Diskussionen über Mindestgewicht & Zukunft

Die japanischen Werke sind alles andere als glücklich über die Anhebung des Mindestgewichts - Zudem bahnen sich langwierige Diskussionen über die Zukunft an

(Motorsport-Total.com) - Während der Testfahrten in Malaysia wurde die Erhöhung des Mindestgewichts über den Winter diskutiert. Bei einem Meeting der Grand-Prix-Kommission beim Saisonfinale 2011 in Valencia wurde beschlossen, dass das Mindestgewicht für die neuen MotoGP-Prototypen mit 1.000 Kubikzentimetern Hubraum bei 153 Kilogramm liegt. Da dieser Wert schon lange im Raum stand, hatten die japanischen Hersteller Honda und Yamaha auf dieses Gewicht hin entwickelt. Beim nächsten Meeting am 14. Dezember wurde das Mindestgewicht plötzlich auf 157 Kilogramm angehoben.

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2012 wird das Starterfeld der MotoGP mit Claiming-Rule-Motorrädern "aufgefüllt"

Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta begründete das damit, dass der Abstand zwischen den reinrassigen Prototypen und den neuen Claiming-Rule-Maschinen geringer werden soll. Bekanntlich steht der Spanier voll hinter den neuen Motorrädern und will gegebenenfalls das Reglement kurzfristig anpassen, um die CR-Bikes konkurrenzfähiger zu machen, falls die Lücke zu groß sei. Ducati wurde von der Erhöhung des Gewichts nicht betroffen, da im Dezember noch die neue GP12 entwickelt wurde, bei der der Motor nicht mehr Teil des Rahmens ist.

Die Japaner mussten also irgendwo Gewicht zuladen, aber dennoch aufpassen, dass dieser Ballast die Balance des Motorrades nicht zu stark beeinträchtigt. "Ich bin dieses Jahr über die Grand-Prix-Kommission sehr verärgert", sagt Yamahas MotoGP-Projektleiter Masahiko Nakajima klar und deutlich. "Wir haben im Dezember bereits ein paar Ersatzteile hergestellt. In diesem Moment haben sie die Regeln geändert. Das ist nicht möglich!"


Fotos: MotoGP-Tests in Sepang


"Wenn wir ein Jahr Zeit hätten, wäre das ja kein Problem. Bereits ein Kilogramm macht sehr viel aus. Vier Kilogramm sind ein großer Unterschied. Das kann man nicht machen. Wir müssen noch herausfinden, wo wir den Ballast am besten platzieren, damit sich die Balance nicht verschlechtert." Ähnlich verärgert ist man im Honda-Lager. Die spontane Änderung hat die bisherigen Testfahrten fast wertlos gemacht.

"Das wollte die FIM. Wir haben in Valencia getestet und konnten die Erkenntnisse nicht nutzen, weil danach beschlossen wurde, die Motorräder vier Kilogramm schwerer zu machen", ärgert sich HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto. Bei Ducati sieht man das Thema naturgemäß lockerer. "Wir stehen dieser Lösung aufgeschlossen gegenüber, weil wir denken, dass das Mindestgewicht ein einfacher Weg ist, die Kosten zu senken", sagt Konstrukteur Filippo Preziosi.

Daniel Pedrosa

Die Ingenieure mussten auf die Erhöhung des Mindestgewichts reagieren Zoom

Im kommenden Jahr soll das Mindestgewicht auf 160 Kilogramm angehoben werden. Da die Vorlaufzeit lang ist, sollte das kein Problem darstellen. Dennoch war die plötzliche Anhebung ein Warnschuss von Ezpeleta. Schon lange brodelt ein Machtkampf zwischen den Herstellern und dem Dorna-Boss im Hintergrund. Der Spanier weiß, dass er die Show verbessern und die Kosten gleichzeitig auf ein vernünftiges Niveau herunterschrauben muss.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Ohne der Claming-Rule gäbe es 2012 nur noch zwölf Motorräder in der Startaufstellung. Nach Kawasaki hat sich auch Suzuki verabschiedet. Ducati setzt statt sechs Motorrädern nur noch vier ein, und auch bei Honda sind es nur noch vier Bikes. Was wäre gewesen, wenn Honda und Yamaha zum Beispiel aufgrund der Folgen des Tsunami ebenfalls ausgestiegen wären?

Um die Zukunft der MotoGP zu sichern, will Ezpeleta auch bei den Prototypen ansetzen, die für die Hersteller ein wichtiges Entwicklungsfeld sind. "Wir begegnen den Diskussionen aufgeschlossen und unterbreiten der Dorna und der FIM unsere Vorstellungen", sagt Preziosi. "Wir versuchen, einen Kompromiss zwischen den Kosten und unseren Interessen zu ermöglichen. Kein Drehzahllimit und eine freie Elektronik zu haben, sind zwei wesentliche Bestandteile, aber auf der anderen Seite müssen wir die Kosten unter Kontrolle behalten."

Ben Spies

In der MotoGP ist (noch) der Einsatz eines Ersatzmotorrades erlaubt Zoom

In der Superbike-WM versucht man die Kosten in diesem Jahr etwas zu drücken, indem pro Fahrer nur noch ein Motorrad erlaubt ist. Auch das hat zu vielen Diskussionen geführt, denn einerseits haben die großen Teams von Aprilia, BMW, Kawasaki und Ducati ohnehin ein fast fahrbereites Ersatzmotorrad im LKW stehen. Auf der anderen Seite stellt sich auch die Sicherheitsfrage. Ist nach einer hektischen Notreparatur auch wirklich alles in Ordnung?

"Wenn man anstatt zwei nur noch ein Motorrad hat, dann muss man in der Box Veränderungen vornehmen. Zudem kann man nicht mehr optimal arbeiten", meint Preziosi über dieses Thema. Eine andere Motorradserie, die sich über regen Zuspruch freuen kann, ist die Britische Superbike-Meisterschaft. Für dieses Jahr wurde die hochgestochene Elektronik verboten, um die Kosten zu senken und die Show zu verbessern.

Welcher Weg auch immer in der MotoGP künftig eingeschlagen wird - Einheitselektronik und Drehzahllimit nach Formel-1-Vorbild sind angedacht - ideal wird es laut Preziosi für niemanden sein: "Keine Entscheidung, die wir treffen werden, wird für jeden die Optimallösung darstellen. Wenn man etwas Teures hat, dann hat man das nicht, weil es teuer ist, sondern weil es nützlich ist. Wenn man also diese Möglichkeiten nicht mehr hat, wird man etwas verlieren. Wichtiger ist es aber, dass die Regeln fair sind und die Show gut ist."