• 01.02.2010 11:02

  • von Maximilian Kroiss

Bartholemy: Moto2 als Basis für MotoGP-Einstieg

Unter dem Banner des finanzstarken Unternehmers Marc van der Straten hat Michael Bartholemy eine schlagkräftige Moto2-Mannschaft aufgebaut

(Motorsport-Total.com) - Nach einem Jahr Auszeit kehrt Michael Bartholemy als Teamchef des neuen Moto2-Rennstalles Marc-VDS in den Grand-Prix-Sport zurück. Obwohl in der vorläufigen Starterliste der neuen mittleren Hubraumklasse nur ein Startplatz für den 17 Jahre alten Engländer Scott Redding beim belgischen Team bestätigt wurde, laufen die Vorbereitungen der ambitionierten Mannschaft für ein Zweimannteam dennoch auf Hochtouren weiter.

Titel-Bild zur News: Michael Bartholemy

Michael Bartholemy ist zurück im WM-Zirkus und leitet 2010 das Marc-VDS-Team

"Unser Team steht in der Warteliste an oberster Stelle", sagt Renn-Heimkehrer Bartholemy. "Sollte noch ein Startplatz frei werden, dann wird dieser umgehend unserem zweiten Fahrer Vincent Lonbois zugeteilt." Der 19-jährige Belgier beendete im vergangenen Jahr die Europameisterschaft der Superstock 600 als Gesamtdritter. Nachdem in der provisorischen Starterliste noch einige Positionen als fragwürdig erscheinen, ist man bei Marc-VDS überzeugt davon, den zweiten fixen Platz für das Talent aus Waterloo doch noch zu bekommen.#w1#

Auch die Zusammenstellung aller Teammitglieder belegt die Entschlossenheit der Belgier, die Moto2-Premiere mit zwei Fahrern bestreiten zu wollen: "Für Scott konnten wir den ehemaligen HRC-Chefmechaniker Pete Benson gewinnen", erklärt Teamchef Bartholemy. "An der Seite von Lonbois wird Trevor Morris all seine Erfahrungen einbringen." Zu diesen hat der umtriebige Belgier weitere Weggefährten aus seiner Zeit bei Kawasaki angeheuert.

Didier de Radigues als Initiator des Teams

Ohne das Engagement seines Landsmannes Didier de Radigues wäre dieses Projekt aber wohl erst gar nicht zustande gekommen. Der vierfache Grand-Prix-Sieger der 1980er-Jahre und jetzige TV-Kommentator von 'RTL Belgien' hatte die Idee eines belgischen Motorrad-Rennteams. "Ohne Didier wäre nichts geschehen", gesteht Bartholemy. "Er war es, der uns alle unter dem Banner von Marc-VDS zusammen gebracht hat."

"Außerdem hat er Marc van der Straten die Moto2 schmackhaft gemacht", so Bartholemy. "Didier wird auch weiterhin in der Rolle als sportlicher Leiter dem Team zur Verfügung stehen. Er wird all seine Erfahrung aus dem Grand-Prix-Rennsport in das Team einbringen und selbstverständlich auch den zwei Piloten im Verlauf ihrer ersten Moto2-Weltmeisterschaft mit Tipps und Ratschlägen zur Seite stehen."

Van der Straten betreibt schon seit längerer Zeit Rennteams im Autosport. Mit der Installation der Zweiradabteilung ist man vor kurzem in einen neuen, größeren Workshop gezogen. "Das Marc-VDS-Team ist im Süden von Brüssel in der Nähe des Flughafens Charleroi angesiedelt", berichtet Bartholemy. Die neue Moto2-Mannschaft sei gemeinsam mit den anderen Motorsport-Projekten von van der Straten unter einem Dach beheimatet.

Fernziel ist die MotoGP

"Die Einrichtungen in der neuen Basis sind groß genug ausgelegt, um neben den bisherigen Betätigungsfeldern in den GT1- und GT3-Meisterschaften, dem Rally-Raid-Team und dem Moto2-Programm auch etwaigen zukünftigen Projekten Platz bieten zu können", sagt Bartholemy. Damit ist wohl der anvisierte Aufstieg in die "Königsklasse" MotoGP gemeint.

"Die Zielsetzung für das Marc-VDS-Team ist der Einstieg in MotoGP innerhalb der nächsten drei Jahre", formuliert Bartholemy seine Ambitionen. "Die erst vor kurzem beschlossenen Regeländerungen, die einen Einsatz von 1000er-Motoren schon ab 2011 vorsehen, werden uns sicherlich dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. Zunächst müssen aber noch die genauen Vorschriften ausdiskutiert werden."

"Erst danach wird man sich ein Bild über die technischen Anforderungen für den MotoGP-Einstieg machen können", meint der Belgier und fügt an: "2011 - das Jahr, in dem die neuen Regeln in Kraft treten - wird für das Marc-VDS-Team wahrscheinlich zu früh sein, um einen Einstieg ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Aber 2012 könnte dieser Schritt durchaus möglich sein", so Bartholemy.

Weitere Rennteams sind in Planung

"Es wird aber sehr vieles darauf ankommen, inwieweit sich das neue Regelwerk auf die Kosten auswirkt, um auch konkurrenzfähig sein zu können. Marc-VDS will auf keinen Fall in MotoGP aufsteigen, nur um die Anzahl der Startplätze zu erhöhen", stellt Bartholemy klar. "Gleich zum Debüt in der 'Königsklasse' muss es eine echte Möglichkeit geben, um konkurrenzfähig zu sein."

Vorerst gilt allerdings dem jungen Moto2-Projekt, das bereits einige namhafte Unterstützer gefunden hat, die volle Aufmerksamkeit der belgischen Rennmannschaft. Bartholemy selbst konzentriert sich auf die Zweiräder: "Bei Marc-VDS werde ich mich ausschließlich um die Belange des Moto2-Programms kümmern", sagt der 30-Jährige. "Mit den Aktivitäten im Autorennsport habe ich dort nichts zu tun."

Neben der Rolle als Teamchef des Moto2-Rennstalles plant Bartholemy auch ein Team in der Langstrecken-WM einzusetzen, das aber nichts mit Marc-VDS zu tun haben wird. "Dieses Team wird von meiner eigenen Firma BMP aufgebaut und geleitet", erklärt Bartholemy. "Der Name steht bereits fest. Als mögliche Fahrer kommen Steve Plater, Damien Cudlin und Anthony West in Frage. Die Verhandlungen laufen schon."