Suppo über Pay-TV: "Das ist die Realität"

HRC-Manager Livio Suppo verteidigt das Modell des Pay-TV - Die Gesellschaft und der Medienkonsum verändern sich zusehends

(Motorsport-Total.com) - Der Motorsport ist generell eine teure Angelegenheit. Auch die Werksteams müssen Sponsoren lukrieren, was sich nicht immer einfach gestaltet. Das Honda-Werksteam konnte jüngst einen neuen Vertrag mit Red Bull unterschreiben. Bei Yamaha stieg Movistarzu Saisonbeginn als Sponsor ein. Seit die Tabakindustrie nicht mehr als Sponsor im Motorsport auftreten darf, müssen die Rennställe den Aufall dieser Gelder kompensieren. Ducati wird dennoch weiterhin von Philip Morris unterstützt, obwohl der Marlboro-Schriftzug nirgends zu sehen ist. Mit Movistar ist der spanische Pay-TV-Sender als Sponsor eingestiegen.

Titel-Bild zur News: Livio Suppo

Livio Suppo sieht den Schritt ins Pay-TV als notwendige Maßnahme Zoom

In Großbritannien, Spanien und Italien ist die Motorrad-WM komplett live nur noch im Pay-TV zu sehen. Promoter Dorna generier mit diesen Verträgen Geld, das zum Teil an die Teams aller Klassen ausgeschüttet wird. Im Fahrerlager wird der Schritt ins Pay-TV positiv aufgenommen, während die Fans unterschiedlicher Meinung sind. HRC-Manager Livio Suppo kennt die Bedenken, muss aber im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' einräumen: "Das ist die Realität. Wenn man den neuesten Film sehen möchte, dann geht man ins Kino und zahlt für das Ticket."

Neben den Pay-TV-Deals sind die Rennen in diesen drei Ländern auch im Free-TV zu sehen, allerdings zeitversetzt. "Wenn man wartet, bis die Wiederholung im Fernsehen läuft, spart man sich das Geld. So ist das Leben. Im Fußball ist es genauso. Das Topspiel wird heutzutage nur im Pay-TV gezeigt. Wenn man sich mit der Zusammenfassung zufrieden gibt, dann kann man diese meist kostenlos sehen", sagt Suppo. "So ist es auch beim Motorsport. Die Welt ändert sich."

"Man akzeptiert es oder nicht, aber heutzutage wird durch das Pay-TV mehr Geld generiert als durch Sponsoren. Es geht darum, das Geschäftsmodell an die Umstände anzupassen." Der Medienkonsum in der Gesellschaft ändert sich generell. Die Zahlen der Fernsehzuschauer sinken zum Beispiel auch bei der Formel 1. YouTube, Streaming, Facebook, Twitter und Co. regieren die Welt. Darauf muss sich auch der Motorsport einstellen.


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Trotzdem glaubt Suppo an den Erfolg des Pay-TV: "Die Leute werden verstehen, dass man bezahlen muss, wenn man sich gute Übertragungen wünscht. Die Sender verlangen ja keine extrem hohen Gebühren. Es ist eine auch Frage der Gewohnheit. Je älter man ist, desto stärker ist der Widerwille, für eine Übertragung zu bezahlen", meint der Italiener. Aber auch das Online-Geschäft verändert sich. Durch die Appstores hat auch das Micropayment-Modell Einzug gehalten.

"Es ist für alle sehr schwer nachvollziehbar, wohin sich diese Welt bewegt." Livio Suppo

Der 49-jährige Suppo muss sich in seiner Rolle als Manager auf die neuen Gegebenheiten in der Gesellschaft einstellen. "Es ist für alle sehr schwer nachvollziehbar, wohin sich diese Welt bewegt. Ein Redakteur einer Zeitschrift muss sich in Zukunft einige Fragen stellen. Bei Buchautoren ist es ähnlich. Warum sollte man sich in 20 Jahren noch ein Buch kaufen, wenn man es irgendwo downloaden kann?"

"Es ist heutzutage schon ziemlich verrückt, sich ein Buch zu kaufen", meint der Turiner. "Sicher kaufen die Leute noch immer Bücher, weil sie das Feeling mögen. Doch diese Leute sterben aus und die nächste Generation rückt nach. Sie wachsen auf und erhalten alle Infos auf einem Bildschirm. Die Welt ändert sich in einigen Dingen ziemlich stark. Doch andere Bereiche verändern sich kaum, wie zum Beispiel das Sponsoring. Da gab es in den vergangenen 20 Jahren kaum Änderungen. Das ist merkwürdig."