Neuer Trend: Carbon-Bremsscheiben im Nassen

Weltmeister Marc Marquez hat es beim Regenrennen in Malaysia vorgemacht und alle anderen MotoGP-Piloten scheinen jetzt nachzuziehen

(Motorsport-Total.com) - Die Bremsleistung einer MotoGP-Maschine ist dank der üppig dimensionierten Carbon-Bremsscheiben über jeden Zweifel erhaben. Brembo stellt den Teams ein breites Angebot an verschiedenen Scheiben bereit. Die Ingenieure müssen sicherstellen, dass die Bremsanlagen im richtigen Temperaturbereich arbeiten, um eine konstante Bremsleistung sicherzustellen. Im Nassen kamen die bisher verwendeten Stahl-Bremsscheiben an ihre Grenzen. Deshalb sah man auch bei nassen Bedingungen vereinzelt Fahrer mit Carbon-Bremsscheiben.

Titel-Bild zur News: Brembo

Carbon-Bremsscheiben haben größere Reserven auf abtrocknender Strecke Zoom

"Im Trockenen können die Teams aktuell aus vier verschiedenen Versionen auswählen: 320 Millimeter große Low-Mass-Scheiben, 320 Millimeter große Standard-Scheiben, 340 Millimeter große Low-Mass-Scheiben und 340 Millimeter große Standard-Scheiben", erklärt Brembo-Ingenieur Lorenzo Bortolozzo. Die Low-Mass-Scheiben sind dünner und leichter als die Standardscheiben. Deshalb sind sie weniger belastbar, kommen aber schneller auf die benötigte Temperatur. Somit sind sie eine gute Option für Regenrennen.

"Die Teams entscheiden, welche Bremsscheiben verwendet werden. Das Fahrverhalten der Maschine ändert sich. Einige Teams verwenden 320er-Scheiben, andere Teams verwenden die 340er-Scheiben", erklärt Bortolozzo, der sich nicht wundert, warum einige Fahrer jetzt auch im Nassen zu den Carbon-Bremsscheiben tendieren.

"Im vergangenen Jahr gab es viele Tests mit Carbon-Bremsscheiben im Nassen. Wir wissen jetzt, dass das richtige Temperaturfenster der wichtigste Faktor ist. Wenn wir garantieren können, dass die Bremsen im richtigen Temperaturbereich arbeiten, dann können wir eine problemlose Verwendung garantieren, bei der es keine Sicherheitsprobleme gibt", schildert der Italiener.

Marc Marquez, Cal Crutchlow

Marc Marquez setzte beim verregneten Sepang-Grand-Prix auf Carbonscheiben Zoom

"Der große Vorteil ist, dass die Carbon-Bremsscheiben größere Reserven haben", begründet Bortolozzo. "Die Regenreifen wurden in den vergangenen Jahren immer besser. Wenn der Asphalt abtrocknete, kam unser Bremssystem ans Limit heran. Die maximale Temperatur einer Stahlscheibe liegt bei 600 Grad Celsius. Normalerweise erreichen wir knapp 800 Grad Celsius."

"Aus diesem Grund können wir den Teams nun vorschlagen, auch im Nassen Carbon-Bremsscheiben zu verwenden. Diese müssen aber mit speziellen Verkleidungen gefahren werden. Die Teams entwickeln Verkleidungen für alle vorstellbaren Verhältnisse", berichtet der Brembo-Verantwortliche.


Fotos: MotoGP-Test in Phillip Island


Tech-3-Teamchef Herve Poncharal ist ebenfalls nicht erstaunt über den Trend der Carbon-Bremsscheiben bei Regenrennen. "Bradley (Smith) fuhr bereits in Misano mit Carbon-Bremsscheiben im Nassen", blickt er auf den San-Marino-Grand-Prix im Sommer 2015 zurück. "Es überrascht mich nicht. Ich bin beeindruckt, wie stark man die Bremsscheiben verbessern konnte. Vor ein paar Jahren wäre es undenkbar gewesen, mit Carbon-Bremsscheiben im Nassen zu fahren, doch dank der Verkleidungen kann man im Regen ohne Probleme damit fahren."