Kampf Rossi vs. Marquez: Ein MotoGP-Fest für Luis Salom

Valentino Rossi und Marc Marquez brachten in Barcelona die Menge zum Kochen: Warum Rossi das Duell auf eine Stufe mit seiner Schlacht gegen Lorenzo 2009 setzt

(Motorsport-Total.com) - Mit ihrem spannenden Kampf um den Sieg beim Großen Preis von Katalonien der MotoGP sorgten Valentino Rossi und Marc Marquez bei den Zuschauern für reichlich Stimmung. Auch bescherten sie zum Abschied von Luis Salom ein spektakuläres Motorradrennen, aus dem letztlich der Altmeister als Sieger hervorging. Doch auch Marquez genoss das Duell am Limit und kann sich mit der Tabellenführung trösten. Erst kurz vor Schluss fiel die Entscheidung, als der Honda-Pilot einen Fehler machte. (So lief das Rennen)

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Valentino Rossi

Valentino Rossi triumphierte nach einem packenden Kampf gegen Marc Marquez Zoom

"Für mich war es ein perfekter Sonntag", freut sich Rossi, der den Schlüssel zum Erfolg in einer Setupänderung im Warmup sieht. "Wir sind dadurch im letzten Sektor deutlich stärker geworden und ich konnte beruhigt ins Rennen gehen." Dieses lief dann zu Beginn noch nicht nach Plan, am Start ging es erst malzurück statt nach vorn. "Der Start war nicht so schlecht, aber ich bin Andrea Dovizioso am ersten Bremspunkt sehr nahe gekommen und habe da Positionen verloren", erläutert er den anfänglichen Rückschlag. (Rossi und Marquez versöhnen sich wegen Salom)

Doch Valentino Rossi hatte an diesem Sonntag eine ausgezeichnete Rennpace, was sich frühzeitig zeigte. Auf dem Weg an die Spitze zelebrierte er ein sehenswertes Doppelmanöver gegen Andrea Iannone und Maverick Vinales eingangs der zweiten Runde. Anschließend waren die Spanier an der Spitze der Reihe nach fällig. "Als ich vorne lag, habe ich versucht, mich vom Feld abzusetzen", erinnert sich Rossi. "Die Strategie hat mit allen funktioniert, außer mit Marquez, der mit mir gekommen ist. Bei so was ist klar, dass es immer schwierig wird."

Marquez nicht mit vollem Vertrauen

Aber Marquez' Waffe war diesmal nicht ganz so scharf wie sonst. "Ehrlich gesagt war ich heute schon hinter Valentino das ganze Rennen über am Limit", gibt er zu. "Ich habe viel in den ersten beiden Kurven verloren. Meine einzige starke Ecke war Kurve vier. Während des Rennens wäre ich mehrere Male beinahe gestürzt."

Die Rahmensituation änderte sich, als Jorge Lorenzo von Andrea Iannone torpediert wurde. "Das hat meine Einstellung schon etwas geändert", sagt Marquez, der neuer Tabellenführer ist. Auch Rossi dachte kurz darüber nach, einfach die Punkte mitzunehmen, entschied sich aber anders: "Schnell war mir klar, dass für Marquez ja dasselbe gilt, da er in der Meisterschaft in Führung gehen würde. Meine Situation ist etwas anders: Ich muss mehr Punkte aufholen und habe zwei Fahrer vor mir. Deshalb bin ich auf Sieg gegangen. Da muss man immer abwägen, ob man wirklich stark genug ist."

Das war er allemal, denn Marquez hatte weiterhin nicht vollstes Vertrauen in seine Honda RC213V. "Ich habe einen Plan für die letzten Runden geschmiedet, aber ich fühlte mich nicht vollständig wohl wie in Mugello", sagt Marquez. "Ich habe es ein bisschen versucht, aber war nicht 100 Prozent überzeugt. Das war vielleicht der Fehler. Ich habe zu viel über die Meisterschaft nachgedacht und wäre um ein Haar gestürzt. Ich habe 20 Punkte für die Weltmeisterschaft geholt und das ist das Wichtigste."

Der Plan sah vor, fünf Runden vor Schluss das Tempo zu verschärfen und eine Entscheidung herbeizuführen. Doch Rossi ließ sich nicht abschütteln. Im Gegenteil, er wurde nur noch sicherer: "Als Marc mich überholt hat, habe ich gesehen, dass es für ihn ebenfalls schwierig war, mit dem Reifenmaterial wegzufahren. Von dem Moment an habe ich das Maximum gegeben, bin wieder vorbeigezogen und habe einen kleinen Vorsprung herausgefahren." Der Fehler von Marquez begünstigte ihn dabei.

Ein Duell historischen Ausmaßes?

Rossi hat schon mehrere Schlachten epischen Ausmaßes auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya geführt: 2007 duellierte er sich mit Casey Stoner und lieferte sich dabei zahlreiche Überholmanöver, 2009 war er im legendären Kampf gegen Jorge Lorenzo federführend, als er in der letzten Kurve vorbeizog. Er muss nicht lange nachdenken, um zu wissen, wo er den Kampf gegen Marquez einsortieren muss: "Dieses Duell heute war sicherlich auf einem Niveau mit dem, das ich mit Lorenzo geführt hatte. Wir haben uns viel überholt und sind sehr dicht beieinander eingelaufen."

Marc Marquez

Marc Marquez fehlte es an Vertrauen in seine Werks-Honda Zoom

Die Weltmeisterschaft ist durch den Nuller von Jorge Lorenzo nun wieder ziemlich offen: Marquez führt mit zehn Punkten Vorsprung auf Lorenzo, Rossi folgt mit weiteren zwölf Zählern Defizit. Beide Yamaha-Piloten haben nun schon zwei Nuller auf dem Konto. Als nächstes steht die Dutch TT auf dem Programm, wo Rossi traditionell stark ist.