Crewchief spricht über die optimale Balance des Motorrads

Das richtige Zusammenspiel von Vorder- und Hinterrad ist elementar: LCR-Crewchief Christophe Bourguignon erklärt, was er bei Stefan Bradls Honda einstellt

(Motorsport-Total.com) - In der MotoGP entscheiden Zehntelsekunden über Erfolg oder Niederlage. Entsprechend groß ist der Wunsch der Teams, das Maximum aus dem Material herauszuholen, um dem Fahrer die Arbeit zu erleichtern. Ein wichtiger Punkt beim Setup ist die Balance zwischen Vorder- und Hinterrad. Von Strecke zu Strecke werden unterschiedliche Einstellungen benötigt, um das perfekt Zusammenspiel der beiden Räder optimal zu treffen.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

LCR-Crewchief Christophe Bourguignon orientiert sich an Stefan Bradls Aussagen Zoom

"Jeder Fahrer träumt von einer perfekten Balance. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben in meinem Job", bemerkt LCR-Crewchief Christophe Bourguignon, der sich in den vergangenen Jahren um die Honda von Stefan Bradl kümmerte. "Es ist sehr wichtig, dass die Balance der Maschine gut ist. Doch leider ändert sich die Balance von Strecke zu Strecke", berichtet er den Kollegen von 'MotoGP.com'.

"Der Fahrer wünscht sich, so spät wie möglich bremsen zu können, ohne zu viel Gewicht zu verlagern. Er benötigt genug Druck auf dem Vorderrad, um ein gutes Gefühl für die Front zu erhalten und in Richtung Kurvenscheitel zu fahren. Nach dem Lösen der Bremse muss der Fahrer ein gutes Gefühl für das Vorder- und das Hinterrad haben", erklärt Bourguignon. "Wenn der Fahrer von der Bremse geht, muss die Gabel den Druck auf dem Vorderrad gewährleisten. Wenn der Fahrer dann ans Gas geht, verlagert sich das Gewicht nach hinten."

Stefan Bradl

Eine gute Balance wichtig, um dem Fahrer beim Bremsen Vertrauen zu vermitteln Zoom

Um die Honda RC213V von Strecke zu Strecke richtig einzustellen, greift der LCR-Crewchief auf die Setups aus den vergangenen Jahren zurück: "Man vertraut auf die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Auf bestimmten Kursen muss man mehr Gewicht nach hinten oder vorne verlagern. Bei anderen Strecken muss man den Schwerpunkt anheben. Basierend auf den Aussagen des Fahrers versucht man, die Balance der Maschine zu optimieren", verrät Bourguignon. "Das lässt sich durch eine kürzere oder längere Schwinge, Änderungen am Lenkkopf oder das Anheben oder Absenken der Bodenfreiheit realisieren."

"Zudem besteht die Möglichkeit, den Fahrer durch Verstellen der Stummel und Fußrasten ein paar Millimeter vor oder zurück zu versetzen. Wenn uns zum Beispiel die Haftung am Hinterrad fehlt, versuchen wir, den Fahrer so weit nach hinten wie möglich zu versetzen, damit er das Hinterrad mit seinem Körpergewicht belastet", schildert der routinierte Crewchief. "Das sind allgemeine Lösungswege, die aber nicht immer funktionieren."