Long-Lap-Strafe im Duell mit Jack Miller: Brad Binder "versteht es nicht ganz"
Abgedrängt beim Start und später Long-Lap-Strafe, weil er beim Überholmanöver neben die Strecke kam - Binder mit P6 trotzdem happy - Miller stürzt nach Führung
(Motorsport-Total.com) - Das KTM-Team erlebte einen turbulenten Grand Prix von Frankreich. Jack Miller führte in Le Mans acht Runden, fiel dann zurück und schied schließlich durch Sturz aus. Brad Binder jubelte am Samstag noch über Platz zwei im Sprint. Im Hauptrennen war er gleich in der Startrunde in der "La Chapelle"-Kurve ins Gedränge verwickelt und beendete die erste Runde nur als 16.

© Motorsport Images
Beim Überholversuch gegen Miller kam Binder außen von der Strecke ab Zoom
Ausgelöst wurde diese Situation von Alex Marquez, der mit seiner Gresini-Ducati nach innen stach und damit eine Kettenreaktion bewirkte. Johann Zarco (Pramac-Ducati) musste ausweichen und Binder ging auf der Außenseite der Platz aus.
Auch Aleix Espargaro verlor durch diese Situation viel Boden. "Wieder hat der gleiche Fahrer einen Dominoeffekt ausgelöst", ärgert sich der Aprilia-Fahrer. "Überholen ist so schwierig. Jeder weiß, dass man gut starten muss und die ersten Runden sehr wichtig sind."
Zarco schildert die Situation folgendermaßen: "Alex Marquez kam sehr schnell auf der Bremse. Ich wollte keinen Sturz riskieren und musste ihm ausweichen. Dadurch bin ich eine weite Linie gefahren und ich denke, dadurch wurde Binder nach außen gedrückt."
Alex Marquez wollte aber nichts von einem aggressiven Manöver wissen. "Ich war hinter Johann. Ich habe nicht erwartet, dass er so früh bremsen würde", schildert der Spanier. "Deshalb bin ich nach innen ausgewichen."
"Ich war mehr oder weniger auf der Linie, aber ich konnte das Motorrad verzögern. Ich habe ganz leicht Brad berührt und habe gesehen, dass er einige Positionen verloren hat. Das tut mir leid, denn das war gar nicht meine Intention."
Im Anschluss an das Rennen sprachen die Rennkommissare für dieses Manöver eine Strafe aus. Alex Marquez wird bei seinem nächsten Rennen in der Startaufstellung um drei Plätze zurückversetzt. Gresini legte Einspruch ein. Dieser wurde abgelehnt.
Für Binder waren damit nach dem starken Sprint alle Hoffnungen auf einen Podestplatz geplatzt. "Wenn man in der ersten Runde auf Platz 20 zurückfällt, dann wird es schwierig", seufzt der Südafrikaner. "Ist man hinter anderen Fahrern, dann kann man nicht viel tun."
"Überholen ist so schwierig. Es war ziemliches Chaos. Als ich hinten war, habe ich alle Zwischenfälle gesehen. Es ist, wie es ist. Racing ist hart." Binder machte Positionen gut. Eine Änderung beim Set-up im Vergleich zum Sprint wirkte sich positiv aus.
Strafe, weil Binder nicht eine Sekunde verloren hat
Als Binder seine Aufholjagd startete, führte Miller das Rennen an. Während sich der Australier für den weichen Vorderreifen entschieden hatte, fuhr Binder mit dem harten Michelin. Miller fiel schließlich ab Runde elf zurück.
"Als mich die anderen Jungs überholten, konnten sie einen Gang höher schalten. Ich kannte meine Limits. Ich wusste, wo ich attackieren konnte und wo nicht", schildert Miller. "Ich fiel etwas zurück, aber ich schonte die linke Reifenflanke. Ich wusste, dass ich am Ende noch etwas hätte."
Schließlich schloss Binder zu seinem Teamkollegen auf und startete ein Überholmanöver in der "Chemin aux Boefs"-Schikane. Aber Binder verbremste sich, fuhr geradeaus über den Randstein und sortierte sich wieder hinter Miller ein.

© Motorsport Images
In der WM reduzierte Brad Binder seinen Rückstand auf Francesco Bagnaia Zoom
"Ich bekam einen sehr guten Windschatten von Jack und bremste etwas später als normal", berichtet er. "Ich wollte keinen Sturz riskieren und fuhr über den Randstein hinaus." Für diese "Abkürzung" erhielt Binder eine Long-Lap-Strafe.
"Ich hatte das Gefühl, dass ich dort eine Sekunde verloren hatte, aber es war knapp drunter. Das war mein Fehler, weil ich nicht auf meine Rundenzeit geachtet hatte, sondern Jack als Referenz genommen habe."
Kürzt ein Fahrer die Strecke ab, darf er dadurch keinen Vorteil erhalten, sondern muss mindestens eine Sekunde verlieren. Bei Binder sollen es aber nur neun Zehntelsekunden gewesen sein. "Ich verstehe es nicht ganz", meint der KTM-Fahrer.
"Ich dachte, dass ich meine Sekunde mit dem Abstand zu Jack gut eingeschätzt hatte. Aber es ging um die Sektorzeiten. Das war mein Fehler. Es ist, wie es ist. Die Long-Lap war natürlich schlecht, weil sie mich komplett rausgenommen hat."
Schließlich bewertet Binder Platz sechs angesichts der Zwischenfälle als versöhnliches Ergebnis: "Ein sehr schwieriger Tag, aber zehn Punkte sind ein großer Bonus." In der WM-Wertung ist Binder Dritter, 13 Punkte hinter Francesco Bagnaia (Ducati).
Miller stürzt kurz vor Rennende
Miller schaffte es nicht ins Ziel. Als er in der Schlussphase seine Vorderleute noch einmal attackieren wollte, stürzte er an Position sieben liegend. "Ich habe wie ein Idiot den Randstein in Kurve 4 zu sehr geschnitten und es war vorbei", ärgert er sich.
"Es war genau wie bei Marini. Ich war beim Richtungswechsel etwas zu aggressiv. Es war ein Wochenende, an dem ich Fehler gemacht habe. Dafür muss ich mich beim Team entschuldigen und es in Zukunft besser machen." Er ist auch im Sprint gestürzt.
"Wir haben an den ersten fünf Wochenenden alles gesehen", blickt Miller auf das Gesamtbild. "So wird es auch weitergehen. Alle sind so konkurrenzfähig. An einem Wochenende hat jemand Mühe und am nächsten fährt er vorne weg. Es ist schwierig vorherzusagen."
Im Grand Prix standen beide KTM-Fahrer im Schatten von ihrem GasGas-Kollegen Augusto Fernandez, der mit Platz vier sein bestes MotoGP-Ergebnis erobert hat.


Neueste Kommentare