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Jarvis: "Jorge ist eine Siegermaschine"
Yamaha-Teamchef Lin Jarvis hat in diesem Jahr mit Jorge Lorenzo und Valentino Rossi zwei heiße Eisen im Stall - Im Interview blickt Jarvis auf die Saison voraus
(Motorsport-Total.com) - Yamaha tritt in diesem Jahr wieder mit dem Erfolgsgespann Jorge Lorenzo und Valentino Rossi gegen Honda an. Speziell Rossi will nach seiner Zeit bei Ducati zeigen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Teamchef Lin Jarvis ist überzeugt, dass der Superstar an der Spitze wieder eine Rolle spielen wird. Im Interview gibt Jarvis auch Aufschluss darüber, wie sich das Comeback des Superstars angebahnt hat. Außerdem schwärmt Jarvis in höchsten Tönen von seinem Weltmeister Lorenzo. Er richtet sich auf eine spannende und hart umkämpfte Saison ein.

© Yamaha
Lin Jarvis (mitte) hat zwei mehrfache Weltmeister in seinem Team Zoom
Frage: "Du hast einmal mehr Valentino und Jorge in der gleichen Garage. Bist du auch so gespannt wie beim ersten Mal im Jahr 2008?"
Lin Jarvis: "Es wird ganz sicher ein interessantes Jahr werden, weil wir diese Fahrer wieder beisammen haben. Die Situation hat sich seit 2008 aber stark verändert, denn damals war Valentino der etablierte Star und Jorge war der Neuling. Es gab eine andere Dynamik zwischen den beiden Fahrern. Für uns war auch ungewiss, was Jorge tun würde. Jetzt sind die Rollen anders verteilt, zu einem gewissen Grad ist es jetzt umgekehrt. Lorenzo ist der amtierende Weltmeister und Valentino kommt zurück zu seiner Form und will wieder vorne kämpfen. Bin ich aufgeregt? Absolut! Ist es gleich? Nein, weil ich glaube, dass es ein anderes Jahr wird, aber ebenfalls aufregend."
Frage: "Wie wirst du mit deiner früheren Erfahrung die Beziehung zwischen den beiden managen?"
Jarvis: "Das wird interessant werden. Der Unterschied ist dieses Mal, dass beide Fahrer älter und reifer sind. Die Dynamik wird zwischen den beiden anders sein. Ich bin zuversichtlich, dass ich nicht viel eingreifen muss. Beide Fahrer sind recht reif, beide sind Profis und natürlich sind beide hoch konkurrenzfähig. Es wird einen engen Wettkampf zwischen ihnen geben, aber ich glaube, sie werden das bestmöglich bewerkstelligen."
Frage: "Blicken wir in die Zukunft: Glaubst du, dass es aus technischer Sicht ein Übergangsjahr wird?"
Jarvis: "Für die Meisterschaft selbst sehe ich keine großen Veränderungen, denn die einzige Veränderung betrifft die Motoren. Wir dürfen nur noch fünf statt sechs Motoren einsetzen. Das trifft uns nicht besonders. Die große Änderung wird 2014 kommen, wenn hoffentlich viel mehr konkurrenzfähige Motorräder in der Startaufstellung stehen werden. Die Regeländerungen werden alle betreffen. Hinter den Kulissen wird es Änderungen geben, aber die diesjährige Saison sollte normal ablaufen."
Frage: "Jorge, auf den du gesetzt hast, hat Yamaha zwei WM-Titel gebracht. Wie weit glaubst du kann er in Zukunft noch gehen?"
Jarvis: "Das hängt von ihm ab. Natürlich war Jorge extrem gut. Er hat in fünf Jahren bei uns zwei WM-Titel gewonnen. Er ist im Moment auf der Höhe seines Leistungsvermögens. Ich würde sagen, wenn du Geld setzen willst, dann wäre er die beste Wahl. Wie weit er in Zukunft noch gehen kann? Das hängt von ihm hab, von seiner Motivation, von seinen Zielen. Bezüglich seines Alters und seiner Zukunftsperspektiven, kann er noch fünf oder sieben Jahre in der MotoGP bleiben. Das hängt aber von seinen persönlichen Zielen in seinem Leben ab. Im Moment sind wir glücklich, dass er bei uns ist. Wir haben einen Zweijahresvertrag und wir erwarten viel von ihm."
Rossi machte den ersten Schritt
Frage: "Wessen Idee war es, Valentino zu Yamaha zurückzubringen?"
Jarvis: "Das war eine Kombination mehrere Faktoren. Valentino brachte gegenüber dem Topmanagement von Yamaha zum Ausdruck, dass er an einer Rückkehr interessiert ist. Er hatte bei Ducati zu kämpfen. Er ist ein konkurrenzfähiger Fahrer, der ohne Zweifel immer noch Rennen gewinnen kann und vielleicht auch den WM-Titel. Valentino wollte wieder eine Situation haben, in der er sich mit dem Motorrad wohlfühlt und konkurrenzfähig ist."

© Yamaha
Lin Jarvis ist überzeugt, dass Valentino Rossi noch hungrig auf Siege ist Zoom
"Er ist zuerst auf uns zugekommen, aber für uns war es natürlich eine tolle Möglichkeit. Wir hatten mit Valentino fantastische sieben gemeinsame Jahre und gewannen vier WM-Titel. Als er uns für sein neues Projekt verließ, war es natürlich sehr schade. Für uns war die Partnerschaft gebrochen. Für Yamaha ist es jetzt eine tolle Gelegenheit, diese Partnerschaft wieder aufzubauen und gemeinsam neue Geschichte zu schreiben."
Frage: "Was kann Valentino mit 34 noch beitragen?"
Jarvis: "Soweit ich von ihm in Sepang gesehen habe, ist er hochmotiviert und will zeigen, dass er immer noch da ist, es immer noch kann. Er will wieder Weltmeister werden und vielleicht öfter als einmal. Was mich an Valentino immer so fasziniert ist die Tatsache, dass er immer noch die Leidenschaft für die MotoGP pflegt, obwohl er schon so lange dabei ist. Er hätte vor einigen Jahren in der Formel 1 fahren können, aber er entschied sich für die Motorräder. Er wollte bleiben."
"Selbst nach zwei schwierigen Jahren ist er motiviert und bereit. Ich glaube nicht, dass das Alter eine Rolle spielt. Ich glaube, dass die Motivation entscheidend ist. Natürlich kann es ein Nachteil sein, denn die Reaktionszeit kann langsamer werden. Junge Fahrer sind extrem schnell, aber ich glaube, dass Valentino noch viel zeigen kann."
Die neue Yamaha YZR-M1
Frage: "Stehen wir vor der interessantesten Saison des vergangenen Jahrzehnts?"
Jarvis: "Früher oder später werden wir sehen, wie es ist. Ich glaube, dass diese WM sehr, sehr aufregend wird. Im Vorjahr waren drei Fahrer - Casey, Dani und Jorge - in ihrer eigenen Liga. Valentino war nicht konkurrenzfähig. In diesem Jahr bin ich mir sicher, dass Valentino vorne sein wird, Jorge wird vorne sein und Dani natürlich auch. Und jetzt kommt auch Marquez hinzu. Bei den beiden Werksteams Honda und Yamaha können vier Fahrer bei jedem einzelnen Rennen um das Podium kämpfen."
"Dann gibt es natürlich auch noch die Außenseiter: Wir haben Cal Crutchlow bei uns. Er war in Sepang schon sehr schnell. Dann gibt es noch Bradl bei Honda. Meiner Meinung nach können sechs Fahrer um das Podium kämpfen. Wer um den WM-Titel kämpfen wird? Meiner Meinung nach werden das nur Jorge, Dani und Valentino sein."
Lorenzo fährt in Bestform
Frage: Jorge scheint stark und entschlossen zu sein. Er ist seit seinem ersten Jahr bei Yamaha viel reifer geworden. Wie siehst du ihn in der kommenden Saison? Wird er noch weiter wachsen?"
Jarvis: "Jorge ist derzeit in Bestform. Er ist eine Siegermaschine. So kann man ihn am besten beschreiben. Im Vorjahr war er phänomenal. Er hat genau das gemacht, was es für den WM-Titel brauchte. Er war unglaublich konstant und sicher. Er hat genau gelernt, was er tun muss, aber auch gleichzeitig, was er unterlassen soll."

© Yamaha
Lin Jarvis erwartet auch in den kommenden Jahren viel von Jorge Lorenzo Zoom
"Ich glaube, dass es für ihn jetzt schwierig wird, noch weiter zu wachsen. Es gibt immer Dinge, bei denen sich ein Fahrer verbessern kann, ob bei der Vorbereitung oder der Konzentration. Man ist nie am Ende des Lernprozesses. Ich glaube aber, dass sein Lernprozess schon stattgefunden hat. Wichtig ist jetzt, dass er seine Motivation uns seinen Speed aufrecht hält."
Frage: "Euer Hauptgegner ist klarerweise Honda. Wenn fürchtest du mehr - Dani Pedrosa oder Marc Marquez?"
Jarvis: "Es gibt keinen Zweifel, dass Dani unser größter Gegner sein wird. Dani war im Vorjahr in der zweiten Saisonhälfte unglaublich stark. Er hat mehr Rennen als jeder andere Fahrer gewonnen. Er hat sieben Siege gefeiert. In einigen Jahren davor war er nicht konstant, aber er verfügt über viel Erfahrung und jetzt hat er auch die Konstanz. Er wird ganz sicher unser Hauptgegner sein. Marquez wird ganz sicher um Rennsiege kämpfen. Natürlich ist er ein Rookie und er wird noch viel in der MotoGP lernen müssen. Es ist eine andere Klasse, eine andere Herausforderung und die Geschwindigkeiten sind anders. Wir müssen abwarten, wir wissen nie, wie es im Rennsport kommt."
"Im Vorjahr war Tech 3 mit Andrea und Cal sehr stark. Es war sehr aufregend, weil sie die meiste Zeit gegeneinander gekämpft haben. In diesem Jahr ist es etwas anders, weil Cal in sein drittes MotoGP-Jahr mit Yamaha geht. Ich glaube, dass er sich gut schlagen wird. Das Motorrad ist schnell und er wird seine Erfahrung nutzen. Er wird in den Top 6 sein. Dann haben wir Bradley, der natürlich ein Rookie ist. Er muss noch viel lernen, aber von seinen ersten Tests sind wir beeindruckt."

