Lorenzo: Wenn fast perfekt nicht gut genug ist

Jorge Lorenzo fährt im Qualifying von Silverstone eine Fabelzeit, muss sich am Ende aber doch wieder Marc Marquez geschlagen geben und äußert leise Kritik an Yamaha

(Motorsport-Total.com) - Im Qualifying der MotoGP zum Großen Preis von Großbritannien in Silverstone musste sich Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo wie im Märchen vom Hase und dem Igel vorkommen. "Hase " Lorenzo fuhr eine Zeit von 2:00,819 Minuten, womit er den bestehenden Qualifying-Rekord von Casey Stoner um rund 1,2 Sekunden unterbot. Doch dann gab es noch den "Igel" Marc Marquez, der mit einer Traumrunde noch einmal 0,128 Sekunden schneller als Lorenzo war und diesem die Pole-Position vor der Nase wegschnappte.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Wie so häufig: Jorge Lorenzo war schnell, aber Marc Marquez war schneller Zoom

"Ich denke, das war eine der besten Runden meiner Karriere. Mit unserem Motorrad ist es schwierig, in einer Runden mehr zu erreichen. Ich habe viel Druck gemacht und in jeder Kurve das Limit gesucht", sagt Lorenzo. Bei der genauen Nachbetrachtung erkennt der Weltmeister aber auch an dieser fast perfekten Runde noch ein paar kleine Schönheitsfehler: "In Sektor eins war ich bei meinem ersten Versuch etwas schneller, vielleicht ein Zehntel. Außerdem habe ich beim Bremsen ein paar Fehler gemacht. Mit einer perfekten Runde wäre die Pole-Position vielleicht möglich gewesen."

Im Rennen hofft Lorenzo auf einen besseren Ausgang als noch in Brünn, wo er sich nach anfänglicher Führung den Werks-Honda hatte geschlagen geben müssen. "Wir haben ein gutes Renntempo, darüber bin ich glücklich, aber in den vergangenen Rennen hat es trotzdem nicht funktioniert. Es ist schwierig, diesen Trend umzukehren. Vielleicht ist morgen dieser Tag." Die Erkenntnisse des vierten Freien Trainings stimmen den Spanier aber zuversichtlich. "Vor Beginn des Qualifyings war es schwierig, ein konstant hohes Tempo zu fahren, aber in den 30 Minuten (viertes Freies Training, Anm. d. Red.) haben wir uns deutlich gesteigert."

Allerdings setzt die Tatsache, dass die Honda derzeit den Yamaha überlegen sind, Lorenzo ein wenig zu. "Es gab Jahre, in denen wir das beste Motorrad hatten und viel gewonnen haben. Teilweise fuhren Valentino und ich auf eins und zwei. In diesem Jahr ist es ähnlich wie 2011 nicht so", sagt Lorenzo. Daher fordert er von Yamaha ein höheres Entwicklungstempo: "Wir müssen darauf warten, dass Yamaha und etwas besseres gibt. Honda hat das Seamless-Getriebe, wir nicht. Sie müssen beim Bremsen die Kupplung nicht betätigen und sind uns in der Entwicklung voraus. Wir müssen zunächst mit ihnen gleichziehen und dann etwas Neues erfinden."


Fotos: Jorge Lorenzo, MotoGP in Silverstone


Auch Teamkollege Valentino Rossi meint: "Wenn man seine Runde fährt und nur ganz knapp dahinter Zweiter ist, dann ist es etwas frustrierend. Jorge mag es sicher nicht, dass Marc Erster ist. Ich glaube, dass Jorge für das Rennen eine gute Pace hat. Wir warten auf Verbesserungen beim Motorrad. Vielleicht ist Honda im Moment etwas besser. Die Runde von Jorge war beeindruckend, aber 2:00,6 von Marquez, der ein Rookie ist und zum ersten Mal in Silverstone fährt, ist noch beeindruckender, auch wenn die Honda vielleicht etwas besser ist."

Motivationsproblem hat Lorenzo trotz der scheinbaren technischen Unterlegenheit noch nicht: "Ich glaube, dass ich immer noch schneller fahren kann. Das ist meine Motivation." Allerdings deutet der Spanier erstmals an, dass der sich auch den Wechsel zu einem anderen Hersteller vorstellen kann, sollte Yamaha aus seiner Sicht nicht den Anschluss schaffen. "Ich möchte meine Karriere auf Yamaha beenden, aber ich weiß nicht, was in der Zukunft geschehen wird."