• 05.09.2013 12:41

Die Gründe für die unterschiedliche Reifenwahl

In Silverstone setzten die Protoytpen-Fahrer auf unterschiedliche Reifenmischungen - Bridgestone-Chefingenieur Masao Azuma erklärt die Hintergründe dafür

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Silverstone blieb bis zum Schluss spannend. Jorge Lorenzo rang Marc Marquez im letzten Kurvenkomplex nieder und holte sich den Sieg. Auch auf Reifenseite war das Rennen interessant, denn zum ersten Mal in dieser Saison setzten die Prototypen auf unterschiedliche Reifenmischungen. Lorenzo, Marquez, Dani Pedrosa und Valentino Rossi setzten vorne und hinten auf die Mischung medium von Bridgestone, die in Silverstone dem harten Reifen entsprach. Die beiden Honda-Piloten Alvaro Bautista und Stefan Bradl sowie Bradley Smith wählten hinten die weiche Mischung. Ducati-Pilot Nicky Hayden fuhr sogar vorne und hinten die weichere Mischung. Masao Azuma, der Chefingenieur von Bridgestone, erklärt die Hintergründe für diese Wahl.

Titel-Bild zur News: Daniel Pedrosa, Stefan Bradl

Die Fahrer setzten in Silverstone auf unterschiedliche Reifenmischungen Zoom

Frage: "In Silverstone wurden die Rundenrekorde im Qualifying und im Rennen gebrochen. Kannst du die generelle Temposteigerung der MotoGP-Bikes auf diesem Kurs erklären?"
Masao Azuma: "Viel hatte mit dem konstant trockenen Wetter an diesem Wochenende zu tun. Dadurch konnten die Teams eine Abstimmung herausarbeiten, um das Optimum aus den Reifen herauszuholen. Wir wussten, dass die 1.000er Motorräder in Silverstone das Potenzial für extrem schnelle Runden haben. Da unser Reifenkontingent eher weicher war, war die Möglichkeit, dass die Rundenzeiten stark gesenkt werden, groß."

"Trotzdem war es außergewöhnlich, dass der Rekord im Qualifying um zwei Sekunden verbessert wurde und der Rekord im Rennen um fast eine Sekunde. Es ist gut, so eine Pace über eine Runde zu sehen, aber wir bei Bridgestone sind vor allem stolz darauf, dass die Rennzeit um 24 Sekunden schneller als im Vorjahr war. Das entspricht einer Steigerung von mehr als einer Sekunde pro Runde. Das zeigt, dass im Rennen ein hohes Tempo gehalten werden konnte und der Reifenabbau über die 20 Runden minimal war."


Fotos: MotoGP in Silverstone, Sonntag


Frage: "Die Fahrer entschieden sich im Rennen für unterschiedliche Reifenmischungen. Was waren die Gründe dafür?"
Azuma: "Das Kontingent beim Hinterreifen war wie diese Strecke einzigartig. Für die Prototypen verwendeten wir die mittlere Reifenmischung in der härteren Schulter, die auf diesem Kurs in den Kurven am meisten belastet wurde. Das war die rechte Reifenflanke. Unsere Daten zeigten, dass die rechte Reifenflanke nicht so stark belastet wird, weshalb wir nicht härter als die medium Mischung gehen müssen."

"Dennoch müssen die asymmetrischen Slicks in der weniger belasteten linken Flanke ein gutes Aufwärmverhalten zeigen und die Temperatur halten können. Deshalb verwendeten wir in der linken Reifenflanke eine weichere Mischung. Deshalb bestand in Silverstone der harte Reifen aus der medium Mischung, die in dieser Saison sehr populär ist. Ein weiterer Faktor war, dass in den Nachmittagstrainings immer das gleiche Wetter vorherrschte und es nie regnete."

"Es gab in diesem Jahr schon einige Nachmittagstrainings, in denen die härtere Mischung gefahren wurde. Dann herrschten im Rennen aber kühlere Temperaturen, weshalb die Fahrer nicht die harte Mischung verwenden konnten."


Fotos: MotoGP in Silverstone, Girls


Frage: "Am Vormittag schienen sich die Unfälle zu häufen. Lag das nur an den kühleren Temperaturen, oder gab es auch andere Faktoren dafür?"
Azuma: "Kühlere Temperaturen sind immer eine Herausforderung. Bridgestone hat in den vergangenen Jahren viel unternommen, um das Aufwärmverhalten und das Gefühl unserer Reifen zu verbessern, damit das Risiko bei kühlen Temperaturen minimiert wird. Am Freitagvormittag war die MotoGP die einzige Klasse, in der es keine Stürze gab. Am Sonntagvormittag sind drei der fünf Stürze in 'Vale' passiert. Dort kann eine kleine Bodenwelle das Vorderrad instabil machen. Es ist eine extreme Bremszone."

"Dieser Streckenabschnitt war für die Fahrer schon immer eine Herausforderung. Die kühleren Temperaturen verschlimmerten die Situation zusätzlich. Wir werden uns wie immer das Feedback der Fahrer, der Reifen und der Telemetrie ansehen, um zu prüfen, ob wir für die Zukunft Änderungen vornehmen müssen. Wenn man in Silverstone aufgrund der harten Bremszonen mit der Mischung aber zu weich wird, kann die Bremsstabilität ein Problem werden."

"Aus Reifensicht ist Silverstone immer etwas heikel. Ich glaube, dass wir die richtige Balance gefunden haben, aber ohne Zweifel werden bestimmte Streckenabschnitte bei kühlen Temperaturen für die Fahrer immer schwierig zu managen sein."