• 30.01.2012 16:31

Sepang-Tests: Bradl lässt die 250 Pferde los

Stefan Bradl steigt wieder auf das Motorrad: Zum Auftakt der Testfahrten in Malaysia geht der Moto2-Weltmeister zum ersten Mal mit einer 1000er Honda auf die Strecke

(Motorsport-Total.com/SID) - Stefan Bradl ist gerüstet. Wochenlang hat der Weltmeister zu Hause in Zahling geschwitzt, Gewichte gestemmt und sich für den Start in das große Abenteuer "Muckis antrainiert". Ab Dienstag steht für den 22-Jährigen in Malaysia bei den ersten Testfahrten für die Saison ein echter Härtetest auf dem Programm. Beim Auftakt will der Motorrad-Pilot jeden Kilometer nutzen, um sich bestmöglich auf sein erstes Jahr in der Königsklasse vorzubereiten.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

In Valencia saß Stefan Bradl noch auf der alten 800er Honda des LCR-Teams

Die unbändige Kraft von 250 PS muss der Aufsteiger kontrollieren und dabei fest zupacken, wenn er die Honda RC213V mit der 1.000 Kubikzentimeter-Maschine bei Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h bewegt. Kein Wunder, dass Bradl mit einer Mischung aus Respekt und Vorfreude an die Herausforderung MotoGP herangeht.

"Das ist der erste Check für Motorrad und Körper", sagt Bradl unmittelbar vor seinem Abflug Richtung Sepang am frühen Samstagmorgen. Der Moto2-Champion weiß zwar nicht genau, wo er steht und was ihn erwartet. Dass die Belastung auf der Strecke deutlich größer sein wird, versteht sich aber allein wegen der Leistung der Maschine von selbst.


Fotos: LCR, MotoGP-Tests in Valencia


"Die 1000er verlangt natürlich schon etwas mehr von einem ab", weiß Bradl, der in den vergangenen beiden Jahren mit einer 600er unterwegs war. Bei seiner ersten "Probefahrt" für das LCR-Team hatte er im November auf der Maschine von 2011 mit 800 Kubikzentimetern Platz genommen. Jetzt wird die nächste Stufe gezündet. Und Bradl kennt die Unterschiede zum Auslaufmodell. "Es wird mehr Drehmoment geben. Von unten raus wird die Maschine einfach mehr Leistung haben", sagt Bradl.

Echte Erkenntnisse kann bei aller Theorie aber nur die Praxis bringen: "Es geht darum, ein komplett neues Motorrad kennenzulernen. Die ganze Elektronik muss abgestimmt werden, sodass ich gut damit zurechtkomme. Es wartet viel Arbeit auf uns." Bradl will die Erfahrungen nutzen, um in seiner Vorbereitung noch gezielter arbeiten zu können.

Grundsätzlich fühlt sich der Neue aber schon jetzt in guter Form. "Ich habe mich körperlich sehr gut vorbereitet. Kraft und Ausdauer muss man kombinieren. Das ist mir ganz gut gelungen", sagt der erste deutsche MotoGP-Pilot seit fünf Jahren. Zuletzt war Alex Hofmann 2007 gegen Superstars wie Valentino Rossi oder Casey Stoner angetreten.

Jetzt ist Bradl an der Reihe, seine neuen Konkurrenten will der Nachfolger des Spaniers Toni Elias bei LCR in Malaysia aber nicht intensiv studieren: "Der erste Test ist dafür noch zu früh. Natürlich schaut man auf den Monitor und sieht sich die Zeiten an." Wichtiger sei aber die Konzentration auf die eigene Leistung: "Wir haben noch relativ viel mit uns zu tun. Mit mir selber, mit dem Motorrad, mit der Elektronik."

In der Winterpause hat Bradl regelmäßig Kontakt zu seinem neuen Rennstall gehalten. Das Honda-Satellitenteam des früheren Piloten Lucio Cecchinello hat seinen Sitz in Italien, Bradl macht die große Entfernung aber keine Sorgen: "In der heutigen Zeit ist das kein Problem. Da ruft man schnell mit dem Handy an, es gibt E-Mail-Kontakt. Anfang des Jahres haben wir uns auch nochmal getroffen."

Dass die ersten MotoGP-Tests ausgerechnet dort stattfinden, wo der italienische Pilot Marco Simoncelli im vergangenen Jahr tödlich verunglückte, lässt Bradl nicht kalt: "Es ist nicht so einfach für uns, da die ersten Runden zu drehen und an die Stelle zu kommen. Man denkt natürlich schon das ein oder andere Mal daran." Trotzdem will Bradl professionell mit der schwierigen Situation umgehen: "Man muss da drüberstehen und sich auf die neue Saison freuen. Man muss auf der Strecke fahren. Es ist einfach der beste Ort momentan."