• 19.08.2013 12:35

Bradl mit "stumpfen Waffen", Marquez wie entfesselt

Das Rennwochenende in Indianapolis war für Stefan Bradl eine Enttäuschung - Derweil stürmt Markenkollege Marc Marquez dem Titel entgegen

(Motorsport-Total.com/SID) - Schnell sollte es gehen. Bloß weg aus Indianapolis, hieß es für Stefan Bradl. Der erschöpfte Zahlinger packte seine Sachen und blickte nur kurz zurück. "Wir haben uns irgendwie ins Schlamassel geritten. Ich bin froh, dass es gleich nächste Woche weitergeht", bemerkt der 23-Jährige vor dem Abflug aus den USA. Indy war kein gutes Pflaster, beim Rennwochenende in Brünn soll es wieder besser laufen.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl konnte das Ergebnis von Laguna Seca nicht wiederholen Zoom

Als Siebter hatte Bradl den Brickyard überquert, die berühmte Ziellinie aus roten Ziegelsteinen, und das genau vier Wochen nach der ersten Fahrt auf das MotoGP-Podium. Zu wenig für die gestiegenen Ansprüche, viel zu wenig. "Ich bin enttäuscht. Der siebte Platz ist alles andere als das, was wir uns vorgestellt haben", fasst Bradl bei 'Sport1' ernüchtert zusammen.

Denn das Wochenende hatte vielversprechend angefangen. Erst erhielt Bradl bei LCR-Honda einen neuen Vertrag für 2014, im Training war der WM-Sechste - wie zuletzt eigentlich immer - vorn dabei. Doch Bradl kämpfte mit fehlendem Grip am Vorderrad, nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Und es wurde immer schlimmer. Der frühere Moto2-Weltmeister stieg gleich mehrfach ab, auch im enttäuschenden Qualifying und wurde nur Achter.


Fotos: MotoGP in Indianapolis


"Drei Stürze am Wochenende sind definitiv zwei zu viel", gesteht Bradl und gibt sich selbstkritisch: "Vielleicht habe ich auch zu viele Fehler gemacht." Der Zweitplatzierte von Laguna Seca, dem letzten Grand Prix vor der Sommerpause, war mit sich und dem Motorrad nicht zufrieden: "Wir sind im Großen und Ganzen mit stumpfen Waffen rumgefahren." Gut, dass es ab Freitag im tschechischen Brünn weitergeht, der Strecke, auf der Bradl vor ziemlich genau fünf Jahren seinen ersten Sieg in der WM feierte. Auf einer 125er. Schon dort soll es für den einzigen Deutschen in der MotoGP wieder aufwärts gehen: "Ich möchte versuchen, wieder Anschluss an die Spitze zu finden."

Marc Marquez, Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo (99) und Dani Pedrosa (26) verlieren immer mehr Punkte Zoom

Da steht auch nach dem zehnten WM-Lauf ein guter Bekannter. Marquez, Bradls Nachfolger als Moto2-Champion, ein Überflieger. Der 20-jährige Spanier feierte in Indianapolis seinen vierten Saisonsieg, als Neuling. Bislang war dies in der Königsklasse nur der US-Legende Kenny Roberts senior gelungen. "King Kenny" verfolgte an der Strecke, wie Marquez auch das dritte Rennen des Jahres in den USA gewann, Klassen-übergreifend siegte der Honda-Pilot in den Vereinigten Staaten sogar zum fünften Mal in Serie. Roberts zog voller Respekt seinen Hut: "Er ist außergewöhnlich. Er hat etwas, was noch keiner hatte."

Marquez schickt sich an, in die Fußstapfen des mittlerweile 61-Jährigen zu treten. Roberts sr. war der letzte Rookie, der bei den "Großen" auf Anhieb den Titel holte. 1978 war das, mit der 500er. Auch 1979 und 1980 war er nicht zu schlagen. Ähnliches ist Marquez zuzutrauen. Denn der Wunderknabe aus Cervera fährt wie entfesselt. Auch erfahrene MotoGP-Piloten wie Teamkollege Dani Pedrosa oder Weltmeister Jorge Lorenzo (Yamaha) können ihren Landsmann derzeit nicht aufhalten.

Denn Marquez ist nicht nur schnell, er macht auch keine Fehler. Vom Übermut früherer Tage, als es Marquez gerne einmal übertrieb, ist nichts mehr zu sehen. "Es war ein perfektes Wochenende. Das will ich wiederholen, aber es wird schwierig", erklärt der rundum glückliche WM-Spitzenreiter: "Ich Europa will ich so weitermachen." Die Konkurrenz muss sich warm anziehen.