Dovizioso: "Wir müssen uns weiter verbessern"

(Motorsport-Total.com) - Die Winterpause hielt für Andrea Dovizioso einige spannende Augenblicke bereit: Im Dezember erblickte Töchterchen Sara das Licht der Welt, wenige Tage später rückte Papa Andrea schon zu den ersten Testfahrten der neuen Rennsaison aus. Doch noch ist Honda mit der RC212V nicht auf die Siegerstraße der MotoGP eingebogen. Im Teaminterview spricht Dovizioso über seine bisherigen Eindrücke vom neuen Honda-Bike und über die Aussichten für die neue Motorrad-Saison.

© Honda

Andrea Dovizioso sieht gute Ansätze bei Honda, wähnt sich aber noch nicht am Ziel

Frage: "Andrea, zunächst einmal Gratulation zur Vaterschaft! Wie geht es dir bei 300 km/h, wenn du weißt, dass die kleine Sara zuhause auf dich wartet?"
Andrea Dovizioso: "Darüber habe ich nachgedacht, als ich die Neuigkeiten erfahren habe. Ich bin ein junger Kerl und konzentriere mich darauf, was ich erreichen will. Ich dachte also nicht, dass mich das verändern würde - und so war es auch. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, also ist das kein Problem. Um ehrlich zu sein: Das ist eine Erfahrung, die sich nur positiv auf mich auswirken kann."#w1#

Frage: "Fällt es dir nun schwerer, Zeit weg von zuhause zu verbringen?"
Dovizioso: "Wir stehen ja erst am Anfang der Meisterschaft, also ist es noch nicht so weit. Später vielleicht schon. Sie wurde Mitte Dezember geboren, also habe ich seither zweieinhalb Monate trainiert. Ich habe natürlich aber auch viel Zeit mit meiner Tochter und ihrer Mutter verbracht."

Frage: "Lass uns über Motorräder reden. Du hattest einen guten Start in das neue Jahr und konntest an den jüngsten Testtagen bestätigen, dass ihr euch in die richtige Richtung bewegt. Bist du zufrieden mit der Arbeit, die Honda über den Winter geleistet hat?"
Dovizioso: "Ich bin sehr zufrieden, denn sie haben wirklich hart gearbeitet."

"Es war wichtig für die Leute in der Fabrik, die Modifikationen zu verstehen. Noch wichtiger war allerdings, zu beweisen, dass die Arbeit gut gemacht wurde. Klar ist aber auch, dass wir jetzt nicht aufhören dürfen. Wir müssen uns weiter verbessern, weil wir noch nicht schnell genug sind. Ich bin aber zufrieden."

Dovizioso mit zufriedenem Zwischenfazit

Frage: "Hast du Honda nach dem ersten Sepang-Test um viele Änderungen gebeten?"
Dovizioso: "Ja, da gab es schon einige Dinge. Beim ersten Test hatten wir einfach nicht genug Zeit, um alles zu überprüfen. Sie haben Änderungen vorgenommen, sogar an meiner Position auf dem Bike."

"Das scheint recht trivial zu sein, kann aber große Auswirkungen auf die Leistung haben. Mit diesen Veränderungen bewegen wir uns in die - wie wir finden - richtige Richtung. Probleme gibt es halt, das ist normal. Wir versuchen jedenfalls, sie zu lösen."

Frage: "Hattest du Zugang zu sämtlichen neuen Teilen?"
Dovizioso: "Ja, und ich bin sehr zufrieden mit der geleisteten Arbeit. Allerdings gibt es noch einiges zu tun."

Frage: "Was kommt nun beim abschließenden Test in Bahrain?"
Dovizioso: "Das weiß ich noch nicht. Ich muss mich erst noch mit dem Team unterhalten. Der Kurs in Katar ist etwas Spezielles und daher ist das, was dort passiert, nicht unbedingt maßgeblich. Wir wollen dort aber auf jeden Fall besser abschneiden als in Malaysia."

"Wir werden den Test bestreiten und dann unser Potenzial erkennen. Wir hatten jetzt zwei Tests in Sepang, auf einer Strecke, die ich sehr mag, doch wir müssen unser Niveau auch in Katar ausloten."

Frage: "Welchen Entwicklungsstand hat das Bike deiner Meinung nach erreicht?"
Dovizioso: "Alles hängt von den Bridgestone-Reifen ab, denn die sind ein unheimlich wichtiger Aspekt. Wenn du kein Motorrad baust, das das Maximum aus den Pneus herausholt, dann kannst du dich anstellen, wie du willst, aber du wirst nicht gewinnen. Unsere Arbeit konzentriert sich daher vollkommen auf die Reifen."

Noch fehlt es Honda an Konstanz

Frage: "Bist du zufrieden mit der Öhlins-Federung?"
Dovizioso: "Ja, ich fühlte mich von Anfang an wohl damit, auch wenn das Bike etwas anders ist als im vergangenen Jahr. Wie haben keine ernsthaften Probleme und die Tests haben unsere Lösungen bestätigt. Unsere Lösungen, die wir dabei gefunden haben, konnten gewisse Schwierigkeiten beseitigen."

Frage: "Was sind die Stärken der Honda RC212V und wo siehst du Verbesserungsbedarf?"
Dovizioso: "Das Bike ist einfacher zu fahren als das Vorjahresmodell - und das ist sehr wichtig. Wir haben eine bessere Balance und das Motorrad ist einfacher zu kontrollieren. Das ist zugleich aber auch der größte Schwachpunkt, denn es ist noch nicht leichtgängig genug. Das 800er-Bike muss man am Limit recht einfach fahren können, nicht wie ein 900er-Motorrad."

"Die waren so kraftvoll und schwer, dass man gerutscht ist. Das war normal. Diese Maschinen müssen sehr präzise und leicht zu kontrollieren sein, damit man die Geschwindigkeit halten kann. Das Bike ist schnell, doch schnelle Runden zu fahren ist nicht gerade einfach. Das ist das große Problem der modernen MotoGP-Motorräder."

"Zudem sind sie etwas schneller, was Valentinos Vorteil ist. Sie (Yamaha; Anm. d. Red.) scheinen keine so großen Anstrengungen unternehmen zu müssen, um gute Zeiten zu fahren. Ihnen geht das viel leichter von der Hand. Wichtig ist, konstanter zu werden. Anschließend können wir uns auf das Extraquäntchen Geschwindigkeit konzentrieren, das uns noch fehlt."

Sind Pedrosa und Dovizioso schon siegfähig?

Frage: "Haben dich gewisse Rookies bei den Tests überrascht?"
Dovizioso: "In Malaysia eigentlich nicht. In Valencia war Spies eine Überraschung. In Sepang habe ich allerdings nicht viel von ihm gesehen."

Frage: "In diesem Jahr gehen fünf Italiener in der MotoGP an den Start. Berührt dich das in irgendeiner Weise?"
Dovizioso: "Nein, aber das ist eine schöne Sache. Im vergangenen Jahr waren es schon fünf Italiener und es ist schön, dass es so viele sind. Vor allem, weil es Jungs sind, die ich seit meiner Zeit auf den Mini-Motos kenne."

Frage: "Werden das Bike, das Team und du rechtzeitig zum ersten Saisonrennen bereit sein?"
Dovizioso: "Wir müssen erst den Test in Katar bestreiten, dann werden wir es wissen. Ich kann nicht sagen, dass wir siegfähig sind. Wir werden aber früher etwas besser sein als im vergangenen Jahr."

"Im Saisonverlauf verändern sich viele Dinge, denn jedes Rennen ist anders. Wir sind viel besser vorbereitet als vor einem Jahr und das stimmt mich zufrieden. Es ist nicht genug, zu sagen, dass ich um den Titel kämpfen kann. Aber genau darauf arbeiten wir hin."

Frage: "Wie hat sich das Bike bei deiner Rennsimulation in Sepang verhalten?"
Dovizioso: "Ich habe 16 oder 17 Runden zurückgelegt und das war nicht perfekt, weil das Wetter so extrem war. Für den Fahrer ist es ungeheuer wichtig, eine Simulation zu absolvieren, denn die Bedingungen sind sehr fordernd. Außerdem verändert sich die Leistung des Motorrads dabei recht gewaltig und verschiedene Probleme treten auf."