"Raul wurde immer noch angesprochen": Pit Beirer nimmt Stellung zu Fernandez

Pit Beirer erklärt, warum die Fernandez-Verpflichtung so schnell passierte - Hinter den Kulissen scheint es aber weiterhin Ungereimtheiten zu geben

(Motorsport-Total.com) - Dass KTM am Samstag während des vierten Freien Trainings den MotoGP-Aufstieg von Raul Fernandez bekannt gegeben hat, hat viel Staub aufgewirbelt. Selbst Tech-3-Teamchef Herve Poncharal war mit dem Zeitpunkt der Verkündung nicht glücklich. Auch Danilo Petrucci und Iker Lecuona, die ihre Plätze verlieren, waren vom Verhalten seitens KTM nicht begeistert.

Titel-Bild zur News: Raul Fernandez

Raul Fernandez wird nächstes Jahr bei Tech-3-KTM MotoGP fahren Zoom

"Ehrlich gesagt liefen die Dinge etwas hektischer ab als geplant", nahm KTM-Motorsportchef Pit Beirer Sonntagmorgen gegenüber MotoGP-Boxengassenreporter Simon Crafar Stellung, warum am Samstag so plötzlich die Mitteilung über Fernandez verschickt wurde.

"Wir wollten das komplette Wochenende hier durchgehen und dann, gemeinsam mit dem gesamten Vorstand und mit etwas mehr Ruhe, eine finale Entscheidung treffen. Dann war ich aber ziemlich sauer, als ich herausfand, dass andere Hersteller noch immer an Raul interessiert waren und versucht haben, ihn zu bekommen."

"Das hat mir nicht gefallen", betont Beirer. "Er selber wollte eigentlich noch länger Moto2 fahren. Das war sein Wunsch, nicht unserer. Es war aber klar, dass er bei einem Wechselwunsch in Richtung MotoGP natürlich von uns die Chance bekommen würde."

"Aus diesem Grund wollten wir das in Ruhe über die Bühne bringen. In unserem Programm ist alles vorgesehen. Warum jetzt alles so schnell ging? Das war so wirklich nicht geplant. Wir hatten alles vorbereitet und es wären nur noch zwei, drei weitere kurze Gespräche gewesen."

Pit Beirer

Beirer wollte sicherstellen, dass Fernandez nicht zu einer anderen Marke geht Zoom

"Dann ging aber alles sehr schnell - auch, weil wir diesen Druck von Raul nehmen wollten. Er wurde ja immer noch von Leuten angesprochen. Eine solche Ablenkung zwischen all den Fronten ist nicht gut für ihn."

Deshalb hat KTM nicht noch ein paar Tage gewartet, sondern Nägel mit Köpfen gemacht. "Wir wollten einfach sichergehen, dass Raul nicht mit einem anderen Hersteller in die MotoGP-Klasse aufsteigt", hält Beirer fest.

"Ich möchte mich bei ihm, bei seiner Familie und bei seinem Manager bedanken, dass wir eine gute und schnelle Lösung gefunden haben, sodass wir die Bekanntgabe überraschend tätigen konnten. Die kam sogar für unsere eigene PR-Abteilung überraschend."

Ist wirklich alles so klar? Einige Ungereimtheiten

Vor allem Petronas-Yamaha hat großes Interesse an Fernandez gezeigt. Man wäre offenbar bereit gewesen, eine Ablösesumme an KTM zu bezahlen. Schließlich spart sich Yamaha im nächsten Jahr die Millionen für Maverick Vinales und Valentino Rossi.

Zu Beginn des Spielberg-Wochenendes soll es weitere Gespräche gegeben haben. Laut der 'AS' haben sich Freitagabend Fernandez-Manager Jordi Arilla und Petronas-Teamchef Razlan Razali in einem Restaurant in Knittelfeld getroffen.

Und laut der 'Marca' waren weder Fernandez noch seine Entourage über die KTM-Pressemitteilung informiert gewesen. Eine Presserunde gab es mit dem 20-Jährigen nicht. Am Sonntag verpasste er das Moto2-Podest und war somit nicht bei der Pressekonferenz der Top 3 anwesend.

Noch undurchsichtiger wird die Sache durch eine Aussage von Fernandez, die er Samstagnachmittag gegenüber 'DAZN Spanien' getätigt hat. Er wurde gefragt ob er 2022 dort ist, wo er sein möchte. "Nein", lautete seine Antwort. "Lassen wir das so stehen."

Raul Fernandez

Drei Rennen hat der Spanier in seiner Moto2-Rookie-Saison bereits gewonnen Zoom

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Fernandez weder auf Instagram noch auf Twitter ein Posting zu seinem MotoGP-Aufstieg abgesetzt hat. Am Sonntag äußerte sich dann Tech-3-Teamchef Poncharal bei 'Canal+', dass hinter den Kulissen Unruhe herrscht.

"Ja, es ist offiziell, aber um klar und ehrlich zu sein: In diesem Paddock passieren viele Dinge", sagt Poncharal. "Wir wissen, dass es konkurrenzfähige Motorräder ohne Fahrer gibt. Dadurch drehen sich bei einigen Leuten die Köpfe - von Teammanagern, Fahrern, Fahrermanagern."

"Wir haben jetzt die Versicherung, dass die Verträge unterschrieben sind. Wir sind sehr glücklich, dass Remy Gardner und Raul Fernandez 2022 bei uns sein werden. Ich hoffe, dass sich die Dinge jetzt etwas beruhigen und klarer werden."

"Ich möchte aber nichts verbergen und sage das exklusiv zu Canal+: Es gibt hinter den Kulissen immer noch Bewegung von bestimmten Managements und Gedanken. Ich würde gerne sagen, dass vertraglich gesehen alles klar ist. Wir müssen jetzt noch etwas abwarten, wie sich die Dinge weiterentwickeln."

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