Stoner: "Dann war Game Over"

In einem schwierigen Rennen kam Casey Stoner in Mugello als Achter ins Ziel - An die WM denkt der Honda-Werksfahrer derzeit nicht

(Motorsport-Total.com) - Bei Casey Stoner läuft es derzeit nicht rund. Aus den drei aufeinanderfolgenden Rennen in Assen, dem Sachsenring und Mugello sammelte der Weltmeister 33 Punkte. Am erfolgreichsten war sein Honda-Teamkollege Dani Pedrosa, der deren 65 Zähler einsackte. In Assen war das Wochenende bis zum Rennen verkorkst. Dann schlug Stoner zu und gewann. Auf dem Sachsenring stürzte er kurz vor dem Ziel im Duell um den Sieg. Nun wurde es in Mugello Rang acht. Das gesamte Wochenende in Italien lief nicht nach Plan.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Einmal neben der Strecke und harte Manöver: Platz acht für Casey Stoner

Der Australier fand mit seiner Crew keine passende Abstimmung für die RC213V. Im Rennen wählte Stoner als einziger Prototyp die Spezialkonstruktion von Bridgestone. Es lief aber nicht rund. Der Start war nicht optimal und die Aufholjagd wurde durch einen Ausritt ins Kiesbett beendet. Schließlich kämpfte sich der 26-Jährige noch auf Rang acht. "So hatten wir das nicht geplant. Jorge ist an diesem Wochenende fantastisch gefahren und hat nichts falsch gemacht."

"Wir dachten, dass wir heute ums Podium kämpfen können. Vielleicht hätte ich mit Dani mithalten können, aber realistisch gesehen war Platz drei möglich. Wir brachten das Motorrad nicht dazu, dass es gut arbeitet. Auch im Warmup fanden wir nichts. Ich war nicht glücklich und fühlte mich nicht wohl", schildert der Weltmeister seinen miserablen Tag. "Es ist ein enttäuschendes Ende eines schwierigen Wochenendes. Ich dachte, dass ich vielleicht noch etwas retten könnte, aber es war sicherlich enttäuschend."


Fotos: Casey Stoner, MotoGP in Mugello


Was war bei dem Ausritt los? "Ich bin in die Kurve eingebogen und glaube, dass es am Kurvenausgang der vorherigen Kurve einen Rüttler gab. Dann hatte ich keine Bremswirkung. Ich dachte, dass ich trotzdem noch genug Bremskraft habe, um die Kurve zu schaffen. Ich war aber zu schnell und musste die Bremse lösen. Das verlieh mir viel Schwung und ich fuhr durchs Kiesbett. Dabei habe ich viel Zeit verloren. Wenn ich vor dem Kiesbett stehengeblieben wäre, dann wäre vielleicht noch etwas möglich gewesen, aber ich war viel zu weit im Kiesbett."

Die Situation mit Bautista

Anschließend schloss er auf Alvaro Bautista auf und kämpfte sich an der Gresini-Honda mit einem harten Manöver in einer Linkskurve vorbei. Dabei kam es auch zu einer Berührung. "Es war teilweise mein Fehler, aber auch teilweise seiner", kommentiert Stoner die Situation. "Ich wollte ihn in Kurve zwei überholen, aber er machte die Tür immer weiter zu. Ich konnte die Linie nicht perfekt fahren und nicht so überholen, wie ich eigentlich wollte."

"Jeder weiß, dass ich kein schmutziger Fahrer bin. Er hat seine Gefühle nach dem Rennen deutlich zum Ausdruck gebracht. Das war etwas enttäuschend, denn eigentlich sollte er sich darüber Sorgen machen, dass ich von der Strecke abgekommen bin und trotzdem schneller als er war. Er hat mir seine Gedanken auf der Strecke gezeigt." Von der Rennleitung gab es keine Konsequenzen. "Es war nicht absichtlich. Es war ein Rennzwischenfall."

Casey Stoner

In der WM ist der Rückstand von Casey Stoner auf 37 Punkte angewachsen Zoom

"Ich war weit genug neben ihm, sodass er mich sehen konnte, aber er machte die Türe immer weiter zu. Ich weiß nicht, ob er dachte, dass er mir genug Raum gelassen hat." Während es bei Stoner nicht optimal läuft, befindet sich Pedrosa auf einem Hoch. Warum wählte Stoner als Einziger den extra-harten Hinterreifen? "Der Reifen war nicht schlechter als der harte. Im Warmup war die Performance genau gleich. Ich konnte nichts Negatives sehen."

"Wir hörten, dass jemand die harten Reifen überhitzte, also entschieden wir uns für die sichere Seite und nahmen die extra-harte Mischung. Es war kein Nachteil", begründet der Australier. Trotzdem war unter dem Strich Pedrosa schneller. Stoner sieht die Reifen als Mitgrund dafür. "Es war so wie in Barcelona. Er brachte den harten Reifen besser zum Arbeiten, aber in den Rennen war ich immer besser. Es hängt auch davon ab, was an welchem Tag funktioniert. Ich glaube nicht, dass ich soweit weg war, vielleicht eine Zehntel pro Runde. Nach meinem Ausritt war es aber Game Over."

Keine Sorgen über WM-Rückstand

Der WM-Rückstand ist nun auf 37 Punkte angewachsen. Stoner macht sich aber keine Sorgen. "Ich mag nicht vor dem Schlussteil der Saison an die WM denken. Wir konzentrieren uns auf Ergebnisse. Leider war es am vergangenen Wochenende und hier enttäuschend. Es ist in diesem Jahr manchmal nicht für uns gelaufen oder es sind Fehler passiert. Ich bin aber nicht enttäuscht, weil wir immer noch den Titel gewinnen können. Es kommen noch viele Rennen."

In Assen und auf dem Sachsenring dominierte Honda. In Mugello war es Lorenzo. Ist die Yamaha besser als die Honda? "In manchen Situationen ja", schätzt Stoner. "Das Problem bei uns ist, dass wir die Chattering-Schwierigkeiten nicht lösen konnten. Mit diesem neuen Vorderreifen kann ich kein Vertrauen und kein Gefühl zum Vorderrad aufbauen."

Alles dreht sich um die Reifen

"Ich kann den Kurveneingang nicht so attackieren, wie ich es gewohnt bin. Ich kann aus dem Motorrad und den Reifen nicht das Beste herausholen. Am enttäuschendsten ist, dass wir unsere Probleme nicht lösen können. Ich kann hier sitzen und sagen, dass die Yamaha sehr gut ist, aber auch, dass Jorge den Unterschied macht."

Bei der Motorleistung hat Stoner keinen gravierenden Unterschied zwischen den drei Herstellern bemerkt. "Ich habe beim Topspeed keine großen Unterschiede zwischen den Motorrädern festgestellt. Die Ducati ist bei den Messungen vorne, aber sie haben nur am Ende der Geraden einen leichten Vorteil. Wenn mein Kurvenausgang besser gewesen wäre, dann hätte ich die komplette Gerade mit der Ducati mitfahren können. Alle drei Hersteller liegen beim Topspeed sehr eng beisammen."


Fotos: MotoGP in Mugello, Girls


Die Leistungsschwankungen der drei Topstars lassen sich demnach mit den Reifen erklären. "Erst einmal in diesem Jahr hat es sich zu unseren Gunsten entwickelt. Das war auf dem Sachsenring", meint Stoner zu dieser Situation und fügt hinzu: "Selbst in Assen mussten wir mit der weichen Mischung fahren, weil wir mit der harten Mischung die Pace nicht fahren konnten. Leider hat das Pendel bei den Reifen nicht oft in unsere Richtung umgeschlagen."

In zwei Wochen wird in Laguna Seca gefahren. Dort übernahm Stoner im Vorjahr in der Schlussphase das Zepter und gewann. Wie wird es diesmal laufen?"Ich habe keine Ahnung wie die Honda dort funktionieren wird. Es hängt alles von den Reifen ab, die wir dort zur Verfügung haben werden. Sie scheinen dort ähnlich wie in Barcelona zu sein."

"Dani brachte heute die Reifen besser als ich zum Arbeiten. Realistisch gesehen hatte ich große Probleme, die Reifen zum Funktionieren zu bringen. Das war sehr enttäuschend. Ich muss eine Strecke nicht genießen um Resultate zu holen. Hoffentlich ist die Reifenwahl für Laguna gut und wir haben eine Chance. Andernfalls wird es ein langes Wochenende."