• 05.05.2011 13:46

Pedrosa: "Spanien lebt den Motorradsport"

Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa macht in Bezug auf die Nachwuchsförderung in Spanien große Unterschiede im Vergleich zu anderen Ländern aus

(Motorsport-Total.com) - Die Spanier geben in der Motorradweltmeisterschaft derzeit den Ton an. Das Land auf der Iberischen Halbinsel stellte im Vorjahr in allen drei Klassen den Champion, was für einen der erfolgreichsten Vertreter Spaniens, Honda-Pilot Dani Pedrosa, kein Zufall ist.

Titel-Bild zur News: Daniel Pedrosa

Dani Pedrosa ist der Meinung, dass er für viele Spanier ein Vorbild war

Im Interview spricht Pedrosa über die gezielte Nachwuchsförderung in seinem Heimatland, darüber, inwiefern er für andere Fahrer ein Vorbild war und darüber, was Spanien von anderen Ländern unterscheidet.

Frage: "Dani, woran liegt es, dass die Spanier im Motorradsport so erfolgreich sind?"
Dani Pedrosa: "Ich glaube, grundsätzlich sind es drei Punkte, die darüber entscheiden, ob es ein Fahrer zu etwas bringen kann oder nicht. An erster Stelle steht natürlich das Talent. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die Hingabe und als drittes ist harte Arbeit notwendig."

"Einige Fahrer sind mit mehr Talent als andere gesegnet, sodass sie sich mit harter Arbeit einen Vorsprung herausarbeiten können. Andere wiederum zeigen mehr Hingabe und Einsatz. Nach Jahren steht dann plötzlich ein Fahrer an der Spitze, der ständig erste und zweite Plätze einfährt. Speziell in Spanien gibt es eine sehr gute Nachwuchsförderung mit der spanischen Meisterschaft, die auf tollen Strecken gastiert und in der sich auch ausländische Fahrer schon einen Namen gemacht haben."

"Dazu kommt, dass sich der spanische und der katalanische Verband intensiv um junge Fahrer im Alter von acht, neun oder zehn Jahren kümmern. Zehn Jahre später sehen wir diese Jungs dann womöglich bei uns fahren. Der Schlüssel liegt für mich darin, dass man in Spanien wirklich an den Motorradsport glaubt."

Frage: "War das schon so, als du angefangen hast oder hat es in den vergangenen vier, fünf Jahren zugenommen?"
Pedrosa: "Als ich angefangen habe, hat es diese Philosophie bereits gegeben. Ich war also von Beginn an direkt in das System eingebunden."

"Die Piloten nach mir haben einen kleinen und jungen Fahrer gesehen, der es geschafft hat." Dani Pedrosa

Frage: "Dieses System hat im Vorjahr drei Champions hervorgebracht. Alle drei haben deine Karriere genau verfolgt. Was glaubt du wohl, warum?"
Pedrosa: "Dazu habe ich meine ganz eigene Meinung, die vielleicht ein wenig seltsam klingt. Ich glaube, nachdem die anderen Fahrer gesehen haben, dass ich es - obwohl ich so klein und leicht war - schaffen kann, haben sie sich gedacht: 'Das schaffen wir auch'. Das ist mein Eindruck. Sie haben einen kleinen und jungen Fahrer gesehen, der noch dazu aus demselben Land kommt wie sie. Dann hat es der nächste geschafft, woraufhin wiederum der nächste gedacht hat: 'Wenn die beiden das schaffen, dann schaffe ich das auch'."

"In anderen Ländern liegt der Fokus eher auf Sportarten wie Fußball oder Schwimmen." Dani Pedrosa

Frage: "Das Interessante ist, dass die spanische Meisterschaft der MotoGP recht nahe kommt. Ist das ein Vorteil, um in die Weltmeisterschaft einzusteigen?"
Pedrosa: "Natürlich. Ich konnte mich von Beginn an ausschließlich auf den Rennsport konzentrieren und darauf, meine Fähigkeiten auf der Strecke zu verbessern und meine Ziele zu erreichen. Nicht alle Fahrer verfügen in ihrem Land über solch tolle Möglichkeiten. Das liegt zum Teil daran, dass in anderen Ländern der Fokus eher auf Sportarten wie Fußball oder Schwimmen oder anderen Dingen liegt. In Spanien hingegen gibt man sich voll und ganz der Motorradkultur hin."

Frage: "Wer waren deine Helden, als du angefangen hast?"
Pedrosa: "Das waren im Grunde all die Piloten aus den 90er Jahren. Was sie auf den 500er-Maschinen geleistet haben, war unglaublich."

Frage: "Hättest du dir gewünscht, gern einmal auf einer 500er-Maschine zu fahren?"
Pedrosa: "Ich stand einmal kurz davor als ich der 125er-WM unterwegs war. Da gab so eine Art Test für Journalisten, im Rahmen dessen ich erst ein 250er-Bike und dann ein 500er-Bike fahren sollte. Leider wurde die Aktion kurz vorher abgesagt."

Frage: "Der nächste Fahrer, der aus dem spanischen System nach vorn drängt, ist Marc Marquez. Hast du mit ihm bereits zusammengearbeitet?"
Pedrosa: "Wir haben ein paar Mal miteinander gesprochen. Er ist ein ziemlich cleverer und talentierter Kerl, der vor allem eine Menge Mut hat. Ich glaube, er braucht in erster Linie noch Erfahrung. Wirkliche Ratschläge scheint er meiner Ansicht nach nicht zu brauchen."