• 25.05.2024 18:34

  • von M.Fritzsche, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, O.Puigdemont

Bagnaia, Binder, Fernandez erklären ihre Stürze in Führung liegend

Im turbulenten Barcelona-Sprint verabschieden sich "Pecco" Bagnaia, Brad Binder, Raul Fernandez allesamt auf P1 liegend ins Kiesbett - Woran es jeweils gelegen hat

(Motorsport-Total.com) - Unfassbare Szenen im MotoGP-Sprint am Katalonien-Wochenende in Barcelona: Obwohl das kurze Samstagsrennen gerade mal zwölf Runden lang war, sind drei Fahrer in Führung liegend gestürzt: Francesco Bagnaia (Ducati), Brad Binder (KTM) und Raul Fernandez (Trackhouse-Aprilia).

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

"Pecco" Bagnaia: Einer der drei Gestürzten von P1 im Barcelona-Sprint Zoom

Der zweimalige und amtierende MotoGP-Weltmeister "Pecco" Bagnaia war der letzte des genannten Trios, dem die Verhältnisse am Samstagnachmittag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zum Verhängnis wurden. Er stürzte in der letzten Runde, als er den Sprint-Sieg schon in Reichweite wähnte, in Kurve 5. Dabei handelt sich um die enge Linkskurve, die langsamste Kurve der Strecke.

Ebenfalls in dieser Kurve 5 war fünf Runden vor Bagnaia schon Brad Binder in Führung liegend gestürzt. Und drei Runden vor Binder war es der völlig überraschend in Führung gelegene Raul Fernandez, der sich mit Sturz von der Spitzenposition verabschiedet hatte. In seinem Fall war es Kurve 10, die Linkskurve am Ende der Gegengerade.

Die Top 3 des Sprints - Aleix Espargaro, Marc Marquez, Pedro Acosta - sprachen im Ziel unisono davon, dass die Strecke am Nachmittag bei einer Asphalttemperatur von 46 Grad Celsius extrem rutschig war. Sieger Espargaro gab sogar zu, dass ihm selber "ein paar Mal das Vorderrad weggerutscht" ist, er seine Aprilia aber jedes Mal abfangen konnte.

Bagnaia: Sturz eine Stunde lang in der Box analysiert

Francesco Bagnaia hätte seinen ersten Sprint-Sieg seit Spielberg (August 2023) eingefahren, wenn er nicht in der letzten der zwölf Runden in Kurve 5 zu Boden gegangen wäre. "Es sieht so aus, dass ein Sturz leicht passiert, wenn man diese Kurve langsamer anfährt als normal", sagt der Weltmeister und ist überzeugt: "Bei normalen Bedingungen wäre das nicht passiert. Aber hier ist das Gripniveau ein Desaster und es kann offensichtlich passieren."

Bis Bagnaia zu dieser Erkenntnis kam, verging einiges an Zeit. "Ich habe eine Stunde lang in der Box damit verbracht, alles zu analysieren", sagt der Ducati-Pilot und erklärt: "Wenn du nicht weißt, warum du gestürzt bist, dann ist es besser, alles von Grund auf zu untersuchen."

Von einem Konzentrationsfehler unter dem Druck von Espargaro will Bagnaia nichts wissen. "Ich war zu 100 Prozent fokussiert", sagt er. "Ich weiß, wie man Rennen gewinnt. Das wäre ein weiterer meiner Siege geworden, denn ich hatte alles unter Kontrolle. Meine Reifen waren in gutem Zustand und ich war schneller. Deshalb war es ja so wichtig für mich zu verstehen, warum der Sturz passiert ist."

"Morgen im langen Rennen werde ich versuchen, vorsichtiger zu sein", so Bagnaia, für den es in den kurzen Rennen an den Samstagen nun bereits die dritte Nullnummer hintereinander ist. Im Sprint in Jerez wurde er zwischen Brad Binder und Marco Bezzecchi eingeklemmt und stürzte. Im Sprint in Le Mans streikte die Technik seiner Ducati GP24.

Binder: Sturz passierte ohne Vorwarnung, aber ...

Für Brad Binder, der am Freitag in Barcelona zweimal gestürzt war, war der Sturz am Samstagnachmittag in Kurve 5 sein dritter an diesem Wochenende und sein bereits zwölfter in dieser Saison. "Ein Sturz ist natürlich nie cool, aber in Führung liegend zu stürzen, das ist besser als an der 15. Stelle herumzufahren, wie es mir vorige Woche ergangen ist", sagt der KTM-Pilot.

Seinen Sturz in Führung liegend beschreibt Binder so: "Leider ist mir in Kurve 5 ohne Vorwarnung das Vorderrad weggerutscht. Vielleicht hatte ich das Motorrad [beim Anbremsen] ein bisschen steiler angestellt als in der Runde davor. Jedenfalls war es leider das Ende meines Rennens."

Lag es an den Streckenbedingungen? "Was mich betrifft", sagt Binder, "so hatte ich in dieser Kurve 5 am ganzen bisherigen Wochenende keine Schrecksekunden. Heute aber hatte ich eine und es war vorbei. Alle wissen, dass diese Kurve ein bisschen knifflig ist, weil es dort ein bisschen bergab geht und die Kurve ein kleines bisschen nach außen hängt". Nachsatz: "Morgen im Rennen werde ich versuchen, dort ein bisschen vorsichtiger zu sein."

Raul Fernandez: Sturz war Konsequenz aus der Kurve zuvor

Und Raul Fernandez, dessen Sturz in Kurve 10 passierte? Für den Trackhouse-Piloten waren es nach der ersten Startreihe 1 seiner MotoGP-Karriere wenigen Stunden später auch die ersten Führungsrunden, bevor sein Tag in der vierten Runde mit Sturz beendet war. Auch er führt einen Fehler als Grund an, der allerdings seinen Anfang schon in der Kurve zuvor nahm.

"Ich weiß nicht warum, aber in Kurve 9 bewegte sich mein Motorrad sehr stark. Ich habe dort einiges an Zeit verloren. Jedenfalls war das mein Eindruck. Als ich das beim Anbremsen [von Kurve 10] wieder wettmachen wollte, dachte ich nur noch: Verdammt, ich kann die Linie nicht halten. In dem Moment, als ich einlenken wollte, bin ich gestürzt. Es war zu 100 Prozent mein Fehler", so Fernandez.

"Vielleicht", setzt der Trackhouse-Pilot fort, "war ich in diesem Moment zu ambitioniert. Ich wollte einfach nicht zu viel Zeit verlieren. Ich möchte mich aufrichtig beim Team entschuldigen, denn es war ein dummer Fehler. Ich habe mich heute extrem wohlgefühlt und hatte alles unter Kontrolle. Der Sturz war ein Fehler, weil ich den Fehler aus der vorhergehenden Kurve ausbügeln wollte."