Motegi: Fahrer bekräftigen Streik-Absicht
Casey Stoner und Co. geben nicht nach: Auch der angekündigte Expertenbericht ändert nichts am Willen, 2011 nicht in Japan zu starten
(Motorsport-Total.com) - Die Frage, ob der auf Oktober verschobene Grand Prix von Japan tatsächlich stattfinden sollte, wird auch im Fahrerlager des Sachsenrings diskutiert. Am Samstag machten einige Piloten erneut deutlich, dass sie in dieser Saison unter keinen Umständen in Japan starten werden. Der vom Motorrad-Weltverband FIM angekündigte Expertenbericht zur aktuellen Situation rund um Motegi interessiert die wenigsten.
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"With you Japan" ja, aber nicht in Japan selbst - Viele Fahrer wollen fernbleiben
"Ich werde nicht hingehen. Das ist meine Meinung, die ich nun schon seit geraumer Zeit habe", macht Casey Stoner deutlich. Ich bin mir sicher, dass die meisten Fahrer der selben Meinung sind. Wir haben nicht wirklich um zusätzliche Informationen gebeten. Es gab nur den Vorschlag, dass man uns das anbieten möchte. Ich habe gesagt, dass ich unabhängig von den Informationen, die uns noch präsentiert werden, nicht fahren werde."
Der Australier ist offenbar sogar bereit, einen Konflikt mit seinem japanischen Arbeitgeber Honda einzugehen. Denn dass es aufgrund seiner starren Haltung zu Vertragsproblemen kommen könnte, schließt selbst er nicht aus. "Wir haben schon darüber gesprochen, allerdings noch nicht im Detail", sagt Stoner. "Aber das ist etwas, dass sehr bald besprochen werden muss, um es eindeutig zu klären."
Einer möglichen Konventionalstrafe blickt der Honda-Pilot recht entspannt entgegen: "Sollte es auch welchen Gründen auch immer kein Rennen geben, denke ich nicht, dass es eine Strafe geben wird." Stoner hofft, dass eine kollektive Verweigerungshaltung der MotoGP-Stars zu einer Absage des Rennens in Motegi führen wird. In diesem Fall hätte er offensichtlich auch keine Bestrafung oder Lohnkürzung zu befürchten.
Bradl will auch nicht in Japan fahren
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Casey Stoner macht deutlich: Er wird keinesfalls in Japan starten Zoom
Ähnlich wie der WM-Leader der MotoGP hofft auch der Gesamtführende der Moto2-Klasse darauf, dass die Fahrer mit einer konzertierten Aktion eine Streichung des Rennens erwirken. "Letztlich werden darüber andere Leute entscheiden", sagt Stefan Bradl. "Wenn aber jetzt schon einige MotoGP-Fahrer sagen, dass sie nicht fahren wollen, und sich die Moto2- und 125er-Piloten anschließen, dann hoffe ich doch, dass wir als Fahrer die stärkere Fraktion stellen."
"Ich wurde zwar noch nicht direkt gefragt, aber ich will auch nicht fahren. Das Thema wird wohl auch noch nicht so schnell vom Tisch sein. Aber es drängt wohl niemanden, nach Japan zu reisen, auch mich nicht", fährt der Kalex-Pilot fort. "Die Situation in Japan ist nach wie vor nicht geklärt. Außerdem denke ich, dass die Menschen dort andere Probleme haben, als eine MotoGP-Veranstaltung auszurichten. Ich kenne zwar die gesundheitlichen Risiken nicht, aber perfekt kann die Lage unmöglich sein."
Bradl könnte mit seiner Hoffnung Recht behalten. Laut Jorge Lorenzo, der als einer der Ersten deutlich gemacht hat, keinesfalls nach Japan reisen zu wollen, hätten in Mugello rund 90 Prozent der Moto2-Fahrer gesagt, dass sie nicht in Motegi fahren wollten. Die Piloten der 125er-Klasse haben die Rädelsführer Lorenzo und Stoner allerdings noch nicht angesprochen. Sie hoffen stattdessen, dass das Gewicht der MotoGP- und Moto2-Stars in dieser Frage ausreicht.
Stoner und Lorenzo kontern Heuchelei-Vorwurf
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Jorge Lorenzo sagt ebenfalls schon lange: "Ich starte nicht in Motegi" Zoom
Nun könnte man den beiden Champions, die für japanische Werke antreten, Heuchelei vorwerfen. Schließlich rasen sie seit Monaten mit Aufklebern auf ihren Maschinen, die Slogans wie "With you Japan" und die japanische Nationalflagge enthalten, über die Rennpisten dieser Welt.
Stoner widerspricht diesem Vorwurf vehement: "Das ist kein Widerspruch. Jemanden zu unterstützen und am selben Ort sein zu müssen, ist nicht unbedingt dasselbe. Wenn das Gleiche in Australien in der Nähe meines Zuhauses passiert wäre, würde ich auch nicht zurückkehren. Das wäre exakt die selbe Situation. Nur weil wir nicht nach Japan gehen, bedeutet es nicht, dass wir das Land nicht mehr unterstützen würden."
"Wenn wir nach Japan gingen, würde sich dadurch nichts ändern", findet auch Lorenzo. "Ich mag Japan wirklich. Ich mag die japanischen Fans und ich mag es, in Motegi zu fahren. Wenn wir Japan irgendwie helfen können, werden wir das tun. Aber dorthin zu reisen, ist keine echte Unterstützung."
Marquez flüchtet sich in Fatalismus
Tech-3-Teamchef und IRTA-Präsident Hervé Poncharal findet dagegen, dass es nicht nur damit getan ist, Japan mit warmen Worten und Aufklebern zu unterstützen. Poncharal fordert von den Fahrern mehr Respekt gegenüber der japanischen Bevölkerung. Und Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta stellt klar: Die Verträge seien eindeutig, der Grand Prix von Japan müsse stattfinden. Allerdings könne die Dorna nicht über die Fahrer verfügen. Nur die Teams seien vertraglich verpflichtet, bei jedem Rennen anzutreten. Theoretisch könnten Honda, Yamaha und Co. also auch Ersatzfahrer für Stoner und Lorenzo nominieren.
Angesprochen auf die Chancen der Protestbewegung gibt sich der erst 18 Jahre alte Marc Marquez erstaunlich fatalistisch. "Wenn die MotoGP-Fahrer hinfahren werden, werden auch wir hinfahren - oder auch nicht", sagt der Spanier. Und auch Bradl weiß: "Wenn alle hingehen, gehe ich auch. Und wenn keiner geht, gehe ich auch nicht."