• 20.11.2018 13:17

  • von Maria Reyer, Co-Autor: Matteo Nugnes

Ducati-Teammanager Dall'Igna zieht Bilanz: Saison 2018 stärker als 2017

Ducati-Teammanager Luigi Dall'Igna zieht nach der Saison 2018 Bilanz: Ducati-Basis insgesamt stärker - Über Lorenzo-Jahre nicht "komplett glücklich" - 2019 nur 6 Bikes

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Sieg von Andrea Iannone in Österreich 2016 zeigt die Formkurve von Ducati nur noch nach oben. Die Italiener dürfen 2018 erneut den Vize-Weltmeistertitel von Andrea Dovizioso bejubeln, zum ersten Mal seit 2007 beendet die Desmosedici die Saison außerdem in den Top 2 der Konstrukteurs- und Team-Wertung. Auf Erzrivalen Honda fehlen am Ende gerade einmal 40 Punkte. Deshalb ist Teammanager Luigi Dall'Igna auch davon überzeugt, dass die Saison 2018 noch einmal besser war als das Vorjahr. Er führt gleich mehrere Gründe dafür auf.

Titel-Bild zur News: Luigi Dall'Igna

Ducati-Teammanager Luigi Dall'Igna ist mit der Saison 2018 zufrieden Zoom

"Wir sind sehr glücklich mit der Entwicklung des Bikes in der Saison 2018. Immerhin haben wir mehr Rennen gewonnen als im Vorjahr, in diesem Jahr waren es sieben Rennen, im Vorjahr sechs", freut sich der charismatische Italiener. Außerdem sei die Ducati insgesamt konkurrenzfähiger geworden. "Wir konnten uns auf Strecken verbessern, auf denen wir normalerweise immer Schwierigkeiten hatten, wie zum Beispiel Phillip Island, Aragon und Sachsenring. Dort haben wir im Vorjahr die Meisterschaft verloren, denke ich."

Insgesamt vier Rennsiege gehen 2018 auf das Konto von Dovizioso, weitere drei Siege schaffte Jorge Lorenzo in seiner zugleich letzten Saison in Rot. "Wir sind sehr glücklich, weil wir mit beiden Piloten gewinnen konnten. Wenn man die Ergebnisse mit zwei komplett verschiedenen Fahrstilen erreichen kann, heißt das, dass das Bike sehr gut balanciert ist", folgert Dall'Igna. Insgesamt sei Ducati im letzten Renndrittel stärker geworden, wodurch man bis zum Ende um Siege kämpfen konnte.

Dall'Igna gibt zu: Ziel mit Lorenzo nicht erreicht

Wirft der Ducati-Teammanager einen Blick auf die gemeinsamen zwei Jahre mit Lorenzo zurück, wirkt er nicht hundert Prozent glücklich. Das gibt er auch offen zu. "Im ersten Jahr hatten wir recht viele Schwierigkeiten, im zweiten Jahr lief es komplett anders. Ab Mugello haben wir begonnen, Rennen zu gewinnen. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht komplett glücklich über diese beiden Jahre, denn unsere Idee war ursprünglich auch mit Lorenzo um WM-Titel zu kämpfen. Am Ende haben wir dieses Ziel nicht erreicht, dennoch haben wir drei Rennen gewonnen", zieht er eine eher durchwachsene Bilanz.

Im zweiten Jahr konnte Lorenzo insgesamt vier Podestplätze einfahren, im ersten Jahr gelangen ihm drei Podien. "Wir hatten Pech im letzten Saisondrittel, denn er konnte nicht mehr viele Rennen fahren. Wir müssen auch beachten, dass Lorenzo uns dennoch sehr viel bei der Entwicklung des Bikes geholfen hat", streicht Dall'Igna hervor. "Obwohl wir nicht total zufrieden sind mit der Bilanz, das Fazit ist dennoch positiv."

Jorge Lorenzo

Lorenzos Ducati-Bilanz: Drei Siege, insgesamt sieben Podestplätze Zoom

Am Dienstag beginnt bereits die neue Saison für Ducati und die Konkurrenz - ohne Lorenzo, dafür mit Danilo Petrucci an der Seite von Dovizioso im Werksteam. Für das Team sei es wichtig, die Basis des 2018er-Bikes nicht zu sehr zu ändern, denn damit sei man bereits sehr glücklich, meint der Teammanager. "Aufgrund unserer Ergebnisse in diesem Jahr wird es wichtig sein, nichts Radikales am Bike umzustellen. Das Hauptziel wird sein, das 2019er-Bike ziemlich ähnlich zu jenem von 2018 einzustellen."

"Müssen beachten, dass Lorenzo uns sehr viel bei der Entwicklung des Bikes geholfen hat." Teammanager Dall'Igna

Ducati vor allem in der zweiten Saisonhälfte stärker

Erst danach wird man mit neuen Teilen experimentieren. "Dann müssen wir verstehen, ob es wirkliche Verbesserungen sind oder nicht. Wir haben bereits viele Schritte im Kopf, die wir in Valencia und Jerez nächste Woche machen wollen, bevor wir neue Teile für den Sepang-Test in Auftrag geben." Dabei soll auch Testpilot Michele Pirro unterstützen. Der Italiener ist beim Valencia-Test ebenso mit einer Ducati vertreten. "Wir müssen uns noch ein bisschen steigern in gewissen Bereichen. Wir werden im Winter Daten sammeln für die Tests in Sepang und Katar. Es ist sehr wichtig, Informationen zu sammeln, um die Entwicklung voranzutreiben", weiß der verlässliche Italiener.

Starpilot Dovizioso stimmt seinem Teammanager zu, Ducati startet in die Saison 2019 deutlich besser vorbereitet. "Wir sind nun in einer anderen Situation als in der Vergangenheit, nun ist unsere Basis sehr gut. Wir müssen daran also nichts mehr ändern. Wir müssen uns aber noch weiter steigern. Das ist aber nicht einfach, weil das Bike schon sehr gut funktioniert."

Andrea Dovizioso

Sieg im ersten und letzten Saisonrennen: Dovizioso wird erneut WM-Zweiter Zoom

"Wir haben in diesem Jahr gezeigt, wie schnell wir sein können - noch mehr als im Vorjahr. Speziell in der zweiten Saisonhälfte wurden wir sehr konkurrenzfähig", stimmt er auch in diesem Punkt mit seinem Teamchef überein. "Wir konnten fast jedes Rennen gegen Marc kämpfen, es war aber nicht genug. Marc ist eben sehr stark. Ich denke aber, dass Ducati stärker wurde in der zweiten Hälfte."

Kurvenspeed und Reifenmanagement verbessert

Wurde Ducati nur von Marc Marquez geschlagen oder von Honda? "Ich denke, Honda und Marquez haben Ducati und Dovizioso geschlagen. Das ist die Realität. Ich denke, wir müssen uns verbessern. Denn vor uns haben wir zwei starke Konkurrenten: Marquez und Honda. Wir müssen uns stark verbessern, wenn wir gewinnen wollen", weiß der erfahrene Teammanager.

Im Vergleich zum Hauptkonkurrenten muss sich Ducati vor allem noch im Kurvenverhalten verbessern. "Wir haben den Rückstand beim Speed in der Kurvenmitte verringern können. In der Vergangenheit hatten wir in diesem Bereich starke Schwierigkeiten. Wir müssen aber dennoch weiter pushen, um uns in diesem Bereich noch weiter zu verbessern", weiß Dall'Igna.

Besonders aber das Reifenmanagement ist dem Team 2018 gut gelungen. Nach einem Umdenkprozess zu Saisonbeginn hat man die Michelin-Gummis besser verstanden. "Nach den ersten zwei, drei Rennen haben wir umgedacht und die Reifen anders behandelt, das hat uns geholfen, bis ans Rennende schnell zu sein. Aber wir haben das erst später im Jahr realisiert. Wenn sich in der nächsten Saison etwas ändert, wissen wir bereits besser, wie wir mit verschiedenen Situationen umgehen müssen."

"Das Glas ist immer halb voll"

Der einzige Nachteil für die Ducati-Mannschaft 2019: Statt acht wird der Hersteller nur noch sechs Bikes an den Start bringen. "Das ist natürlich finanziell ein Nachteil", gibt Dall'Igna zu. Denn die Kundenteams helfen Ducati ökonomisch ebenso, wie auch bei der Weiterentwicklung. Ab dem kommenden Jahr hat man die Belieferung vereinfacht. Pramac-Ducati erhält eine GP19 für Jack Miller und eine GP18 für Francesco Bagnaia, während Avintia-Ducati zwei GP18-Bikes für Tito Rabat und Karel Abraham erhält.

"Bis 2018 hatten wir drei verschiedene Bikes am Grid, was nicht einfach zu managen ist. Im nächsten Jahr fahren drei Fahrer mit dem 2018er-Bike und drei mit dem 2019er-Bike. Wir verdienen zwar weniger Geld, aber es ist ein Schritt vorwärts, denn es wird einfacher zu managen." Der Italiener geht voller Zuversicht in die neue Saison: "Ich sehe das Glas außerdem immer halb voll."

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