Andere Motorradkultur in den USA

Obwohl die MotoGP seit 2005 in Laguna Seca fährt, führt die Königsklasse in den USA ein Nischendasein - Colin Edwards und Valentino Rossi machen sich Gedanken

(Motorsport-Total.com) - In den USA ist der Motorsport fest in NASCAR-Hand. Die IndyCar-Serie zieht speziell bei den 500 Meilen von Indianapolis viele Zuschauer an, aber sonst sind die Einschaltquoten im Vergleich zu NASCAR nicht berauschend. Serien wie die ALMS oder die Grand-AM spielen kaum eine Rolle. Auch die Superbike-Meisterschaft fristet ein Nischendasein. Selbst die Formel 1 hat sich im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" bisher noch nicht durchsetzen können, aber mit Austin und New Jersey wagt man einen neuen Anlauf.

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In Laguna Seca können die Fans vier Lokalmatadoren die Daumen drücken

Die MotoGP trägt nun seit einigen Jahren zwei Rennen in den USA aus. Seit 2005 wird im malerischen Laguna Seca gefahren, das für seine Corkscrew bekannt ist. Auch im weltberühmten Indianapolis drehen Valentino Rossi und Co. ihre Runden. Ab dem nächsten Jahr macht die Königsklasse auf vier Rädern auch auf dem neuen "Circuit of the Americas" in Austin Station. Wahrscheinlich verliert entweder Indianpolis oder Laguna Seca das Rennen, Spekulationen zufolge soll es Laguna Seca sein.

Während in der Formel 1 für den bisherigen Misserfolg in den USA das Fehlen eines einheimischen Superstars mitverantwortlich gemacht wird, so gibt es in der MotoGP einige erfolgreiche Piloten. Nicky Hayden war Weltmeister und hat auch in Laguna Seca gewonnen, Ben Spies hat sich in der AMA-Superbike mit mehreren Meistertiteln einen Namen gemacht, bevor er nach Europa wechselte, und Colin Edwards hat ebenfalls einen klangvollen Namen. Dazu kommen große Ex-Champions wie Kenny Roberts, Wayne Rainey oder Kevin Schwantz.


Fotos: MotoGP in Laguna Seca


Trotzdem fristet die MotoGP in den Vereinigten Staaten immer noch ein Nischendasein. "Das werden hier viele Leute nicht verstehen, aber in Europa wachsen viele Kinder mit Mopeds auf. Sie haben also praktisch ihr gesamtes Leben lang eine Liebesbeziehung zu zwei Rädern", meint Edwards und vergleicht: "Hier in Amerika ist dein erstes Fahrzeug meistens ein Auto. Mopeds und Motorräder sind hier meistens mehr ein Hobby oder eine Leidenschaft."

"Wenn man sich kein Auto leisten kann, dann kauft man sich ein Moped oder Motorrad. Die Zweiräder haben in Amerika schon seit jeher zu kämpfen. Zu Kenny Roberts Zeiten versuchte man ein Bewusstsein für Motorräder zu schaffen, aber wenn man damit nicht aufwächst, wie kommt man dann zu diesem Punkt?", fragt sich der Routinier.

"In Europa ist die Kultur der Motorräder tiefer verwurzelt." Valentino Rossi

"In diesem Bereich haben die Europäer Vorteile. Deshalb kommen die wichtigsten Sponsoren aus Europa und die meisten Teams sind dort beheimatet. Ich weiß nicht, wie viele Fans genau vor zwei Wochen in Mugello waren. Es waren nicht sehr viele und ich bin gespannt, wie der Zuschauerzuspruch hier sein wird." Ein Fahrer hat auf allen Strecken und in allen Ländern Fans: Rossi. Auch der Italiener sieht derzeit die allgemeine Lage schwierig.

"Ich stimme Colin zu. In Europa ist die Kultur der Motorräder tiefer verwurzelt. Viele Kinder fangen schon früh an, mit einer Form von Motorrad zu fahren, sei es ein Moped oder ein Mini-Bike. Ich kann mich erinnern, dass 2005 im ersten Jahr viele Leute hier waren. In einem Jahr sind es etwas mehr, dann wieder etwas weniger, aber die Fans hier sind toll und haben eine große Leidenschaft", lobt Rossi.

"Es ist aber auch ein spezielles Wochenende, weil hier nur die MotoGP fährt. Im Fahrerlager versteht man mehr die Realität der AMA Superbike und Supersport. Es ist ein anderer Stil als in Europa. Wie Colin auch meinte, ist es in Europa momentan keine gute Zeit für Motorräder. In Mugello waren weniger Leute als gewöhnlich, aber so war es auch in Spanien. Die Situation für Motorräder ist derzeit nicht fantastisch. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich dieses Wochenende entwickelt."