Marquez jagt Pedrosa in Jerez: "Ich hatte wirklich Angst"
Im Qualifying von Jerez holen Dani Pedrosa und Marc Marquez für Honda das Optimum heraus - Für das Rennen haben beide Yamaha auf der Rechnung
(Motorsport-Total.com) - Es hatte sich schon in den Trainings angedeutet und manifestierte sich am Samstag beim Qualifying zum Großen Preis von Spanien: Der Circuito de Jerez scheint den Hondas in diesem Jahr ganz besonders zu liegen. Dani Pedrosa und Marc Marquez lieferten sich unter der Sonne Spaniens ein enges Duell um die Pole-Position vor heimischen Fans. Am Ende trennte die Teamkollegen nur ein Wimpernschlag.

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Dani Pedrosa konnte es sich der Zeitattacke von Marc Marquez erwehren Zoom
Pedrosa sicherte sich mit einer Bestzeit von 1:38.249 Minuten den ersten Startplatz vor Marquez, dem nur 49 Hundertstelsekunden fehlten. Für Pedrosa ist es die erste Pole seit Malaysia 2015. Entsprechend groß war die Freude beim kleinen Spanier: "Ich bin sehr glücklich mit diesem Qualifying, denn ich war lange Zeit nicht in der Lage, im Qualifying gute Rundenzeiten zu fahren und in die erste Startreihe zu kommen. Stattdessen kämpfte ich um die dritte oder vierte."
In Jerez wollte er es endlich wieder ganz nach vorn schaffen - und das gelang, obwohl oder vielleicht auch weil ihn Teamkollege Marquez in der 15-minütigen Qualifyingsession gehörig unter Druck setzte. "Im zweiten Run ist mir Marc schon in der Aufwärmrunde die ganze Zeit gefolgt. In der Mitte der Strecke habe ich langsamer gemacht, aber er auch. Wir waren allein und er stand zu dem Zeitpunkt auf der Pole", erinnert sich Pedrosa.
Marc Marquez: "Jerez nicht die beste Strecke für mich"
"Ich wusste, wenn ich mich verbessere, dann wird er sich wahrscheinlich auch verbessern. Aber ich habe die Herausforderung angenommen. Am Ende ist mir eine gute Runde gelungen. Sie hat zur Pole gereicht. Sie ist etwas Besonderes, weil sie wichtig ist für mich und mein Team und weil es eben in der letzten Zeit nicht so einfach war", resümiert der Honda-Pilot seinen Erfolg. Nach einer völlig verkorksten Saison 2016 zeigt seine Formkurve nach oben.
Pedrosa erklärt das so: "Es haben sich einige Dinge geändert, mein Training, meine Herangehensweise an ein Rennen. Das Team, das Bike und die Reifen sind anders. Man muss zudem berücksichtigen, dass das vergangene Jahr sehr extrem war, wir hatte einige Probleme. Jetzt fühlt es sich wieder besser an." Einen Anteil daran dürfte auch Sete Gibernau haben, der Pedrosa in dieser Saison berät und in Jerez wieder vor Ort ist.
Immer wohler mit der Honda RC213V fühlt sich auch Teamkollege Marquez, der der knapp verpassten Pole-Position nicht lange nachtrauerte: "Ich freue mich über diesen zweiten Platz, denn normalerweise habe ich auf dieser Strecke immer zu kämpfen. In der Vergangenheit war es nicht die beste Strecke für mich. Aber heute lief es gut." Nach dem ersten Run lag der Spanier noch in Führung, konnte diese aber nicht bis zum Schluss verteidigen.
Beinahe-Crash im letzten Run kostet Marquez die Pole

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Handshake: Zuletzt belegte Honda Platz eins und zwei in der Australien-Quali 2016 Zoom
Dabei kam er anders als der Rest des Feldes dreimal an die Box. Das war durchaus beabsichtigt: "Die Strategie war, drei Reifen anzufahren", erklärt Marquez. Mit dem letzten ging er noch einmal auf Zeitenjagd. "Ich bin dann Dani gefolgt, um ihn für drei, vier Kurven zu studieren, in denen er schneller war als ich. Auf der letzten schnellen Runde habe ich alles gegeben, ich war nah dran, aber wäre fast gestürzt und konnte es gerade noch abfangen."
Das kostete ihn letztlich die Pole-Position: "Ich hatte wirklich Angst. Als ich am Bremspunkt der letzten Kurve angekommen war, habe ich immer noch darüber nachgedacht und den Fokus etwas verloren. Das hat vielleicht zwei Zehntelsekunden gekostet. Aber dennoch bin ich glücklich, denn das Gefühl stimmt", sagt Marquez und lobt, dass sie die Honda zwischen ihren Stärken und Schwächen immer besser ausbalanciere.
Für das Rennen am Sonntag macht er wie auch Pedrosa die Wahl der Reifen als entscheidend aus. "Die Reifen sind in diesem Jahr sehr sensibel. Nur eine kleine Änderung der Temperatur macht schon einen großen Unterschied beim Set-up", weiß Marquez. "Es wird interessant zu sehen sein, wie sich das morgen entwickelt. Wenn wir das wiederholen können, wäre das natürlich gut. Denn alle großen Bosse sind hier."
Honda-Piloten rechnen mit Vinales und Rossi im Rennen
Vom Rückstand der Werksyamahas zeigten sich beide Honda-Piloten überrascht. Maverick Vinales und Valentino Rossi fanden sich nach dem Qualfiying auf den Rängen vier und sieben wieder. Dennoch glaubt Pedrosa: "Sie haben beide ein gutes Motorrad und Valentino mag es, hier zu fahren. Das Bike ist normalerweise sehr konstant, geht gut mit den Reifen um und ist physisch weniger anstrengend zu fahren. Ich schreibe sie also keineswegs ab."
"Es sieht so aus, als wäre Maverick schneller als Valentino. Aber er wird morgen da sein", urteilt Marquez und gibt zu bedenken: "Die Rennpace ist meist langsamer als im Training. Zudem könnte es wärmer werden, die Strecke könnte rutschiger sein. Es kann sich vieles ändern." Er selbst fühle sich stärker als im Vorjahr, betont der Honda-Pilot. Damals wurde er Dritter hinter den Werksyamahas von Rossi und Jorge Lorenzo (heute Ducati).

