• 18.03.2011 19:23

  • von Lennart Schmid

Schwantz sieht Lorenzo vorne, Edwards rechnet mit Stoner

Während Kevin Schwantz einen Zweikampf zwischen Casey Stoner und Dani Pedrosa voraussieht, sorgt sich Wayne Gardner um Suzuki

(Motorsport-Total.com) - Das erste Grand-Prix-Wochenende der Saison hat in Katar begonnen und Casey Stoner hat in den ersten Freien Trainings der MotoGP-Klasse dort weitergemacht, wo er bei den Testfahrten im Winter aufgehört hat. Offenbar kann sich Stoner auf dem Losail International Circuit höchstens selbst schlagen. Der Australier gilt bei vielen Experten als der Topfavorit auf den Gewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft 2011.

Titel-Bild zur News: Kevin Schwantz

Kevin Schwantz sieht Jorge Lorenzo vorne, rechnet aber auch mit Casey Stoner

Colin Edwards bildet diesbezüglich keine Ausnahme. "Es wird für alle hart, ihn zu schlagen, so einfach ist das", wird der Tech-3-Pilot von 'Motor Cycle News' zitiert. "Er ist einfach so schnell und wir wissen schon seit langem, dass er in Bezug auf den reinen Speed der schnellste Kerl ist." Edwards vermutet, dass Stoner nun mit der Honda RC212V ein wesentlich leichter zu fahrendes Motorrad vorfindet, als das noch bei Ducati der Fall gewesen ist: "Er könnte wohl mitten im Rennen eine Zigarettenpause einlegen."

Kevin Schwantz sieht dies ähnlich. "Sollte Casey die selbe Form finden wie 2007, als er mit Ducati zum WM-Titel gefahren ist, dann werden alle anderen froh sein, wenn sie sehen, wo er überhaupt langgefahren ist, so schnell wie er fährt", sagte der 500er-Weltmeister von 1993 gegenüber 'Autosport'.

Schwantz betont allerdings, dass Stoner derzeit nicht der einzige schnelle Pilot im Honda-Lager ist. Dani Pedrosa, der schon seit Jahren bei HRC ist und die Entwicklung der RC212V maßgeblich geprägt hat, könnte innerhalb des Honda-Teams auch weiterhin die Richtung vorgeben. "Das sind alles Sachen, die Casey durch den Kopf gehen könnten. Sollte Casey einfach nur rausgehen und Rennen fahren, und all die Spielchen nicht zu sehr an sich heranlassen, dann hat er wohl eine Chance", glaubt Schwantz.

"Lorenzo wird schwer zu schlagen sein." Kevin Schwantz

Viel werde 2011 davon abhängen, wie sehr sich Stoner und Pedrosa gegenseitig die Punkte wegnähmen und ob sich die beiden Teamkollegen in Fehler treiben. Der lachende Dritte in diesem Wettstreit könnte Titelverteidiger Jorge Lorenzo werden. "Ich denke nach wie vor, dass Lorenzo schwer zu schlagen sein wird, sollte er wieder die Form finden, mit der er die ersten zehn Rennen des vergangenen Jahres gefahren ist. Er ist im Moment mein Favorit, auch wenn er bei den Tests nicht so überzeugend ausgesehen hat", findet Schwantz.

Lorenzos neuer Teamkollege Ben Spies käme in diesem Jahr für seinen ersten Grand-Prix-Sieg in Frage. "Er wird die Meisterschaft spannend halten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er in diesem Jahr große Fehler machen wird. Er weiß genau, dass es sein erstes Jahr auf einer Werksmaschine ist, da wird er nichts Verrücktes ausprobieren", glaubt der ehemalige Suzuki-Pilot.

Von Valentino Rossi erwartet Schwantz ebenfalls Rennsiege, wenn auch erst in der zweiten Saisonhälfte. "Mugello wird ein sehr guter Gradmesser für uns sein, um zu sehen, ob Rossi wieder fit ist und ob sie die Veränderungen an der Ducati vorgenommen haben, die es braucht, um das Ding an die Spitze zu führen", sagt der US-Amerikaner, der seinem Landsmann Nicky Hayden dagegen keine Wunderdinge zutraut. "Ich weiß nicht, ob er gut genug ist, um ein Rennen zu gewinnen."

"Edwards lässt sich schnell hängen." Kevin Schwantz

Ähnlich kritisch äußert sich Schwantz auch über Routinier Edwards. Es bestehen zwar kein Zweifel daran, dass der Texaner sehr schnell sei, aber er habe sein Potenzial bislang nie in den Rennen voll umsetzen können. Schwantz hat bei Edwards zudem ein weiteres Problem ausgemacht.

"Colin muss über das gesamte Jahr motiviert bleiben. Es sieht bei ihm zu Saisonmitte so aus, wenn nicht alles optimal läuft, dass er sich schnell hängen lässt", sagt Schwantz. Erst wenn es wieder um einen neuen Vertrag gehe, reiße sich der ehemalige Superbike-Weltmeister wieder zusammen.

Unterdessen kritisiert der frühere 500er-Weltmeister Wayne Gardner die Strategie von Suzuki. Die Lage in Paul Dennings Team sei hoffnungslos. Es sei unmöglich, die GSV-R mit nur einem Fahrer weiterzuentwickeln. Dazu brauche es mindestens zwei Piloten, ist Gardner überzeugt. "Es sieht für mich so aus, als wird das dieses Jahr nur ein halbherziger Versuch, bei dem es nur darum geht, dabei zu bleiben und zu gucken, was passiert. Hoffentlich verlieren wir sie nicht, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie anständige Ergebnisse einfahren", wird Gardner von 'Motor Cycle News' zitiert.