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Analyse: Fährt Jorge Lorenzo ungefährdet zum Titel?

Auf dem Papier ist Jorge Lorenzo der klare Favorit, doch die Reifen bereiten allen Piloten Sorgen - Entscheidet am Sonntag nicht der Speed sondern die Konstanz?

(Motorsport-Total.com) - Fährt Jorge Lorenzo am Sonntag seinen fünften WM-Titel ein? Auf dem Papier sollte das eigentlich kein Problem sein: Der Spanier startet von der Pole-Position und hatte im vierten Freien Training die beste Pace aller Piloten. Theoretisch sollte der WM-Zweite damit problemlos dem Sieg in Valencia entgegenfahren. Doch die MotoGP wäre nicht die MotoGP, wenn es nicht wie immer noch einige Variablen geben würde, die sich vor dem Rennen nicht genau abschätzen lassen.

In Valencia sind das vor allem die Reifen. Zwar hatten bisher überwiegend die Honda-Piloten mit den zu weichen Vorderreifen zu kämpfen, doch niemand kann genau sagen, wie sich der Reifen über die kompletten 30 Runden entwickeln wird. "Es ist für beide Reifen schwierig. Wenn du nicht mehr den gleichen Grip hast wie in den ersten zwei Runden, dann werden morgen alle Probleme haben", weiß auch Lorenzo.

"Es wird darauf ankommen, wer ein besseres Setup für das Rennen und eine konstante Pace haben wird. Es wird aber ganz sicher schwierig werden, das gesamte Rennen tiefe 31er-Zeiten zu fahren. Wir werden es versuchen, aber ab der Mitte des Rennens wird es schwierig werden, denn der Vorderreifen ist sehr weich", warnt Lorenzo, der in FP4 die beste Pace aller Fahrer hatte.

Kann Marquez mithalten?

Da konnte der Spanier als einziger Pilot tiefe bis mittlere 1:31er-Zeiten fahren. Sein großer Gegner scheint am Sonntag Marc Marquez zu sein, der von Rang zwei startet und in FP4 nur etwas langsamer war. "Es sieht so aus, dass wir für morgen einen guten Rhythmus haben. Eine Frage wird allerdings sein, wie sich der Reifen nach zehn oder 15 Runden entwickelt", grübelt allerdings auch der Noch-Weltmeister.

"Es sieht so aus, dass hier alle Probleme damit haben, dass Vorder- und Hinterreifen überhitzen. Damit müssen wir umgehen, wenn wir an Jorge dranbleiben wollen. Es sieht so aus, dass er der Schnellste ist", sagt Marquez und erklärt im Hinblick auf die Reifen: "Normalerweise verwenden wir einen härteren Vorderreifen. Hier hat aber niemand diese Temperaturen erwartet."


Fotos: MotoGP-Finale in Valencia, Training


"Der 32er (soft; Anm. d. Red.) ist zwar die harte Option, aber es ist ein ziemlich weicher Reifen. Da haben wir Probleme. Wir haben die Balance des Bikes geändert, um diese Probleme zu umgehen. Dadurch entstehen allerdings neue Schwierigkeiten. Morgen soll es etwas kühler werden, was uns vielleicht helfen kann", hofft Marquez. Neben dem weichen steht den Piloten noch der superweiche und der asymmetrische Vorderreifen zur Verfügung.

"Es sieht so aus, dass hier alle Probleme damit haben, dass Vorder- und Hinterreifen überhitzen." Marc Marquez

"Alle jammern über die Reifen"

"Gestern haben in der Sicherheitskommission alle gejammert, dass die Vorderreifen zu weich sind", berichtet Aleix Espargaro. "Als wir am Donnerstag ankamen und ich die Temperaturen am Nachmittag gesehen habe, da war mir schon klar, dass wir Probleme bekommen werden. So war es dann auch. Selbst der 32er ist zu weich, wenn die Streckentemperatur über 35 Grad liegt. Dann ist er wirklich am Limit."

"Das Layout der Strecke macht es sehr schwierig, über 30 Runden konstant zu bleiben", weiß auch Andrea Dovizioso und erklärt: "Besonders der Hinterreifen steht extrem unter Belastung. Vorne kann sowieso keiner pushen, weil man am Kurveneingang stark auf der Seite liegt. Außerdem baut der Hinterreifen massiv ab, ganz besonders in den letzten acht Runden. Das wird viel wichtiger sein als der Speed am Anfang."


Jorge Lorenzo vor Valencia

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"Wir haben keine echte Referenz, wo wir im Vergleich zu unseren Gegnern stehen", erklärt der Italiener, der in FP4 stürzte. Für ihn steht allerdings fest: "Es wird im Rennen schwierig werden, über 30 Runden konstant zu sein. Das wird eine größere Herausforderung als der reine Speed werden." Teamkollege Andrea Iannone ergänzt: "In FP3 konnte ich meine Pace mit gebrauchten Reifen verbessern. Das wird morgen wichtig sein."

"Das Layout der Strecke macht es sehr schwierig, über 30 Runden konstant zu bleiben." Andrea Dovizioso

"Das gilt auch für die Temperatur, denn in FP4 war sie etwas höher als in FP3. Dadurch hatten wir weniger Grip und es war schwieriger. Ich hoffe daher, dass die Temperatur eher so sein wird wie in FP3", so der Italiener. Ein großes Fragezeichen steht auch noch über der Pace von Valentino Rossi, der sich von ganz hinten durch das Feld kämpfen muss. Die große Frage ist, ob so eine Aufholjagd mit diesen Vorderreifen überhaupt möglich ist. Die Antwort darauf kann lediglich das Rennen selbst liefern.