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MotoGP-Kolumne Valencia: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Mit Jorge Lorenzo verlässt einer der ganz Großen die MotoGP-Bühne - Er beendet seine Karriere zwar nicht auf dem Höhepunkt, aber dennoch zur richtigen Zeit

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

MotoGP-Pilot Jorge Lorenzo sagt Adios - und das aus voller Überzeugung Zoom

(Motorsport-Total.com) - Liebe MotoGP-Fans,

als Dreizehnter und mit 51 Sekunden Rückstand auf den Rennsieger Marc Marquez, seinen Teamkollegen bei Repsol-Honda, kam Jorge Lorenzo beim MotoGP-Saisonfinale in Valencia ins Ziel. Man könnte meinen, ein würdiger Abschied aus der Königsklasse sieht anders aus. Schließlich war es Lorenzos Abschiedsrennen nach seinem Rücktritt am Donnerstag.

Doch diesmal spielten das Ergebnis und der Abstand zum Sieger nur eine Nebenrolle. Monatelang hatte sich Lorenzo damit gequält, sich an den Leistungen von Marquez messen lassen zu müssen. Monatelang bemühte er sich, mit der Honda eins zu werden, um die Lücke zu schließen, und wurde dabei immer wieder von schweren Stürzen und Verletzungen zurückgeworfen.

Nach Rücktritt: Jorge Lorenzo kann wieder lachen

All das spielte nach seinem Rücktritt keine Rolle mehr. Für den Spanier kam es einem Befreiungsschlag gleich, als wäre eine große Last von seinen Schultern gefallen. Das war ihm trotz aller Wehmut nicht nur bei seiner Abschiedsrede am Donnerstag, sondern auch nach seinem letzten Rennen in der MotoGP deutlich anzumerken.

Deshalb ist er in unserer traditionellen Montagskolumne zur MotoGP diesmal der Fahrer, der besonders gut geschlafen hat. Denn sein Lächeln nach dem Rennen, die Erleichterung, mit der den Helm ablegte und in seinen Stuhl fiel, sprachen Bände. Es war vielleicht nicht der Abschied, den er sich gewünscht hätte, aber die für ihn richtige Entscheidung.


Fotos: #ThankYouJorge: Die Bilder zum Rücktritt von Jorge Lorenzo


Bereits seit seinem schweren Sturz in Assen hatte der 32-Jährige mit sich gehadert, fand nicht mehr die nötige Motivation, um sich der Herausforderung und auch dem Risiko mit Leib und Seele zu stellen. Wenn das der Fall ist, tut auch ein Fahrer wie Lorenzo, fünffacher Weltmeister in der Motorrad-WM, gut daran, die Reißleine zu ziehen.

Der Einzige, der Marquez im Titelkampf bezwang

Nach dem Zieleinlauf in Valencia sagte der Spanier: "Ich bin total glücklich. Ich fühle so viel Freude. Ich fühle mich frei. Als ich die Ziellinie überquerte, fühlte ich Freiheit, weil ich diesen Sport gesund, noch jung und mit der Möglichkeit verlasse, das Leben zu genießen."

Das will er künftig abseits der Rennstrecke tun. Auf ihr hat Lorenzo in seiner Karriere alles erreicht: 69 Pole-Positions, 68 Siege, 152 Podiumsplätze und fünf Weltmeistertitel zieren seine Erfolgsstatistik. Bis heute ist er der einzige Fahrer in der "Marquez-Ära", der den Honda-Champion im Kampf um den WM-Titel bezwingen konnte.

Den Sport hat er maßgeblich geprägt. Man erinnere sich an unzählige Rennen, in denen es hieß "Hammer down" und der Spanier dem Feld in bestechender Manier enteilte. Oder an seinen heldenhaften Einsatz in Assen 2013, als er mit frisch operiertem Schlüsselbein antrat und Fünfter wurde. Sein jahrelanges teaminternes Duell mit Valentino Rossi bei Yamaha ist bis heute legendär.

Abschied mit erhobenem Haupt und ohne Reue

Lorenzo wird für vieles in Erinnerung bleiben, auch dafür, dass er nie ein Blatt vor den Mund nahm und sich damit nicht nur Freunde machte. Er verlässt die MotoGP-Bühne nach 18 Jahren in der Weltmeisterschaft dennoch erhobenen Hauptes und ohne Reue.

Danach gefragt, was er in seiner Karriere ändern würde, wenn er die Chance dazu hätte, antwortete er am Sonntag: "Ich würde mich dafür entscheiden, Jorge Lorenzo zu sein. Genauso wie ich es bis heute war, ohne etwas zu ändern." Wer das über sich sagen kann, hat alles richtig gemacht und muss sich nichts mehr beweisen. Adios, Jorge!

Juliane Ziegengeist

P.S.: Die Kolumne "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" finden Sie auf unserer Schwesterseite Motorsport.com. Dieses Mal beschäftigt sich Sebastian Fränzschky mit der Lage bei Ducati.