• 09.03.2012 17:52

  • von Lennart Schmid

Austin: Zoff um Hellmund gefährdet Motorrad-Grand-Prix

Der Rechtsstreit zwischen Tavo Hellmund und seinen ehemaligen Geschäftspartnern beim Circuit of the Americas könnte für die MotoGP zum Problem werden

(Motorsport-Total.com) - Vor knapp einem Jahr sah alles so einfach aus. Als im April 2011 der MotoGP-Vermarkter Dorna und der damalige Chef des Circuit of the Americas (CotA), Tavo Hellmund, einen Zehn-Jahres-Vertrag unterzeichneten, stand fest: neben der Formel 1, die im November 2012 ihr erstes Rennen auf dem CotA austrägt, wird ab 2013 auch die Motorrad-Weltmeisterschaft einmal pro Jahr auf der neuen Rennstrecke in der texanischen Hauptstadt Austin gastieren.

Titel-Bild zur News: Austin Circuit of the Americas

Der Circuit of the Americas entsteht derzeit südöstlich der texanischen Hauptstadt

Die sportbegeisterte Stadt in Texas, die in Sachen Spitzensport oft hinter seinen größeren Nachbarn San Antonio, Houston und Dallas zurückstecken muss, hatte somit die zwei bedeutendsten Weltmeisterschaften des Motorsports angelockt. Doch die Querelen um die nach wie vor laufenden Bauarbeiten der Rennstrecke sowie um den Erfinder des Projekts Hellmund, haben die hochtrabenden Pläne beinahe scheitern lassen.

Im Falle der Formel 1 schaffte es Hellmund nämlich nicht, die von Promotor Bernie Ecclestone geforderten Gebühren rechtzeitig zu bezahlen - der Deal war somit geplatzt. Im Herbst übernahmen deshalb Hellmunds Geschäftspartner das Kommando. Der Investor Red McCombs und Streckenbetreiber Bobby Epstein konnten einen neuen Vertrag mit Ecclestone aushandeln. Hellmund war seitdem außen vor und versucht inzwischen, sich in das CotA-Projekt einzuklagen.

Was in Bezug auf die Formel 1 geklappt hat, scheint bei der MotoGP allerdings noch auszustehen. Dorna, die Vermarktungsagentur der MotoGP, schloss den Vertrag im April 2011 nämlich mit Hellmunds Firma Full Throttle Productions. Die neuen Bosse des Circuit of the Americas haben es seitdem aber versäumt, die Austragungsrechte für die MotoGP von Hellmund abzukaufen.

Der ehemalige 500er-Weltmeister Kevin Schwantz, der den Motorrad-Grand-Prix in seiner texanischen Heimat bewerben soll, macht sich deshalb immer größere Sorgen. Wie die Zeitung 'The Statesman' berichtet, schrieb Schwantz im Februar einen Brief an den Präsidenten der Rennstrecke, Steve Sexton, indem er die Streckenbetreiber förmlich anfleht, endlich die Austragungsrechte für die MotoGP zu erwerben.

"Ich bitte Sie dringend und ein letztes Mal darum, Herrn Hellmund wegen der Übernahme der Rechte, ein MotoGP-Rennen in Texas ausrichten zu dürfen, zu kontaktieren", schreibt Schwantz an Sextons Adresse. Laut Schwantz, der ein alter Freund Hellmunds ist, hätten die neuen Streckenchefs bereits mehrere Gelegenheiten ausgelassen, mit Hellmund über den Kauf der MotoGP-Rechte zu verhandeln.

So begründet Schwantz' Sorge auch sein mag - der ehemalige Suzuki-Star möchte seinem Kumpel Hellmund, der sich mit seinen ehemaligen Geschäftspartnern in einem komplizierten Rechtsstreit befindet, offenbar zur Seite stehen, indem er weiter Druck aufbaut. "Falls Sie diese Rechte noch nicht von Full Throttle übernommen haben, wird der Circuit of the Americas unglücklicherweise nicht als Austragungsort in die Motorrad-Weltmeisterschaft aufgenommen werden", schreibt Schwantz in dem Brief.


Fotos: Baufortschritt am Circuit of The Americas


Ganz selbstlos handelt Schwantz allerdings nicht, wenn er auf das Rechteproblem aufmerksam macht. Der Ex-Pilot sollte mit seinem berühmten Namen dafür sorgen, die MotoGP in Texas bekannter zu machen. Durch die Ausbootung Hellmunds steht Schwantz derzeit ohne Deal da, bietet aber seine Dienste in dem Brief auch den neuen CotA-Herrschern an: "Ich würde mich freuen, mit Ihnen als neue Veranstalter Gespräche zu beginnen."

Streckenpräsident Sexton möchte die Frage der MotoGP-Rechte ebenso wie die Dorna nicht kommentieren. Stattdessen weißt Sexton gegenüber dem 'Statesman' darauf hin, dass man sich mit diversen großen Rennserien in Gesprächen befinde. Man sei zuversichtlich, dass man "drei bis fünf große Weltklasse-Veranstaltungen, darunter eine Zweirad-Meisterschaft", im Veranstaltungskalender für 2013 anbieten werde. Dies könnte im Klartext allerdings auch bedeuten, dass anstatt der MotoGP ab 2013 beispielsweise die Superbike-Weltmeisterschaft in Austin gastiert.