Davide Tardozzi zum WM-Duell: "'Pecco' hat die Hälfte der Rennen gewonnen"

Der Ducati-Sportdirektor lobt Jorge Martin und Francesco Bagnaia, aber ihn ärgert, dass Bagnaia mehr Rennen gewonnen hat und trotzdem WM-Zweiter ist

(Motorsport-Total.com) - Ducati dominiert derzeit die MotoGP wie kaum eine andere Marke. Im Thailand-Sprint belegten alle acht Fahrer die ersten acht Plätze. Das ist zum letzten Mal im Jahr 1996 geschehen. Damals fuhren in Barcelona acht Honda-Fahrer auf den ersten acht Plätzen ins Ziel. Ducati hat dieses Meisterstück egalisiert. Allerdings zählen Sprints nicht für die offizielle Statistik.

Titel-Bild zur News: Davide Tardozzi

Davide Tardozzi beobachtet das Geschehen aus nächster Nähe Zoom

"Ich denke, in diesem Jahr krönen wir generell den Ducati-Traum, weit über das Lenovo-Team hinaus", sagt Sportdirektor Davide Tardozzi bei Motorsport.com Italien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.

"Wir zeigen, dass wir über die Jahre gut gearbeitet haben. Die Mitarbeiter in Bologna machen es richtig gut und ich würde sagen, dass unsere Unterstützung für die Satellitenteams von höchster Qualität ist. Ich kann nur Danke an Ducati sagen."

"Ich glaube, dass wir nach 2020 interessante strategische Entscheidungen getroffen haben, die es erlaubt haben, dass Ducati nun die absolute Führungsfigur ist. Es ist nicht nur die Technik, sondern auch die sportliche Vision von Dingen und dem Rennsport."

"Die Arbeit von Ducati geht weit über das Technische hinaus", glaubt Tardozzi. "Dieser Job wurde von Gigis Herzen gemacht. Er ist ein großartiger Racing-Boss. Diese Harmonie im Team und bei der Kompetenz in Borgo Panigale kann man in den vergangenen Jahren auf der Strecke sehen."

Zum ersten Mal wird Ducati die ersten vier Plätze in der Fahrerweltmeisterschaft belegen. Man hat bereits zum fünften Mal die Herstellerwertung gewonnen. Das Werksteam ist Teamweltmeister. Auch das beste Satellitenteam und der beste Fahrer eines Satellitenteams kommen von Ducati.

Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia hat mehr Rennen als Jorge Martin gewonnen Zoom

Die große Frage ist, welcher Fahrer die große Krone holt. Francesco Bagnaia hat neun Grands Prix und sechs Sprints gewonnen. Jorge Martin hat drei Grands Prix gewonnen sowie sechs Sprints. Aber Martin hat 17 WM-Punkte Vorsprung.

"Was mich etwas ärgert", sagt Tardozzi, "ist, dass 'Pecco' die Hälfte der Rennen gewonnen hat und WM-Zweiter ist. Darüber müssen wir für die Zukunft nachdenken. Wir haben in den Rennen zu viele Fehler gemacht. Das darf in Zukunft nicht der Fall sein."

"Aber es ist trotzdem wichtig, einen Fahrer zu haben, der die Hälfte der Rennen gewonnen hat. 'Pecco' schreibt Geschichte. Im Moment deklassiert er einen großen Fahrer wie Casey Stoner. Also Danke 'Pecco'!"

Denn mit der Poleposition in Thailand ist Bagnaia nun auch in dieser Statistik der erfolgreichste Ducati-Fahrer. Der Italiener hat die Chance, zum dritten Mal hintereinander Weltmeister zu werden. Aber Martin ist ein hartnäckiger Gegner.

Stallorder hat Ducati bisher ausgeschlossen. "Es ist klar, dass wir diesen Kampf auf ehrliche Weise erleben", betont Tardozzi. "Wir unterstützen Martin so gut wir können. Wie sein Crewchief gesagt hat, ihm fehlt es im Vergleich zu 'Pecco' an nichts."

Jorge Martin

Mit seiner Konstanz führt Jorge Martin die WM-Wertung an Zoom

"Er hat auch die vollste Unterstützung von Gigi Dall'Igna und den Ingenieuren. Aber genauso wie ich es im Vorjahr gesagt habe, sollte auch in diesem Jahr der WM-Titel beiden ex aequo gegeben werden, denn Jorge und 'Pecco' zeigen eine tolle Show."

Die Statistik zeigt, dass Martin bisher weniger Fehler als Bagnaia gemacht hat. Außerdem nimmt der Spanier regelmäßig Podestplätze mit. Neunmal war Martin im Grand Prix Zweiter. Außer seinen Siegen hat Bagnaia nur einen zweiten und vier dritte Plätze mitgenommen.

"Nachdem er im Vorjahr die WM verloren hat, hat Jorge sehr gut verstanden, dass er auf emotionaler Seite Hilfe braucht. Ich denke, er hat im vergangenen Winter mental sehr große Fortschritte gemacht und zeigt das auch."

"Es ist kein Zufall, dass er die WM anführt", lobt Tardozzi den Spanier. "Wenn es Zeit ist, sich zu beruhigen, dann macht er das auch. Im Vorjahr oder in der Vergangenheit hätte er das nicht getan. Deshalb muss man 'Chapeau' zu Martin sagen."