Analyse: Spannender Drei- oder Vierkampf um den Sieg
Das Renntempo von Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Dani Pedrosa ist nahezu identisch - Valentino Rossi muss sich im Warmup deutlich steigern
(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Fans können sich auf einen spannenden Grand Prix in Aragon freuen. Am Freitag schien Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo in einer eigenen Welt zu fahren, doch am Samstag sah es deutlich ausgeglichener aus. Bei den Longruns im vierten Freien Training überzeugte Lorenzo, aber auch die beiden Honda-Werkspiloten Marc Marquez und Dani Pedrosa fuhren starke Rundenzeiten. WM-Leader Valentino Rossi konnte das Tempo nicht mitgehen und hofft, dass er Sonntagvormittag im Warmup Fortschritte erzielen kann.

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Kommt es in Aragon zu einem Vierkampf der Werkspiloten von Honda und Yamaha? Zoom
Vermutlich werden alle Fahrer auf den mittleren Hinterreifen setzen, der deutlich besser funktionier als der harte. Im vierten Freien Training absolvierten alle Spitzenfahrer Longruns mit dieser Reifenoption. Zu Beginn waren tiefe 1:48er-Zeiten möglich. Pedrosa, Lorenzo und Marquez lagen innerhalb einer Zehntelsekunde und konnten selbst gegen Ende noch mittlere 1:48er-Zeiten fahren.
Bei Rossi sah das anders aus: Die schnellste Runde des Italiener war mehr als sechs Zehntelsekunden langsamer. Zudem rutschte Rossi schnell in die 1:49er-Zeiten ab. "Als die Temperaturen anstiegen, bekam ich Probleme mit den Reifen. Nach einigen Runden rutschte ich stark und konnte keinen Rhythmus finden. Die Hinterreifen bauten stark ab, doch auch die Vorderreifen ließen nach", klagt Rossi.
"Wir müssen arbeiten und versuchen, die Balance zu verbessern, damit ich besser in die Kurven hineinbremsen kann. Im morgigen Warmup werden wir versuchen, das Setup und mein Tempo zu verbessern", bemerkt Rossi. "Ich sorge mich um meinen Rhythmus, mein Renntempo, weil ich eine halbe Sekunde langsamer bin als Lorenzo, Marquez und Pedrosa. Ich denke, Jorge ist am stärksten. Es könnte also ein schwieriges Rennen werden, doch wir werden versuchen, das Maximum herauszuholen."

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WM-Leader Valentino Rossi hat im Warmup noch viel zu tun Zoom
"Es ist schwierig, über eine Strategie für das Rennen zu sprechen. Zuerst einmal haben wir 20 weitere Minuten, um das Motorrad im Warmup zu verbessern. Morgen ist ein weiterer Tag. Wenn es kühler ist, sollte ich stärker sein", prognostiziert Rossi. "Kühlere Bedingungen sollten den Verschleiß der Reifen etwas verringern", bestätigt Lorenzo. "Dieser Asphalt fordert die Reifen vor allem auf der linken Flanke stark. Wenn die Asphalttemperatur fällt, könnte der weiche Vorderreifen eine Option sein."
"Es ist wichtig, die Reifen zu schonen. Das sollte uns gelingen. Ich bin zuversichtlich", freut sich der WM-Zweite, der das Rennen von Startplatz zwei in Angriff nehmen wird. "Vor allem im vierten Freien Training war ich sehr froh über mein Tempo. Das Motorrad funktionierte sehr gut und ich fuhr sehr konzentriert und präzise. Es scheint, als ob wir für morgen ein gutes Setup haben, doch man kann sich nie sicher sein. Es ist immer schwierig, ein Rennen vorherzusehen. Wir sollten aber ein gutes Tempo fahren können."
Marquez möchte Lorenzo nicht entkommen lassen
Auch Marquez ist überzeugt, dass Lorenzo stark sein wird: "Jorge ist sehr stark, doch wir sollten Dani nicht vergessen. Er ist ebenfalls sehr schnell. Valentino wird im Rennen ebenfalls stark sein. Deshalb ist es nicht einfach, auf das Podium zu fahren", grübelt der HRC-Pilot, der am Samstag starke Longruns zeigte: "Selbst mit gebrauchten Reifen konnte ich den Rhythmus halten und mittlere 1:48er-Zeiten fahren. Das Gefühl ist gut, ich mag den Kurs. Die Fans unterstützen uns sehr gut und ich möchte einen tollen Sonntag erleben."

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HRC-Pilot Marc Marquez möchte im Rennen auf seine Reifen achten Zoom
"Offensichtlich werden alle Fahrer die gleichen Reifen verwenden. Ich gehe davon aus, dass alle vorne und hinten den mittleren Reifen verwenden. Das Reifenmanagement wird der Schlüssel zum Erfolg sein, denn wenn man ununterbrochen pusht, dann überhitzt man die Reifen. Wenn dieser Fall eintritt, dann fängt das Motorrad an zu rutschen und fordert einen sehr sanften Fahrstil", schildert Marquez.
"Jorge pusht in den Rennen erfahrungsgemäß zu Beginn sehr stark. Man muss versuchen, ihm zu folgen und zu pushen. Danach muss man konzentriert sein und die Reifen verwalten", bemerkt der Weltmeister. "Kühlere Bedingungen sind zu Beginn besser für die Reifen, doch dann bauen sie schneller ab. Am Vormittag hatte ich einen guten Rhythmus. Ich weiß nicht so richtig, wie ich die Nachmittagszeiten deuten soll, denke aber, dass wir für beide Bedingungen gut aufgestellt sind."
Ducati-Pilot Andrea Iannone überraschte im Qualifying mit der drittschnellsten Zeit, doch im Rennen dürfte der Italiener bei der Vergabe der Podestplätze keine Rolle spielen. In der zweiten Rennhälfte muss Iannone seine Zähne zusammenbeißen, da er durch eine Schulterverletzung behindert wird: "Auf diesem Kurs wird die Schulter stark belastet, weil man oft in Schräglage bremst. Im Rennen lässt es sich nicht verhindern, zu pushen. Ich hoffe auf die Leute aus dem Clinica-Mobile", so der Ducati-Werkspilot.

