"Keine perfekte Runde": Yamaha nur in Rechtskurven schnell
Valentino Rossi muss sich in Jerez mit Startplatz sieben und keiner "perfekten" Runde begnügen - Maverick Vinales klagt über fehlende Pace in allen Linkskurven
(Motorsport-Total.com) - Kein ideales Qualifying-Ergebnis für Yamaha in Jerez: WM-Leader Valentino Rossi konnte nur den siebten Startplatz einfahren, während sich Maverick Vinales als bester Yamaha-Pilot auf die vierte Position setzte. Dem Überflieger dieser Saison fehlte bereits knapp eine halbe Sekunde, dem Vorjahressieger Rossi gar fast 0,7 Sekunden. Vinales erklärt sich den Rückstand durch ein eigenartiges Fahrverhalten in den Linkskurven, Rossi hat nach wie vor Probleme auf der Vorderachse.

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Sorgenfalten auf Valentino Rossis Stirn: Yamaha liegt in Jerez deutlich hinter Honda Zoom
"Ehrlich gesagt, ist die rechte Reifenflanke sehr gut, aber links habe ich plötzlich starkes Wheelspin. Wir müssen das heute Abend checken und für das Warm-up arbeiten", erklärt der zweifache Saisonsieger. "Wir hatten im Qualifying einen guten Rhythmus. Speziell in den Sektoren zwei und vier, in allen Rechtskurven sind wir stark", betont der Spanier bei seinem Heimrennen. Die Schwachstellen aller Yamahas seien die fünf Linkskurven.
"In den Linkskurven hatte ich einige Probleme und viel durchdrehende Räder. Besonders beim Einlenken, daher ist es sehr schwierig eine gute Runde hinzubekommen, wenn ich nur in den rechten Kurven pushen kann", erklärt Vinales. Besonders beim Fahren hinter Polesetter Dani Pedrosa sei ihm diese Schwachstelle aufgefallen: "Ich bin hinter Dani gefahren. In den Linkskurven war die Traktion der Honda überwältigend. In den Rechtskurven konnte ich den Abstand jedoch wieder verkürzen. Das war sehr komisch, ich habe es nicht verstanden."
Rossi verärgert: Top 5 war das Ziel - keine perfekte Runde erwischt
Aufgrund des untypischen Fahrverhaltens müsse man vor dem Rennen im Warm-up mehr arbeiten als sonst, meint Vinales. "Es wird wichtig sein, dass wir für die linke Seite eine gute Abstimmung finden." Wie auch sein Teamkollege und Vorjahrespolesetter Valentino Rossi fuhr Vinales mit den Reifenmischungen Medium-Soft. Darauf kam der Altmeister nicht an die Zeit des Neuzugangs heran. Rossi verlor mehr als zwei Zehntelsekunden auf seinen Teamkollegen, um 0,047 Sekunden musste er sich sogar Rookie Johann Zarco geschlagen geben.
"Das war heute nicht so schlecht. Wir haben viel gearbeitet und mein Gefühl für das Bike verbessert. Meine Pace ist nicht so schlecht. Wir müssen aber noch am Kurveneingang arbeiten", meint Rossi, der bereits am Freitag über das Fahrverhalten seiner M1 am Kurveneingang klagte. "Mit dem Ergebnis bin ich nicht so zufrieden, ich stehe nur in der dritten Reihe", weiß der Jerez-Rekordsieger. Rossi glaubt, dass er ein besseres Resultat einfahren hätte können: Die Top 5 waren das erklärte Ziel. Schon im dritten Training schaffte er die Hürde knapp.
"Noch sind wir nicht bei 100 Prozent und müssen uns verbessern", weiß der "Doktor", der im Vorjahr in Spanien siegen konnte. "Heute Vormittag im Training war ich ganz gut drauf, ich konnte in die Top 5 fahren. Das war auch das Ziel für das Qualifying. Meine Pace ist zwar nicht fantastisch, aber ganz gut. Leider konnte ich im Qualifying nicht die perfekte Runde zusammenbringen, daher bin ich nicht glücklich, weil ich aus der dritten Reihe starten muss."
Sorgen bei Yamaha: Honda mit besserer Pace in Jerez
Besonders unwohl fühlt er sich auf einer schnellen Runde am Kurveneingang. "Die Probleme sind nicht so groß, aber ich fühle mich einfach nicht ganz sicher am Vorderreifen. Wir müssen daher die Balance verbessern, um einfacher in die Kurve einlenken zu können." Und auch die Beobachtung seines Teamkollegen teilt der Rekordchampion: "Auch ich hatte Probleme mit der linken Flanke." Besonders die Reifenwahl sei am Sonntag entscheidend. "Es soll sehr warm werden, daher wird die Reifenwahl sehr wichtig. Der harte Reifen scheint für die Renndistanz der beste Reifen zu sein, leider sind die Yamahas damit nicht schnell genug." Der harte Reifen sei zwar konstant, aber nicht schnell genug.
Eindrucksvoll war daher einmal mehr die Leistung der Tech-3-Yamahas mit Johann Zarco (6.) und Jonas Folger (9.). "Die 2016er-Maschine von Folger und Zarco ist sehr schnell, aber das neue Bike scheint im letzten Renndrittel schneller zu sein...hoffentlich", meint Rossi zögerlich in seiner Presserunde. Sollte es wärmer werden, sei das für Yamaha nicht unbedingt ein Vorteil. Er sorgt sich aufgrund der Honda-Leistungen.
"Honda hatte in den vergangenen Jahren hier in Jerez größere Probleme. Es scheint, als hätten sie in diesem Jahr eine bessere Pace und wir Probleme, besonders im Vergleich zu den ersten beiden Rennen, wo wir das schnellste Bike hatten." Mit Dani Pedrosa, Marc Marquez und Cal Curtchlow stehen gleich drei Piloten auf dem japanischen Fabrikat in der ersten Startreihe. Die Kontrahenten wundern sich über die Yamaha-Schwäche. Pole-Mann Pedrosa meint: "Eigentlich ist das hier eine Yamaha-Strecke." Denn vor Rossi 2016 konnte Jorge Lorenzo 2015 gewinnen.
Pedrosa und Marquez rechnen dennoch mit Rossi
Der Spanier hat Rossi dennoch auf der Rechnung: "Beide haben ein gutes Bike. Diese Strecke ist eine von Valentinos Lieblingskursen. Ihr Bike ist eigentlich immer sehr konstant in den Rundenzeiten und viel anspruchsloser gegenüber den Reifen. Außerdem ist es nicht so anstrengend zu fahren. Ich würde sie für den Sieg morgen nicht ausschließen", meint der HRC-Fahrer und auch Teamkollege Marquez erklärt: "Es scheint, als hätte Maverick eine bessere Pace als Valentino. Aber bei Valentino weiß man das nie so genau. Morgen wird er schnell sein", warnt auch der Weltmeister.
Durch veränderte, wärmere Bedingungen am Renntag könnte sich das Kräfteverhältnis weiter verschieben. Auch Cal Curtchlow, der Vinales hinter sich hat, weiß: "Am Renntag ist es dann doch noch einmal etwas anderes. Im Vorjahr tat sich Yamaha in schwierigen Bedingungen leichter als wir."

