• 18.09.2007 12:33

  • von Marco Helgert

Capirossi und Ducati - Szenen einer zerrütteten Ehe

Der Abschied von Loris Capirossi bei Ducati findet schleichend statt - die Meinungsverschiedenheiten nehmen bereits zu

(Motorsport-Total.com) - Loris Capirossi war bei Ducati die feste Größe, die auch in schlechten Zeiten nie aufgab und die Bemühungen des Teams fokussierte. Vor der Saison galt er als die große Hoffnung. Doch es kam anders. Teamkollege Casey Stoner fuhr auf und davon, aber der Italiener mochte sich mit der 800er Version des Ducati nie anfreunden.

Titel-Bild zur News: Loris Capirossi

Loris Capirossi fühlt sich bei Duacti schon länger nicht mehr erwünscht

Zahlreiche Veränderungen am Motorrad fruchteten nicht in einem großen Leistungssprung und früh wurde klar, dass man bei Ducati nicht mit Capirossi für das Jahr 2008 plante. Der 34-Jährige wird im nächsten Jahr für Suzuki starten. Doch noch fährt er für Ducati und fühlt sich bei den Italienern zunehmend auf dem Abstellgleis geparkt, die Harmonie in der Truppe sei dahin. Für den Ducati-Teamchef Livio Suppo ist das nicht nachvollziehbar, der kritisiert vielmehr die mangelnde Motivation seine Superstars.#w1#

Auch in Estoril sprang nur ein 9. Rang für Capirossi heraus, der 2008 von Marco Melandri ersetzt wird und ein Angebot für ein drittes Ducati-Bike ausschlug, da er keine volle Werksunterstützung bekommen hätte. Allmählich beginnt er jedoch etwas freier zu sprechen. "Ich bin fünf Jahre bei Ducati und ich werde ihnen bis zum letzten Rennen alles geben", versprach er im italienischen Fernsehen 'Italia1'.

"Aber man darf sich auch nichts vormachen: Die Harmonie im Team ist nicht gerade auf einem Höchststand, auch wenn wir weiterhin versuchen, gut zusammenzuarbeiten", fuhr er fort. Auch sein Manager Carlo Pernat stimmt zu. "Wenn es nicht gut läuft, gibt es auch keine Harmonie", erklärte er.

"Das, was mit Loris passiert ist, war negativ, vor allem auch die Weise, wie das mit Melandri passierte", erklärte er. "Das war psychologisch ein Schlag für ihn." Doch der mögliche WM-Titel von Stoner überstrahle nun alles. "Loris könnte im Moment etwas Hilfe gebrauchen, nicht technische, sondern psychologische. Ein bisschen mehr Harmonie wäre für alle gut."

Nur Suppo kann die Aufregung nicht verstehen. "Da stimme ich mit Loris nicht überein", erklärte er. "Wir geben alles, um zu verstehen, was passiert, aber leider stimmen die Leistungen seit Saisonbeginn nicht. Er ist ganz klar demotiviert, aber für uns ändert das nichts. Sein Team opfert sich immer noch für ihn auf, baut das Motorrad 20 Mal an einem Wochenende um."

Die Atmosphäre im Team würde maßgeblich aber durch den Fahrer bestimmt. "Ich verstehe, dass es ein schwieriges Jahr für Loris ist, aber er ist mit seinem Kopf wohl schon woanders", so Suppo weiter. "Aber ich kann Loris verstehen. Es ist eine desaströse Saison für ihn, das kann ihn nicht glücklich machen. Aber die Anstrengungen des Teams haben sich nie geändert."