Yamaha & KTM im Vergleich: Für Syahrin ist die RC16 ein "echter Prototyp"

Tech-3-Pilot Hafizh Syahrin wechselt von der Yamaha M1 auf die KTM RC16: Er kann einige Unterschiede bei der Power, dem Turning und der Elektronik feststellen

(Motorsport-Total.com) - Hafizh Syahrin stieg erst mit Verspätung im Februar beim Tech-3-Team als Ersatz für Jonas Folger ein. Nach nur einer Saison auf der Yamaha M1 muss sich der Malaie nun wieder umstellen: Mit seiner gesamten Crew ist er auf KTM umgestiegen. Während das japanische Bike für den Rookie einfach zu beherrschen war, fühle sich das österreichische Fabrikat eher wie ein Biest an, das es zu zähmen gilt. Im ersten Test in Valencia spulte Syahrin insgesamt 50 Runden auf der KTM RC16 ab, mit einer Zeit von 1:33.008 Minuten reihte er sich als 23. ins Gesamtergebnis ein. Er war knapp acht Zehntelsekunden schneller als sein neuer Teamkollege Miguel Oliveira.

Titel-Bild zur News: Hafizh Syahrin

Hafizh Syahrin absolviert in Valencia die ersten Runden auf der KTM RC16 Zoom

"Ich habe nicht darauf abgezielt, schnelle Runden zu fahren", betont Syahrin. "Die Mechaniker wollten nur, dass ich mich an das Bike gewöhne. Nun, Schritt für Schritt, verstehe ich die Elektronik und alles. Das ist total anders als bei der Yamaha. Auch das Team muss sich erst einstellen. Alles ist neu für uns." Besonders vom Motor war er begeistert. Die Power der KTM konnte er schon bei der ersten Ausfahrt deutlich spüren.

"Der Topspeed ist ziemlich ähnlich, aber die Power im unteren bis mittleren Drehzahlbereich ist deutlich kräftiger. Auch bei der ersten Berührung des Gashebels spürt man die Power sofort. Das ist sehr gut, allerdings muss ich mich daran erst gewöhnen." Im Vergleich zur Yamaha, die als sehr sanftes Bike gilt, sei die KTM deutlich wilder. "Das Bike fühlt sich wie ein echter Prototyp an. Auch die Yamaha ist ein gutes Bike, und ist einfacher für einen Anfänger zu verstehen."

Crash am Mittwochnachmittag beendet Test

"Aber auch die KTM ist ein gutes Bike. Auf der Front ist es steifer, ich mag die Position auf der Bremse", verrät der 24-Jährige. Ein weiterer Unterschied: Während Yamaha auf Federelemente von Hersteller Öhlins setzt, verwendet KTM jene von WP. "Es fühlt sich etwas anders an", ist Syahrin aufgefallen. "Zu Beginn fühlte es sich etwas weicher an. Ich habe versucht zu verstehen, woran das liegt. Eine Stunde vor Schluss haben wir die hintere Aufhängung etwas härter eingestellt, und das fühlte sich gut an."

Allerdings konnte Syahrin am Mittwochnachmittag mit der neuen Einstellung nur vier Runden drehen, weil er danach in Kurve 10 über die Front zu Boden ging. Er blieb bei dem Crash unverletzt und analysiert: Der Medium-Vorderreifen war noch zu kalt. Das Kurvenverhalten der KTM sei im Gegensatz zum Motor noch eine Schwäche.

Hafizh Syahrin

Bis zum 19. Saisonrennen in Spanien saß der Malaie noch auf der Yamaha M1 Zoom

Alle neuen KTM-Piloten haben das Turning als jenen Punkt ausgemacht, der noch verbessert gehört. Allerdings merkt Syahrin an: "Als ich zum ersten Mal rausgefahren bin, war es einfach, das Bike in den engen Kurven umzulegen und ich spürte viel Power. Das ist der Unterschied zur Yamaha." Er habe sich beim Turning bereits steigern können in den zwei Tagen, gibt der Malaie zu Protokoll. "Aber ich brauche noch mehr Selbstvertrauen beim Turning. Ich muss an meinem Fahrstil arbeiten. Ich habe versucht, den etwas umzustellen, um in der Kurve gut zu fahren."

Parallelen zu erstem MotoGP-Test

Damit hängt auch das Bremsen zusammen. Auch in diesem Punkt hat er Unterschiede zu seinem vorherigen Arbeitsgerät entdecken können. "Es scheint, als müsste ich beim Bremsen nicht aggressiver aber kraftvoller fahren. Denn das Bike fühlt sich etwas schmal an. Man muss das Bike umarmen, um es zu spüren." Am Kurvenausgang fehle es noch ein wenig bei der Beschleunigung. "Da müssen wir uns noch verbessern. Auf der Yamaha konnte ich spüren, wenn die Traktionskontrolle arbeitet, bei der KTM ist das nicht der Fall. Die Elektronik arbeitet zwar sehr gut, aber wir müssen mehr verstehen."

Insgesamt fühle er sich auf der KTM bereits recht wohl. Wie auch schon Oliveira berichtet hat, sei das Bike sehr kompakt. Das Chassis lobt Syahrin nachdrücklich. Allerdings ist die RC16 im Vergleich zur M1 auch deutlich anstrengender und mit mehr Körpereinsatz zu fahren. "Es scheint, dass das Bike etwas körperlich anstrengender zu fahren ist. Daher muss ich an mir im Winter hart arbeiten." Er möchte vor allem mehr Muskelmasse im Oberkörperbereich antrainieren, um das Bike stabil zu halten.


MotoGP-Wintertest in Valencia

Vergleicht Syahrin seinen ersten Test auf der KTM mit dem ersten auf der Yamaha, dann fällt er folgendes Fazit: "Wir müssen mehr arbeiten, als bei meinem Vorsaisontest in Buriram. Das Team braucht auch noch mehr Erfahrung, um die Elektronik von Magneti Marelli zu verstehen." Allerdings kann er auch Parallelen erkennen. "Ich hatte keine Erfahrung und habe in Thailand das MotoGP-Bike zum ersten Mal getestet. Besonders das Bremsen war anders. Jetzt verstehe ich bereits, wie ich bremsen muss. Jetzt muss ich mehr Selbstvertrauen aufbauen, wenn es um das Chassis und den Motor geht." Das hat er sich für den Jerez-Test in der kommenden Woche vorgenommen.

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