundra mit einer Runde in 19,709 Sekunden (91,329 Meilen pro Stunde) die Bestzeit holte. Auch wenn diese Zeit angesichts des Quali-Modus - fünf Vorläufe über je acht Runden (Heat-Races) und ein Hoffnungslauf über 15 Runden (Last-Chance-Race) - noch nicht automatisch die Pole-Position für das Hauptrennen über 150 Runden (Feature-Race) bedeutete, so machte sich Schrader für die Statistik dennoch zum ältesten Polesetter der NASCAR-Geschichte.

Im Alter von 58 Jahren und zwei Monaten löschte Schrader den bisherigen Altersrekord von Dick Trickle aus. Der kürzlich unter tragischen Umständen ums Leben gekommene Trickle hatte sich im Juni 1999 im Alter von 57 Jahren und sieben Monaten die Pole-Position für das Nationwide-Rennen (damals Busch-Rennen) in Dover geholt und war bis an sein Lebensende im Besitz des Rekords.


Fotos: Eldora: NASCAR-Comeback auf Dirt


Im ersten Eldora-Vorlauf, der komplett unter Grün über die Bühne ging, untermauerte Schrader dann seinen starken Eindruck aus dem Einzelzeitfahren und kreuzte nach acht Runden als Erster die Linie. Damit zog der NASCAR-Oldie nicht nur direkt ins Hauptrennen ein, sondern sicherte sich für dieses endgültig die Pole-Position. Der Zweitplatzierte J.R. Heffner musste seine Hoffnungen auf eine Teilnahme am Feature-Race in den Hoffnungslauf setzen - vergebens, wie sich später herausstellen sollte.

Vorlauf zwei sah die erste Gelbe Flagge des Eldora-Abends. Auf der Verfolgung von Spitzenreiter Jared Landers (Sharp-Chevrolet) verlor Youngster Darrell Wallace seinen von Kyle Busch Motorsports eingesetzten Toyota Tundra aus der Kontrolle und schlug leicht an der Mauer an. Wenngleich Truck-Tabellenführer Matt Crafton (Thorsport-Toyota) beim Restart alle überraschte, weil er in den Kurven als einziger Fahrer den kürzesten Weg ganz innen wählte, ließ sich Landers auf der Außenbahn die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, kreuzte als Erster die Linie und sicherte sich damit Startplatz zwei für das Feature-Race.

"Ultimate Underdog" Norm Benning rettet sich ins Starterfeld

Ken Schrader

Ken Schrader: Mit 58 Jahren der älteste Polesetter der NASCAR-Geschichte Zoom

Die Vorläufe drei bis fünf liefen allesamt ohne Caution ab. Im dritten setzte sich Timothy Peters (Red-Horse-Toyota) gegen die von Brendan Gaughan (Childress-Chevrolet) und Kyle Larson (Turner-Chevrolet) angeführte Konkurrenz durch. Peters sicherte sich damit Startplatz drei für das Hauptrennen. In Vorlauf vier holte sich Kenny Wallace (Dotter-Toyota) vor James Buescher (Turner-Chevrolet) den Sieg, gleichbedeutend mit Startplatz vier beim Höhepunkt des Abends.

Childress-Enkel Austin Dillon (Childress-Chevrolet) wurde in Vorlauf vier Vierter, war dank seiner Top-20-Platzierung im Einzelzeitfahren (14.) aber sicher für das Hauptrennen qualifiziert. Im fünften und letzten Vorlauf setzte sich Jeb Burton (Turner-Chevrolet) unter anderem gegen Sprint-Cup-Größe Ryan Newman (Turner-Chevrolet) und Ty Dillon (Childress-Chevrolet) durch und ergatterte damit den fünften Startplatz für das Feature-Race.

Der Hoffnungslauf, in dem es um die Startplätze 26 bis 30 ging, wurde zur sicheren Beute von Youngster Brendan Newberry im familieneigenen Chevrolet Silverado. Der als "Ultimate Underdog" bekannte Ex-Sprint-Cup-Pilot Norm Benning (Benning-Chevrolet) holte sich kurz vor Schluss noch Platz vier und sicherte sich damit im letzten Moment den 30. und letzten Startplatz für das Hauptrennen. Durch den Rost fielen Clay Greenfield, Jimmy Weller, Bryan Silas, Joe Cobb und J.R. Heffner.

Segment eins: Kyle Larson nicht zu schlagen

Start zum Truck-Rennen auf dem Eldora Speedway 2013

Historischer Moment: Erstes NASCAR-Rennen auf einem Dirt-Track seit 43 Jahren Zoom

Somit war alles angerichtet für das über die Distanz von 150 Runden gehende Hauptrennen. Nach den fünf Vorläufen und dem Hoffnungslauf war auf dem Halbmeilen-Oval nicht mehr viel vom losen Untergrund zu sehen. Ungeachtet dessen führte NASCAR-Oldie Ken Schrader das 30-köpfige Feld von der Pole-Position ins erste von drei Segmenten (60 Runden). Von Beginn an kennzeichneten unterschiedliche Linien das Renngeschehen. Tabellenführer Matt Crafton bevorzugte wie schon in seinem Vorlauf stets die innere Linie, während andere wie die Dillon-Brüder hauptsächlich in der mittleren Spur und wieder andere wie Polesetter Schrader großteils auf der äußeren Linie zu finden waren.

In Runde 15 übernahm Timothy Peters die Führung von Schrader, der sich nur einen Umlauf später auch den zügig nach vorn gekommenen Dave Blaney (Keselowski-Ford; Startplatz sechs) und Kyle Larson (Startplatz 13) beugen musste. Bei Halbzeit des ersten Segments fand sich Schrader nur noch auf Platz sieben wieder. Unterm Strich sollte für den Polesetter nicht mehr als Rang 14 zu holen sein.

Unterdessen war das Spitzentrio Peters/Blaney/Larson mit den ersten Überrundungen beschäftigt. Im Zuge dieser schnappte sich der 20-jährige Larson auf der Außenbahn die Führung und gab diese bis zum Ende von Segment eins nicht mehr ab. Da der von Startplatz 19 bis auf Rang vier nach vorn gefahrene Austin Dillon und der am Ende des Feldes befindliche Scott Bloomquist (Busch-Toyota) in Runde 54 leicht kollidierten, ging das erste Segment unter Gelber Flagge zu Ende.

Segment zwei: Austin Dillon behält knapp die Oberhand

Unter dieser suchte das gesamte Feld die extrem enge Boxengasse zum ersten Stopp auf. Die Reihenfolge an der Spitze blieb unverändert und Larson führte die Meute beim Restart vor Blaney und Peters in das über 50 Runden gehende Segment zwei. Auch diesem drückte der Youngster in Diensten von Turner/Scott Motorsports seinen Stempel auf. Zehn Runden vor Ende des Segments allerdings quetschte sich Austin Dillon, der Truck-Champion des Jahres 2011, im dichten Überrundungsverkehr mit einem energischen Manöver an Larson vorbei in Führung, weil sich Larson auf der Außenbahn verschätzte.

Kyle Larson

Kyle Larson hatte den schnellsten Truck, verpasste den Sieg aber knapp Zoom

Wenige Sekunden später kam aufgrund von Debris in Turn 3 die Gelbe Flagge heraus und Dillon konnte einen Moment lang auf Platz eins durchatmen. Beim Restart verteidigte der Childress-Enkel trotz Mauerkontakt die Führung, während sich Larson und Sprint-Cup-Routinier Ryan Newman ein enges Duell um Platz zwei lieferten. Larson setzte sich durch, doch für den Sieg in Segment zwei reichte es nicht ganz. Nach den 50 Runden kreuzte Dillons Childress-Chevy die Linie knapp vor dem schwarzen Turner-Chevy von Larson. In dieser Reihung, gefolgt von Ryan Newman, Dave Blaney und Brendan Gaughan ging es zum letzten Boxenstopp.

Angesichts eines angeordneten Überholverbots in der extrem engen Pitlane des Eldora Speedway blieb die Reihenfolge erneut unverändert und Austin Dillon führte das Feld in die 40 entscheidenden Runden von Segment drei. Während sich der Ex-Champion bei seinem einmaligen Gaststart in der dritten NASCAR-Liga sofort vom Feld absetzen konnte, geriet Dave Blaney im Kampf mit Kyle Larson an die Mauer, schaffte es aber dennoch, sich vorübergehend Platz zwei zu schnappen.

Nach fünf der 40 Runden wieder Gelb: Dirt-Track-Spezialist Jared Landers drehte sich und raubte bei dieser Gelegenheit gleich drei Piloten, die in der Truck-Gesamtwertung in aussichtsreicher Position lagen, alle Chancen auf eine Top-Platzierung: Ty Dillon (16.) , Jeb Burton (18.) und Johnny Sauter (Thorsport-Toyota; 19.) waren die Leidtragenden des Landers-Drehers.

Dillon gewinnt das Mudsummer Classic

Den Restart mit noch 27 verbleibenden Runden nahm Austin Dillon vor Kyle Larson als Spitzenreiter unter die Räder. Larson jedoch kam nicht recht in die Gänge, musste Turner-Kollege Ryan Newman sofort passieren lassen, konnte weitere Positionsverluste aber vermeiden. In den verbleibenden Runden tobte zwischen diesen drei Piloten ein spannender Kampf um den Sieg beim Mudsummer Classic.

Elf Runden vor der Karierten Flagge wurde die Entscheidung durch eine Debris-Caution nochmals hinausgeschoben. Beim Restart war es wiederum Austin Dillon, der das Zepter in der Hand hielt. In seinem Rücken lieferten sich die Turner-Teamkollegen Kyle Larson und Ryan Newman abermals ein spannendes Duell, wobei der Youngster aus Kalifornien das bessere Ende für sich hatte. Drei Runden vor Schluss wähnte sich Dillon bereits auf dem Weg zum Sieg, als eine letzte Gelbphase (Debris auf der Start/Ziel-Geraden) ausgerufen wurde.

Austin Dillon

Ex-Champion Austin Dillon beendete seinen Truck-Gaststart in der Victory Lane Zoom

Es ging in die Verlängerung, doch der erste Versuch eines Green-White-Checkered-Finales sollte auch der letzte bleiben. Austin Dillon ließ an der Spitze nichts mehr anbrennen und fuhr bei seinem ersten Truck-Start seit dem Saisonfinale 2011 in Homestead zum Sieg. "Ich liebe Dirt-Track-Racing. Das macht einfach unendlich viel Spaß", freute sich der von Startplatz 19 ins Rennen gegangene Childress-Enkel in der Victory Lane.

Im Turner-Duell um Platz zwei setzte sich Kyle Larson gegen Ryan Newman durch, konnte diesem Erfolg aber nicht viel Positives abgewinnen. "Ganz sicher hatten wir heute den besten Truck, doch ich habe wohl einfach zu viel gewollt", so Larson mit Blick auf die Szene, als er kurz vor Ende des zweiten Segments im dichten Verkehr die Führung an Dillon abtreten musste. "Es wäre schön gewesen, dieses Rennen zu gewinnen, doch es hat nicht sollen sein", ärgerte sich der Youngster. Der Drittplatzierte Ryan Newman sprach ebenfalls von einer "verpassten Chance, die ich gern ergriffen hätte, aber wir haben uns zu sehr in unsere eigenen Duelle verstrickt".

Joey Coulter (Busch-Toyota) und Brendan Gaughan komplettierten die Top 5 des ersten NASCAR-Rennens auf einem Dirt-Track seit 43 Jahren. Ganz "nebenbei" markierte das NASCAR-Comeback auf losem Untergrund den 10. von 22 Truck-Saisonläufen 2013. Dank Platz acht baute Matt Crafton seine Tabellenführung weiter aus.

Die Top 10 aus Rossburg:

01. Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
02. Kyle Larson (Turner-Chevrolet)
03. Ryan Newman (Turner-Chevrolet)
04. Joey Coulter (Busch-Toyota)
05. Brendan Gaughan (Childress-Chevrolet)
06. Timothy Peters (Red-Horse-Toyota)
07. Darrell Wallace (Busch-Toyota)
08. Matt Crafton (Thorsport-Toyota)
09. Dave Blaney (Keselowski-Ford)
10. Max Gresham (Sharp-Chevrolet)

Die Top 10 der Gesamtwertung (nach 10 von 22 Saisonläufen):

01. Matt Crafton 393 Punkte
02. Jeb Burton -48
03. James Buescher -51
04. Ty Dillon -56
05. Johnny Sauter -73
06. Timothy Peters -73
07. Ryan Blaney -74
08. Brendan Gaughan -74
09. Darrell Wallace -84
10. Miguel Paludo -85