Edwards: "Wenn diese Arschlöcher nicht so schnell wären..."
Colin Edwards schmerzt es, als WM-Zehnter bezeichnet zu werden, hofft auf einen besseren Endspurt und hat ganz persönliche Erinnerungen an Indianapolis
(Motorsport-Total.com) - Eines kann Colin Edwards überhaupt nicht gebrauchen: Er wird ungern an seine derzeit etwas mittelmäßige Platzierung in der MotoGP erinnert. "Wenn man sagt ' Zehnter in der Meisterschaft' ist das wie ein Stich ins Herz. Also lassen wir die Scheiße beim nächsten Mal weg, okay? Und wenn diese anderen Arschlöcher nicht so schnell wären, dann wäre ich der Meisterschaft vielleicht ein bisschen weiter vorn", kommentiert er in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz auf seine unvergleichliche Art.

© Yamaha
Colin Edwards hadert mit dem bisherigen Verlauf der aktuellen Saison
In dieser Saison läuft es für Edwards und Tech 3 aber auch nicht so, wie erhofft. "Wir sind im vergangenen Jahr Fünfte in der Meisterschaft geworden und hatten dann die großen Erwartungen, dass alles cool wird", räumt er ein und schimpft: "Diese stumpfsinnige Regel, dass man pro Saison nur sechs Motoren nehmen darf - ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist, aber wir leiden darunter. Das ist offensichtlich."#w1#
Erst in Laguna Seca konnte Tech 3 eine Art Wende einläuten. "Für Laguna konnten wir ein bisschen zulegen. Wir haben über Nacht ein Bike entwickelt, das ein bisschen schneller ist. Und es scheint zu funktionieren. Unsere beiden besten Ergebnisse haben wir in Laguna und in Brünn geholt und darauf wollen wir aufbauen", sagt Edwards.
Der Texaner bestreitet an diesem Wochenende in Indianapolis seinen 130. Grand Prix. "Ich werde alt", sagte er dazu lachend, füget aber ernsthaft an: "Nein, 130 Rennen sind definitiv etwas Besonderes. Es war mit die beste Zeit meines Lebens. Es war wunderbar."
Das klingt fast ein bisschen nach Abschied. Noch ist nicht klar, was Edwards im kommenden Jahr machen wird. "Ich werde Angeln gehen. Die ganze Scheiße hier hinschmeißen", antwortet er auf die Frage nach 2011 - wir immer nicht ganz ernst gemeint. "Nein, nein. Ich würde liebend gern bei Hervé bleiben. Ich würde liebend gern bei Yamaha bleiben. Das ist im Moment mein oberstes Ziel. Wir müssen nur versuchen, dass es auch klappt." Den Grundstein dazu will der Texaner mit einem erfolgreichen Saisonendspurt legen.
Dad und Klein-Colin
Nun aber steht erst einmal das Rennwochenende in Indianapolis an. Und an den Motor Speedway hat der 36-Jährige ganz besondere Erinnerungen: "Das war 1985 oder 1986, als Danny Sullivan den 360er gemacht und das Rennen trotzdem noch gewonnen hat. Mein Vater lag betrunken auf dem Bett und ich war ein kleines Kind. Ich erinnere mich nur daran, wie mein Vater betrunken sagte: 'Verdammt, hast du das gesehen?' und ich antwortete in etwa: 'Dad, das hast du jetzt zum zehnten Mal gesagt. Ich habe es schon gesehen!'"
"Aber ich habe einige Erinnerungen an diese Strecke, die meisten als Fernsehzuschauer. Und dann hier zu sein, in den Motorhomes im selben Fahrerlager, einfach hier zu sein, das ist etwas Besonderes. Sie haben hier beim Bau der Motorradstrecke einen großartigen Job gemacht", so Edwards.
Doch trotz der Begeisterung: Wenn es am Sonntag ins Rennen geht, wird es für Edwards nicht anders sein als sonst. "Du musst dir an jedem Wochenende die Eier abfahren. Und jeden Sonntag sagst du nach 45 Minuten auf der Maschine, dass es das härteste Rennen war, das du je gefahren bis. Aber das ist Quatsch", sagt er. "Und an diesem Wochenende wird es genauso sein. Man macht dasselbe wie immer. Okay, vielleicht will man auf heimischem Boden noch ein bisschen mehr herauskitzeln und feilt noch ein bisschen mehr an der Abstimmung. Vielleicht versucht man noch ein bisschen mehr, ein oder zwei Zehntel zu finden - mehr aber auch nicht."

