Hofmann testet für Aprilia: "Es war lustig"

Alex Hofmann testete am Montag einen neuen Aprilia-Motor mit pneumatischen Ventilen - Seine Eindrücke vom Testtag inmitten der MotoGP-Elite

(Motorsport-Total.com) - Aprilia ist zurück in der MotoGP. Der Auftritt beim Montagstest in Valencia unterstrich, dass der italienische Hersteller in Zukunft viel vorhat. Das Aprilia-Rennteam ist mit vielen Ingenieuren angerückt. Zunächst fuhr am Montag Testfahrer Alex Hofmann, bevor am späten Nachmittag noch Rückkehrer Marco Melandri und Alvaro Bautista einige Installationsrunden drehten. Hofmann fuhr insgesamt 26 Runden und kam auf eine persönliche Bestzeit von 1:35.646 Minuten, bevor die nächstjährigen Werksfahrer übernahmen.

Titel-Bild zur News: Alex Hofmann

Aprilia-Testfahrer Alex Hofmann drehte am Montag 26 Runden in Valencia Zoom

"Ich habe alles für Marco Melandri und Alvaro Bautista vorbereitet", schildert Hofmann im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' seinen Arbeitstag. "Das heißt, ich habe die Motoren eingefahren und geschaut, dass die Elektronik funktioniert, damit man eine Basis hat. Dazu bin ich den neuen Motor mit den pneumatischen Ventilen eingefahren. Das ist eben mein Job. Eigentlich hätte ich den Tag auch zu Ende fahren sollen, aber da es morgen regnen könnte, sind Marco und Alvaro am Ende noch hinausgefahren."

Das MotoGP-Motorrad basiert auf dem CRT-Bike, das im Vorjahr von Danilo Petrucci im Ioda-Team gefahren wurde. Allerdings konzentriert Aprilia nun alle Kräfte auf die Weiterentwicklung dieses Motorrades. Parallel wird für 2016 ein ganz neuer Prototyp entstehen. Hofmanns Rundenzeiten waren nicht aussagekräftig. Erst Bautista und Melandri könnten am Dienstag und Mittwoch das erste Potenzial aufzeigen.

"Die große Neuerung hier ist der Motor", geht Hofmann ins Detail. "Er ist auch die wichtigste Baustelle. Über den Winter wird noch viel kommen, von anderen Chassis-Varianten über ein Seamless-Getriebe, das in der Pipeline steht. Es kommt auch eine neue Konfiguration dieses Motors. Er war noch vor zwei Wochen auf dem Prüfstand und ist heute zum ersten Mal auf der Strecke gelaufen. Es gibt diesbezüglich auch noch Potenzial. Es wird für Aprilia ein arbeitsreicher Winter."

Der neue Motor mit den pneumatischen Ventilen ist ein klarer Fortschritt. Melandri kam bei seinen neun Installationsrunden auf einen Top-Speed von 315,3 km/h. Damit war er genau so schnell wie Maverick Vinales mit der neuen Suzuki. Auch Hofmann kann diese Daten mit Eindrücken von der Strecke bestätigen: "Am Ende bin ich noch einen Topspeed-Vergleich mit Aleix und der Suzuki gefahren. Es hat schon Spaß gemacht."


Fotos: MotoGP-Test in Valencia, Montag


"Ich denke, dass ich ihn mit dem neuen Motor überholen könnte. Mit dem alten Motor wäre das nicht möglich gewesen. Wenn man jetzt die kleinen und leichten Fahrer draufsetzt, dann ist das nicht so verkehrt. Das Niveau liegt natürlich in der MotoGP sehr hoch, aber das Projekt ist auf dem richtigen Weg." Von den Höchstgeschwindigkeiten der Ducati-Raketen sind Aprilia und Suzuki noch entfernt.

Seine eigene Rundenzeit will Hofmann, der zwischen 2002 und 2007 in der MotoGP an den Start gegangen ist, nicht überbewerten. "Ich bin mit einem Satz Reifen gefahren und konnte nur zwei Runden ein wenig pushen. Deshalb bin ich eine Sekunde über meiner eigenen Bestzeit vom letzten Superbike-Test hier in Valencia. Man muss es ja realistisch sehen. Wenn alles passt, kann ich in der Superbike-WM schon noch mithalten", schätzt er sein derzeitiges Level ein.

"Hier in der MotoGP ist die neue Generation und da mache ich mir keine Illusionen, sie fahren mir alle um die Ohren. Das ist auch gut so", lacht der 34-Jährige. Am Montag hat Hofmann auch aus nächster Nähe die MotoGP-Debüts von Jack Miller und Vinales miterlebt. "Sie haben es brav gemacht", lobt er die beiden Talente. "Man hat natürlich gesehen, dass Maverick von der Moto2 kommt und er sich mit größeren Motorrädern auskennt. Deshalb war bei ihm der Schock nicht ganz so groß. Jack war schon kurzfristig überfordert und hat viele Fehler gemacht. Das ist einfach so, das ist normal. Sie sind nicht gestürzt und haben es somit gut gemacht."

Unter dem Strich hat Hofmann den Testtag in der Weltelite genossen: "Es war lustig. Ich hatte den ganzen Tag ein Lächeln im Gesicht. Nach sieben Jahren war es ein kleines Revival. Natürlich habe ich als Testfahrer leider nicht die Möglichkeit, viele Runden zu fahren, um auch auf Zeiten zu pushen. Ich habe ja auch andere Dinge zu erledigen. Es war trotzdem schön. Ich habe Stefan einmal gesehen und bin mit ihm eine Runde gefahren. Er hat ganz brav auf mich gewartet und wie ein Fahrlehrer über die Schulter geguckt, damit er mir nicht gleich wegfährt."

Offen ist weiterhin, was Hofmann im kommenden Jahr machen wird. Ein neuer Vertrag als Aprilia-Testfahrer wurde bisher nicht unterschrieben. Ungewiss ist ebenfalls, ob der 34-Jährige auch im kommenden Jahr als Fernsehexperte sein Wissen an die MotoGP-Fans weitergeben wird.