Bradl: "Möchte kein Lückenfüller sein"
In seiner ersten MotoGP-Saison möchte sich Stefan Bradl in den Top 10 etablieren - Früher oder später will der Moto2-Champion aber um Rennsiege fahren
(Motorsport-Total.com/Sport1) - Nach dem Gewinn der Moto2-Weltmeisterschaft 2011 stellt sich Stefan Bradl in diesem Jahr einer neuen, ungleich größeren Herausforderung: Der 22-Jährige wechselte in der Winterpause in die MotoGP. Für das LCR-Team tritt Bradl mit einer Honda RC213V in der Königsklasse des Motorrad-Rennsports an. Die Umstellung von einer Moto2-Maschine mit 150 PS auf den rund 250 PS starken MotoGP-Prototypen von Honda ist Bradl nicht leicht gefallen.

© Honda
Stefan Bradl möchte eines Tages um Rennsiege in der MotoGP mitfahren
"Mein erster Gedanke war: Übermenschlich, weil ich total überfordert war", erklärt Bradl gegenüber 'Sport1'. "Ich hab' mir gedacht: So etwas halte ich nie durch. Die Renndistanz in Malaysia über 20 Runden - das macht mich kaputt. Beim ersten Tag in Malaysia mit der Tausender-Kubik habe ich gedacht, dass ich aufhören muss, weil ich das nicht packe. Es ist so viel Leistung in jedem Bereich, dass man sich einfach nur festhalten muss."
Die ersten Testfahrten mit der 2012er-Honda Anfang Februar in Malaysia schloss Bradl auf Platz elf ab. Sein Rückstand auf den Dominator der Testfahrten, Weltmeister und Markenkollege Casey Stoner, betrug rund 2,2 Sekunden. Alvaro Bautista, der nach zwei Jahren im Suzuki-Werksteam in dieser Saison wie Bradl eine Kunden-Honda steuert, war eine halbe Sekunde schneller als der Rookie.
Das von Vater Helmut Bradl ausgegebene Ziel, sich in der Debütsaison in der MotoGP auf den Plätzen "zwischen zehn und fünf" zu etablieren, scheint für Bradl junior also durchaus in Reichweite zu sein. "Ich will jetzt nicht sagen, dass ich 2012 Weltmeister werden will", meint der amtierende Moto2-Champion dazu. "Wollen natürlich schon, aber ich glaube, dass das schon ein bisschen unrealistisch ist. Dafür bin ich einfach noch Rookie und zu frisch drin. Das wird schon ein bisschen Zeit brauchen."
Dabei sein ist alles? Keineswegs. "Ich habe immer gesagt, dass ich nicht MotoGP fahren und dabei einfach nur ein Lückenfüller sein möchte, sondern ich will schon mitfahren und etwas erreichen", stellt Bradl klar. "Und das nicht nur um Fünfter, Sechster oder Achter zu werden, sondern vielleicht auch mal auf das Podium zu fahren und dann Rennen zu gewinnen."
Doch schon jetzt hat sich für den siebenmaligen Grand-Prix-Sieger ein Kindheitstraum erfüllt. "Die MotoGP ist einfach das Höchste", findet Bradl. "Mein erster Traum war als kleiner Junge immer schon, eines Tages einmal Weltmeister zu werden. Das habe ich geschafft. Mir war es eigentlich nicht wichtig, in welcher Kategorie. Aber wenn man das mal erreicht hat, will man natürlich dann die nächste Herausforderung und den nächsten Schritt machen."
In Bradls Fall bestand der nächste Schritt aus dem Aufstieg in die Königsklasse, wo er es künftig mit Superstars wie Valentino Rossi, Casey Stoner und Jorge Lorenzo zu tun bekommt. "Das ist jetzt schon etwas ganz Besonderes für mich. Jetzt fahre ich gegen Valentino Rossi, der früher mein 'Hero' war, mein Idol", freut sich Bradl. "Wenn ich mir einen Plan gemacht hätte, wäre es wahrscheinlich genauso gewesen."

