Rossi: "Haben den Speed nicht vernachlässigt"
Valentino Rossi erklärt, warum er am Sachsenring gerne gewonnen hätte, wie Yamaha mehr Topspeed finden will und was er im November vorhat
(Motorsport-Total.com) - Für Serienweltmeister Valentino Rossi läuft es auch in diesem Jahr nicht so rund wie gewohnt. Musste er sich letzte Saison noch Nicky Haydens Konstanz geschlagen geben, so beißt er sich 2007 an Casey Stoners Speed regelmäßig die Zähne aus. Weder der Sachsenring noch Laguna Seca brachten die erhoffte Wende. 'Motorsport-Total.com' traf den Yamaha-Star und fragte nach.

© Yamaha
Valentino Rossis Chancen auf den WM-Titel 2007 schwinden dahin
Frage: "Valentino, Platz vier ist sicherlich nicht das, was du dir für Laguna Seca erhofft hattest!"
Valentino Rossi: "Es ist schon sehr enttäuschend, denn wir haben sehr hart gearbeitet, sind aber reifenmäßig einfach nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz gewesen. Ohne Grip kannst du nicht um die Führung kämpfen. Wir werden aber weiter kämpfen und in Brünn wieder angreifen."#w1#
Verpasste Chance am Sachsenring
Frage: "Blicken wir noch mal kurz zurück: Der Sachsenring hat ja dieses Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert. Ich nehme an, du hättest dieses Jubiläum gerne mit einem Sieg von dir gekrönt?"
Rossi: "Ja klar, das wäre natürlich optimal gewesen. Ich hatte dort schon einige sehr schöne Siege in der Vergangenheit einfahren können, und logischerweise war das auch für dieses Jahr mein Ziel. Umso ärgerlicher, dass ich die Chance verpasst habe, denn die Michelins waren an dem Wochenende auch sehr gut und wir hätten wichtige Punkte holen können."
Frage: "Letztes Jahr sahen wir auf dem Sachsenring einen engen Fight zwischen dir, Marco Melandri und den beiden Repsol-Hondas. Gleichwohl du von Platz zehn gestartet bist, konntest du gewinnen. Also mal unabhängig davon, ob du den Kurs magst oder nicht, dein Fahrstil scheint ja doch irgendwie zu der Strecke zu passen!"
Rossi: "Der Sachsenring als Strecke ist schon ziemlich eigen, und du brauchst einfach ein sehr agiles, bewegliches Bike und das ist absolut eine der größten Stärken der Yamaha. Es gibt einige technisch sehr anspruchsvolle Passagen auf dem Kurs und traditionell funktioniert die Yamaha da einfach sehr gut, insofern passt das."
Frage: "Was sind denn grundsätzlich die Hauptkriterien für dich zu sagen, ich mag einen Kurs, oder eben nicht. Ist die Abfolge der Kurven entscheidend, ist es eher der Belag oder das ganze Drumherum, die Atmosphäre?"
Rossi: "Naja, also grundsätzlich mag ich am liebsten schnelle Strecken - wie Donnington, Catalunya, Phillip Island, Assen oder Mugello. Die liegen mir einfach, die passen am besten zu mir würde ich sagen. Aber natürlich ist auch alles andere irgendwo wichtig, also der Streckenbelag, Boxenanlage und natürlich, ganz wichtig, die Fans."
Frage: "Zu Saisonbeginn zeigte sich, dass Yamaha in puncto Topspeed einen Rückstand hat. Ist dieser Punkt vom Team bei der Entwicklung vernachlässigt worden, kam das für dich überraschend?"
Rossi: "Nein, natürlich haben wir den Speed nicht vernachlässigt, aber die Stärken des Bikes liegen einfach in anderen Bereichen, wie dem Handling, der Beweglich oder dem Kurvenspeed. Klar ist das Gesamtpaket wichtig und Yamaha arbeitet jetzt auch sehr hart daran noch ein paar zusätzliche PS aus dem Hut zu zaubern."
Michelin stärker als im Vorjahr
Frage: "Wie siehst du die insgesamt die Reifensituation, man kann ja nicht unbedingt behaupten, das ihr mit Bridgestone auf Augenhöhe seid!"
Rossi: "Mit der neuen Reifenregel ist die Sache nicht gerade einfacher für uns geworden, aber es ist definitiv so, dass die Michelin-Teams deutlich stärker sind als noch im letzten Jahr. In manchen Situationen ist Michelin besser, in manchen dann nicht so - das hält sich in etwa die Waage. Unbestritten haben wir ein paar Probleme, aber du kannst dir sicher sein, dass wir zusammen mit Michelin hart daran arbeiten um das beste Reifenpaket für alle Streckenverhältnisse zu haben. Unser Qualifyer arbeitet absolut brillant, dass haben wir schon mehrfach in diesem Jahr gezeigt."
Frage: "Es gibt einige Diskussionen um die kleineren Klassen, speziell die 250er steht in der Kritik und soll reformiert werden. Was meinst du zu diesem Thema?"
Rossi: "Ich denke, dass diese Klassen nach wie vor beste Bedingungen für junge Fahrer bieten um zu lernen und sich zu entwickeln, insofern sind sie sehr wertvoll und wichtig. Ich schaue mir die kleinen Klassen sehr gerne an, denn sie bieten exzellentes Racing!"
Frage: "Hast du denn Ambitionen, nach deiner aktiven Karriere eventuell junge Talente zu fördern und dann als Teamchef selbst an der Boxenmauern zu stehen?"
Rossi: "Um ganz ehrlich zu sein: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht!"
Frage: "Letzte Frage: sind für dieses Jahr noch Einsätze in anderen Serien geplant? Rallye, Tourenwagen oder vielleicht noch mal Formel 1?"
Rossi: "Ich würde wirklich sehr gerne noch mal eine Rallye fahren, vielleicht die England-Rallye in Wales im November, da bin ich ja schon einmal am Start gewesen. Aber bevor das wirklich fest ist, will ich erst mal abwarten, was noch in der MotoGP so alles passiert."

