Spencer: "Yamaha erlebt schwierige Zeiten"

Grand-Prix-Legende Freddie Spencer analysiert die Situation bei Yamaha und kann Jorge Lorenzos Frust nachvollziehen, doch auch Valentino Rossi steht unter Druck

(Motorsport-Total.com) - Yamaha steht in der neuen Saison vor keiner einfachen Aufgabe. Bereits im vergangenen Jahr hatte Honda mit der RC213V einen kleinen technischen Vorsprung. Besonders beim Bremsen und Beschleunigen hatten die M1-Piloten das Nachsehen. Durch die Einführung des Seamless-Getriebes beim Rennwochenende in Misano wurde der Rückstand der Yamaha-Piloten kleiner. In der neuen Saison mussten Jorge Lorenzo und Valentino Rossi einen erneuten Rückschlag verdauen.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo reist mit null WM-Punkten zum zweiten Rennen der neuen Saison Zoom

Die neuen Bridgestone-Reifen harmonieren nur bedingt mit der Charakteristik der Yamaha M1. Der große Vorteil - die hohen Kurvengeschwindigkeiten - wurde durch die neuen Reifenkonstruktionen abgemildert. Weniger Haftung auf der Reifenflanke sorgt für Frust in der Yamaha-Box. Besonders Vizeweltmeister Lorenzo hat zu knabbern. Der Spanier, der für seinen weichen Fahrstil bekannt ist, muss sich an die neuen Pneus anpassen und seine Fahrweise ändern.

"Jorge ist ein sehr gefühlsbetonter Fahrer. Sein Stil ist die Präzision", bestätigt Ex-Racer Freddie Spencer im Gespräch mit 'MotoGP.com'. Spencer kann nachvollziehen, warum Lorenzo schwächelt. "Ich verstehe das, weil ich auch ein wenig so war und auch ein wenig wie Marc (Marquez; Anm. d. Red.) - ich hatte ein wenig von beiden Stilen. Aber in der Lage zu sein, das Limit zu finden und wirklich Druck zu machen, ist sehr wichtig. Es ist schwer, zu akzeptieren, dass du es nicht kannst."


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"Wenn sich die Reifen ändern, musst du es versuchen und dein Fahrwerk darauf anpassen. Das bedeutet immer einen Kompromiss einzugehen", analysiert Spencer, der in seiner aktiven Karriere ähnliche Rückschläge verkraften musste: "Ich erinnere mich, als wir die ersten Radialreifen testeten und ich es nicht hinbekam. Es ist schwierig, wenn so etwas passiert. Bei Jorge kann es sein, dass er das gewisse Etwas nicht fühlt, wenn er am Limit ist - und wenn du das nicht fühlen kannst, ist es schwer, über das Limit zu gehen."

Valentino Rossi

Valentino Rossi macht seine Zukunft von den Ergebnissen abhängig Zoom

"Du musst Druck machen, in der Lage sein, nicht an das Limit zu gehen sonder darüber hinaus", betont Spencer. Bridgestone zog sich bereits in der Vergangenheit den Zorn eines Herstellers zu. Beim Einheitsreifen-Format gab es immer Reifen, die mit dem einen Motorrad besser und mit einem anderen Motorrad schlechter harmonieren. In der Saison 2012 hatte Honda große Probleme, die RC213V an die Reifen anzupassen. "Wenn man ein paar Jahre zurückgeht, wird man erkennen, dass sich die Reifen an einem Punkt änderten und es war Honda, die dann Schwierigkeiten hatten. Jetzt erleben Lorenzo und Yamaha schwierige Zeiten", so der US-Amerikaner.

Der Druck auf Lorenzo wuchs durch den Sturz beim Saisonauftakt weiter an. Und auch Rossi setzte sich vor dem Saisonstart unter Druck. Durch den Crewchief-Wechsel wollte der "Doktor" neue Motivation erlangen. Bis zum Sommer möchte der Italiener entscheiden, ob 2014 seine letzte MotoGP-Saison ist oder ob er nach der laufenden Saison weitermacht.

"Ich weiß, dass ihn der Sieg in Assen im Vorjahr motivierte. Es bestätigte ihn und es erneuerte sein Vertrauen dahin, dass er wieder Rennen gewinnen kann. Wenn er sagt, dass die ersten sechs Rennen seine Zukunft entscheiden, dann glaube ich ihm das. Er hat seinen Cheftechniker ausgetauscht und steht nun unter Druck, Leistung zu bringen - viel mehr als sonst", erläutert Spencer.