Kallio über seine MotoGP-Zeit: "Der falsche Ort"
Als langjähriger KTM-Topfahrer scheiterte Mika Kallio in seinen beiden MotoGP-Jahren bei Pramac-Ducati - Im Rückblick war der Finne auf dem falschen Motorrad
(Motorsport-Total.com) - Mika Kallio galt Anfang des Jahrtausends als kommender Weltmeister, doch einen Titel holte der Finne bis heute nicht. Kallio kam im Jahr 2001 mit dem Team von Aki Ajo in die 125er-Klasse. Nach eineinhalb Saisonen mit einer Honda wechselte er im Laufe des Jahres 2003 ins KTM-Werksteam. Es wurde aber eine zähe Aufbauarbeit. Erst 2005 stellten sich die Erfolge ein und Kallio kämpfte gegen Tom Lüthi um den WM-Titel.

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Bei Pramac-Ducati konnte sich Mika Kallio nicht langfristig in Szene setzen
Am Ende wurde der Schweizer mit fünf Punkten Vorsprung Weltmeister. Kallio verlor diese fünf Punkte beim viertletzten Rennen, als sein Teamkollege Gabor Talmasci die Anweisungen von KTM ignorierte, Kallio überholte und gewann. Auch 2006 kämpfte Kallio um den WM-Titel und fuhr seine bisher beste Saison, doch am Ende wurde Alvaro Bautista mit einer Aprilia Weltmeister. 2007 und 2008 absolvierte Kallio im 250er-Team von KTM. Trotz einiger Siege kam er nicht in die Nähe des WM-Titels.
2009 stieg Kallio schließlich in die MotoGP auf und fuhr im Pramac-Team eine Ducati. Allerdings wurde es eine schwierige Saison. Durchsetzen konnte er sich nie. "Ich glaube nicht, dass es zu früh war, denn ich fuhr einige Jahre in der 125er und in der 250er Klasse. Ich glaube, dass es der richtige Zeitpunkt war, aber vielleicht nicht der richtige Ort", blickt Kallio bei 'Crash.net' zurück. "Viele Leute hatten mit der Ducati Mühe. Deshalb war ich sehr zufrieden, dass ich 2009 der Rookie des Jahres war."
"Ich kam gewöhnlich zwischen den Plätzen sieben und zehn ins Ziel. Das war recht gut, denn damals bestand noch das ganze Feld aus Prototypen und es gab auch einige sehr gute Fahrer. Jetzt würde man diese Ergebnisse anders bewerten, denn es gibt nur noch wenige Prototypen. Der Rest dahinter fährt auf einem anderen Level", spricht Kallio die Open-Bikes an. "Wir dachten, dass wir es gut machten, weil ich der beste Satellitenfahrer war."
Außerdem ersetzte Kallio für drei Rennen Casey Stoner im Werksteam. Anschließend ging es 2010 allerdings bergab. Kallios neuer Pramac-Teamkollege Aleix Espargaro war oft schneller. Kallio schaffte es nur zweimal in die Top 10. Schließlich ließ der 31-Jährige die letzten beiden Rennen wegen einer Schulterverletzung aus. Die Wege von Kallio und Pramac trennten sich und das Abenteuer in der MotoGP war nach der zweiten Saison schon wieder vorbei.

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Ein seltenes Bild: Mika Kallio im Ducati-Werksteam in Brünn 2009 Zoom
"Das Problem war, dass sie 2010 das Motorrad verändert haben. Es wurde komplett anders und ich konnte kein Gefühl dafür entwickeln. Ich vertraute dem Motorrad nicht", schildert Kallio die Probleme. Von da an hatten auch die Werksfahrer Mühe, denn die Entwicklung ging in die falsche Richtung. Ducati verpasste den Anschluss an die Spitze und versucht seither aufzuholen. Kallio stürzte in Le Mans schwer und erholte sich lange nicht von einer Schulteroperation.
"In diesem Jahr verlor ich die Motivation und mein Selbstvertrauen. Es war herzzerreißend, denn als ich in die MotoGP ging, fühlte ich mich in meiner Hochblüte und hatte große Erwartungen. Das wurde aber in meinem zweiten Jahr zerstört. Ich glaube immer noch, dass ich in der MotoGP einen guten Job machen könnte, weil ich gegen viele der aktuellen Fahrer gefahren bin und sie geschlagen habe. Würde ich eine Chance bekommen, dann würde ich ein gutes Ergebnis holen."

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In der Moto2 zählt Mika Kallio aktuell zu den Topfahrern und Sieganwärtern Zoom
2011 machte Kallio den Schritt in die Moto2-Klasse. Kontinuierlich wurden die Ergebnisse besser, bis der Finne im Vorjahr seinen ersten Moto2-Sieg feierte. In diesem Jahr ist Kallio nach der ersten Saisonhälfte WM-Zweiter und zählt zu den Topleuten im Moto2-Feld. Im Marc-VDS-Team konnte er sich wieder zu einem Spitzenfahrer entwickeln. "Ich mochte sofort die Atmosphäre des Teams. Es war großartig, dieses Gefühl wiederzuhaben."
"Leider hatten wir in den ersten beiden Jahren keine guten Ergebnisse, aber das Gefühl war immer gut", meint Kallio. "Dann kamen neue Mechaniker und ein neuer Crew-Chief, mit denen ich eine gute Beziehung aufgebaut habe. Ich bin schon für einige Teams gefahren, aber man spürt diese starke Motivation." Marc VDS wird auch im kommenden Jahr in der Moto2 fahren und hat die MotoGP-Pläne verschoben. Ob Kallio in Zukunft mit Marc VDS in der Königsklasse antreten wird und seine zweite MotoGP-Chance erhält, steht in den Sternen.

