• 31.05.2017 09:09

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Ohne Respekt: Jack Miller führt Jorge Lorenzo vor

Beim Thema Vorderreifen vertreten die Fahrer unterschiedliche Meinungen: Jorge Lorenzo wird von Jack Miller vor den anderen Fahrern lächerlich gemacht

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Rennwochenende in Argentinien tobt in der MotoGP eine Debatte über die Zukunft der Vorderreifen. Nach dem Spanien-Grand-Prix in Jerez konnten die Piloten die Konstruktion vom Saisonfinale 2016 mit der aus der laufenden Saison vergleichen und bevorzugten zum größten Teil die alten Reifen, die eine härtere Karkasse haben und dadurch mehr Stabilität bieten.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Jack Miller

Jorge Lorenzo (99) und Jack Miller (43) gerieten verbal aneinander Zoom

Im Rahmen des Rennwochenendes in Le Mans wurde am ersten Trainingstag abgestimmt: 20 von 23 Fahrern wünschten sich die alten Reifen zurück, die intern als 70er-Reifen bezeichnet werden. Lediglich drei Fahrer wollten mit den 2017er-Reifen, intern als 06er-Reifen bezeichnet, weitermachen. Unter diesen drei Fahrern waren mit Jorge Lorenzo und Maverick Vinales zwei Topfahrer.

Für Vinales ist die Umstellung kein großes Problem, aber Lorenzo ist mit der Rückkehr zum 2016er-Reifen alles andere als einverstanden. Weltmeister Marc Marquez kann nicht nachvollziehen, warum Lorenzo so sehr an den 2017er-Reifen hängt und warum er die Entscheidung nicht anerkennen möchte: "Wir sprachen in Argentinien in der Sicherheits-Kommission darüber und alle stimmten zu, dass wir diesen Reifen probieren sollen. Wenn nicht mehr als 60 Prozent der Fahrer zustimmen, wird es keine Änderung geben."

Eindeutige Abstimmung

"Und es waren mehr als 60 Prozent. Deshalb trafen wir die Entscheidung, zu wechseln. Ducati absolvierte einen Test in Mugello und von da an änderte sich alles. Lorenzo machte sehr viel Druck. Er wünschte sich beide Reifenversionen", berichtet Marquez verärgert, der nichts von Lorenzos Vorschlag hält, dass Michelin verschiedene Reifenversionen anbieten soll.

Der Titelverteidiger ist grundsätzlich dagegen. "Sie müssen sich für einen Weg entscheiden und versuchen, diesen Reifen zu verbessern", betont er und begründet, warum er dagegen ist: "Welchen Reifen sollen sie denn dann verbessern? Den, für die eine Gruppe Fahrer, oder den, der anderen Gruppe?", fragt der Honda-Werkspilot.


Fotos: MotoGP in Le Mans, Girls


Jack Miller provoziert Jorge Lorenzo

Markenkollege Jack Miller trieb es bei der Abstimmung auf die Spitze. Der Kommentar des Australiers auf Lorenzos Aussagen: "Meinungen sind wie Arschlöcher. Jeder hat eins." Damit verärgerte er den Weltmeister von 2010, 2012 und 2015, der Millers Äußerungen nur widerwillig kommentierte.

Jack Miller

Jack Miller: "Meinungen sind wie Arschlöcher. Jeder hat eins" Zoom

"Meine Meinung dazu? Ich habe eine schlechte Meinung, was ihn angeht. In der Sicherheits-Kommission reagierte er sehr rüpelhaft. Er meinte, ich soll mir meine Meinung in meinen Hintern schieben oder so", bemerkt Lorenzo. "Sehr rüpelhaft. Ich denke, dass man so etwas nicht vor den anderen zu einem Fahrer sagt, erst recht nicht zu einem fünffachen Weltmeister."

Laut Michelin und dem Großteil der Fahrer soll der Unterschied zwischen der 70er- und der 06er-Karkasse nicht besonders groß sein. Viel entscheidender sei, dass die härteren Reifen vom Saisonfinale 2016 mehr Ruhe ins Fahrwerk bringen. Besonders für Spätbremser ist das ein Vorteil. "Der Unterschied zwischen den beiden Reifen ist sehr gering und hängt ein bisschen vom Fahrstil des jeweiligen Fahrers ab", bestätigt Altmeister Valentino Rossi, der wie der Großteil des Feldes für den 2016er-Reifen abgestimmt hat.