Michelin MotoGP-Comeback: Die Fahrer brauchen mehr Zeit

Die Charakteristik der neuen Michelin-Reifen sorgte bei den Tests für zahlreiche Stürze - Michelin will reagieren, den Teams aber mehr Zeit zur Anpassung geben

(Motorsport-Total.com) - Die größte Veränderung in der MotoGP-Saison 2016 betrifft die Reifen. Michelin übernimmt von Bridgestone die Rolle des Einheitsausrüsters. Das schwarze Gold der beiden Hersteller unterscheidet sich in der Charakteristik signifikant. Bei Bridgestone war vor allem der Vorderreifen exzellent, die Fahrer konnten tief in die Kurven hineinbremsen und extreme Schräglagen fahren. Der Vorderreifen behielt trotzdem den Grip.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin zog sich Ende 2008 zurück und feiert nun ein MotoGP-Comeback Zoom

Auf der anderen Seite bieten die Michelin-Reifen am Hinterrad deutlich mehr Grip als beim japanischen Produkt. Dafür ist der Vorderreifen nicht so stabil wie bei Bridgestone. Das resultierte bei den bisherigen Testfahrten in zahlreichen Stürzen. "Wir schauen, ob wir den Grip am Hinterrad reduzieren", wird Michelin-Motorsportchef Pascal Cousasnon von 'Motorsport.com' zitiert. "Aber die Fahrer, die Teams und der Promoter sagen uns: 'Seid vorsichtig, lasst es wie es ist.'"

Die Stürze lagen nur zum Teil an den Michelin-Reifen. Auf der einen Seite waren die Motorräder noch nicht optimal für die neuen Reifen ausbalanciert und abgestimmt. Auf der anderen Seite loteten die Fahrer das Limit aus und hatten instinktiv noch das Fahrmuster für die Bridgestone-Reifen im Blut. Wenn die Fahrer sich auf die neue Charakteristik eingestellt haben und gleichzeitig die Abstimmung der Motorräder besser passt, sollte es deutlich weniger Stürze geben.

Denn prinzipiell war der Tenor im Fahrerlager, dass die Michelin-Reifen nicht schlecht seien, sondern anders als Bridgestone. "Unsere Reifen haben eine bestimmte Charakteristik", verweist Couasnon. "Einige Fahrer sind damit sehr glücklich. Ich würde sagen, für die Lösung gibt es kein Wunder, keine einzelne Lösung. Unsere Reifen sind etwas anders als der bisherige Hersteller. Wir müssen mit der MotoGP-Familie sprechen, um zu verstehen, wie weit wir diese Charakteristik entwickeln können."

Interessant wird der erste Test in Sepang (Malaysia) Anfang Februar. Die Teams und Fahrer haben in der Winterpause Zeit, über die neuen Reifen und die dazugehörige Abstimmung nachzudenken. Bei den nächsten Wintertests könnte sich deshalb ein anderes Bild zeigen als beim Test nach dem Saisonfinale in Valencia. Michelin will nichts überstürzen: "Geben wir den Fahrern etwas Zeit. Sie müssen mehr Vertrauen finden", glaubt Couasnon. "Wir arbeiten daran, den Fahrern etwas mehr Gefühl für den Vorderreifen zu geben, wenn sie am Limit sind."